Dass ausgerechnet der als etwas eigen bekannte und die Kreativität und die Umsetzung der Vorstellungen kämpfende Daniel Lee von der Öffnung der Grenzen der heimischen Filmindustrie hin zur Mutterland China mit am Meisten profitieren und resultieren würde, hätte man vor (gefühlt) wenigen Jahren wohl auch nicht gedacht. Lee dreht mit jeweils den größten Stars, verfügt über im Landesvergleich exorbitante Budgets und entsprechenden Aufwand, der sich auch jeweils an den Kinokassen wieder rentiert und die nächste Maßgabe, die nächste Produktion ermöglicht. Selbst das Schaffen bleibt im Grunde im Rahmen auch der früheren Interessen, der eigenen Ideen und den Anfängen der Filmographie, auch wenn manche Werke wie zuletzt Dragon Blade oder nun Time Raiders sicherlich unpersönlicher erscheinen als ein Three Kingdoms, White Vengeance oder 14 Blades. [Demnächst startet die Drama / Action / Mystery The Song of the Assassins.]
Time Raiders selber ein weiteres Prestigeprojekt, das als vorbereiteter Blockbuster im Sommer den Weg des kleinstmöglichen Widerstands und des größtmöglichen Zuspruche und Schutzes des Publikums geht. Zwei Zuschauermagnete, die vor allem die jüngere Klientel und auch die weibliche Kundschaft ansprechen können in den Hauptrollen, dazu ein Effektfeuerwerk und eine magische Geschichte, auf die die Bevölkerung der Volksrepublik China so neuerdings als besonders erpicht ist, und eine narrensichere Vorlage, die bereits als Buch und als Fernsehserie auf das Gründlichste ausprobiert ist:
Seit seiner frühesten Kindheit von der Archäologie begeistert und diese auch studiert, ist der sehnlichste Wunsch des jungen Wu Xie [ Lu Han ], wie seine gesamte Familie auch einmal selber in ein Grab hinabsteigen zu können und bis dato unbekannte Welten und Schätze zu erkunden. Die Erfüllung dessen scheint nah, als sein Onkel Wu Sanxing [ Wang Jing-chun ] nach einem Zufallsfund eine neue Expedition in die Nähe von Tibet plant und dafür die Mitarbeiter wie die Experten Zhong [ Pierre Ngo ], Panzi [ Jack Tu ] und Dakul [ Phillip Keung ] engagiert. Dumm nur, dass Wu nicht wirklich vorhat, den Jungspund mizunehmen, aber stattdessen auch eine zweite, von A Ning [ Sandra Ma ] angeführte Söldnertruppe bestehend aus schwerbewaffneten Westlern den gleichen Weg in die Erde hinein anstrebt. Deren Auftraggeber Hendrix [ Vanni Corbellini ] überwacht das Geschehen und die baldigen heftigen Auseinandersetzungen der beiden Gruppierungen und innerhalb des Grabes per Monitoring und nur er, und der bei Wu anwesende geheimnisvolle Kämpfer Zhang Qilin [ Boran Jing ] wissen auch, was wirklich vorzufinden ist und was wirklich auf dem Spiel für die Menschheit steht.
Als ein neues, frisches Subgenre im modernen Kino, welches aufgrund von literarischen Erfolgen und einer gewissen Auflockerung bis Lösung bestimmter zensurhafter Ansichten und Bestimmungen gefördert wurde und erst vor kurzem entstanden ist, bietet sich aufgrund des Einflusses und der noch überschaubaren Anzahl an Exemplaren ein Vergleich dazwischen geradezu an. Neben vielzähligen unscheinbaren Vertretern, die angekündigt oder schon (unter Ausschluss der Öffentlichkeit, vor allem unter Ausschluss von westlichen Augen) und vielfältig auch mit dem englisch begrifflichen Titel Tomb... ( Tomb-Raiding Diary, Tomb Foxes, Tomb of a Brutal Journey, Tomb Mystery. der 'amerikanische' Guardians of the Tomb usw. ) gelaufen sind, waren es 2015 Mojin - The Lost Legend und Chronicles of the Ghostly Tribe, die in der jeweiligen Verfilmung von Zhang Muyes "Ghost Blows Out the Light" als Groß- und Prestigeproduktion gestartet und an den Kinokassen erfolg- und einflussreich waren. Mojin der gefälligere, der eher 'amerikanisierte' bzw. 'hollywoodesk' inszenierte der Beiden, der auch bei den Zuschauern mit einem Einspiel von 230 Mio USD mehr Zuspruch (und eine angekündigte Fortsetzung) fand und die Messlatte bereits recht hoch in den Raum, wenn auch sicher nicht an die Decke hängt; während Chronicles ... nach flotter Achterbahnfahrt am Start und einem gelungenen Creature feature am Ende vor allem im Mittelteil schwächte, dafür aber 'chinesischer' und kühler wirkte und noch eher persönlich als professionell.
Time Raiders basiert auf den ebenso ursprünglich Online von Kennedy Xu veröffentlichen Roman "Daomu Biji" ( übersetzt unterschiedlich als "Grave Robbers’ Chronicles", "Grave Robbery Note" und "The Lost Tomb", unter dessen Titel auch eine mehrjährig angesetzte Fernsehserie am Laufen ist, unabhängig noch von der Prequelserie Old Nine Gates ) und geht im Grunde den fast noch sicheren, mittlerweile aber auch schon bekannten Weg. Als massiver Abenteuerfilm mit viel Mythologie, viel Bezug auf die eigene Landes-, Folklore- und Reliquiengeschichte, die sowieso unerschöpflich ist und Quell steten Interesses, ein wenig Phantastik, hier und da etwas aufgemotzte Aktion in schweren Mänteln und dicken Leder, und vermehrt ausländischen Grabräubern, die als Invasoren sich etwas aneignen wollen, was per se schon ihnen nicht zusteht und niemals richtig gewürdigt wird, hat die Produktion alle Zutaten, die für ansprechende, nicht anspruchsvolle Historical fiction vonnöten sind und hat diese Gewürze auch ansprechend mit viel Geld (60 Mio. USD)und Talent hinter der Kamera und anders als zuvor ohne eventuelle politische Andeutungen umgesetzt. Abgeschmeckt wird das Ganze mit zwei männlichen Jungstars in der Hauptrolle, beide Mitte/Ende 20, von denen einer adretter aussieht als es der Andere schon ist, was dem Projekt zwar etwas das Flair von sogenannten 'Posterboys' als Aufhänger (und ganz viel Bromance-Flair) verleiht, sie aber als Blickfang für einen Teil des Publikums und als Identifikation für den anderen verwendet, und dies in der Vorlage auch so gegeben ist.
Bis kurz vor knapp ist das Spektakulum auch höchst ansehnlich, auch wenn man sich an diversen Vorbildern orientiert, keinerlei großartige eigene Originalität aufweisen lässt und ganz am Ende wie eine Art passives und dann auch schlecht getrickstes Videospiel aussieht. Bis dato taucht Regisseur Lee, der auch als Art Director fungiert, das zunehmend wilde Hype-Event-Geschehen in ein Meer von viel Blaufilter und nur selten etwas Gelb, lässt es draußen vor der Höhle unheilvoll Blitzen und Donnern, und innen drinnen mit allerlei Getier kreuchen und fleuchen, als wenn das Jüngste Gericht bevor steht. Architektur, Elektronik, Elektrotechnik im schieren Überfluss, dazu einige forsche Shootouts und knackige Martial Arts Beigaben, die fast ein besseres Umfeld noch und etwas mehr Mut verdient hätten, dies aber nicht gegeben ist.