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Bereits bei „Bus 657“ hatte Regisseur Scott Mann den Ex-Wrestler und jetzigen Actionstar Dave Bautista besetzt, für seinen dritten Spielfilm, „Final Score“ holte er ihn gleich als Hauptdarsteller an Bord.
Zuerst wird allerdings der pseudopolitische Aufhänger in Form eines Nachrichtenzusammenschnitts vorgestellt, wenn eine Reportage von dem Aufstand berichtet, der in der ehemaligen Sowjetrepublik Sakovya vor rund 20 Jahren stattfand, gegen russische Besatzung. Das erinnert namentlich an Sokovia aus „Avengers: Age of Ultron“ aus dem Hause Marvel, in deren Cinematic Universe Bautista ja auch als Drax in den „Guardians of the Galaxy“-Filmen unterwegs ist. Sakovya und Sokovia sind beide jedenfalls fiktiv, damit man niemandem zu sehr auf die Füße latscht. Anführer des Aufstands sind Präsident Dimitri Belav und sein Bruder, der General Arkady (Ray Stevenson), doch die Bewegung stirbt mit Dimitri, der vermeintlich einem Anschlag zum Opfer fiel. Zeitsprung in die Gegenwart, in der Akardy definitiv nichts Gutes vorhat, was man schon daran erkennt, dass er einen armen Knilch für Informationen foltert.
Derweil verschlägt es den amerikanischen Veteran Michael Knox (Dave Bautista) nach London, wo er die Familie eines gefallenen Kameraden besucht – eines Mannes, der ihm nahestand wie ein Bruder, weshalb ihn dessen Tochter Danni (Lara Peake) auch nur als Onkel Mike bezeichnet. Die rebellische 15-Jährige hat eigentlich auch Hausarrest, aber Michael kann ihre Mutter überreden die Tochter für den Besuch eines Fußballspiels gehen zu lassen. Dort spielt, wie könnte es anders sein, der britische West Ham United gegen den russischen Verein aus Sakovya. Während ein paar Szenen die übliche Backgroundstory antriggern (Michael hat Schuldgefühle, weil der Kamerad unter seinem Kommando starb, die Tochter ist wegen der verlustigen Vaters am Ausagieren etc.), zeigen andere Szenen wie Arkady und seine Mannen hinter den Kulissen die Kontrolle über das Londoner Stadion an sich bringen, in dem das große Spiel stattfindet.

Nichtsahnend begeben sich Michael und Danni zum Spiel, wo der Teenager aber prompt stiften geht und lieber mit dem Freund knutschen möchte. Als Michael nach der Quasi-Nichte sucht, stößt er allerdings auf die Terroristen und beginnt notgedrungen einen Ein-Mann-Krieg gegen das Kommando, während das Spiel auf vollen Touren läuft…
Schon Scott Manns vorige Filme hatten eindeutige Vorbilder: „The Tournament“ orientierte sich am „Battle Royale“-Szenario, „Bus 657“ war von „Die Entführung der U-Bahn Pelham 1 2 3“ inspiriert. „Final Score“ ist nun eine weitere „Stirb langsam“-Variante, in der sich Schurken ein Sportstadion unter den Nagel reißen, ähnlich wie in der „Die Hard“-Version „Sudden Death“, in eine Eishockey-Arena den Spielplatz markierte. „Sudden Death“ ist sowieso eine deutliche Blaupause: Neben vielen ähnlichen Szenenabläufen (die Suche nach dem Kind, welche zum Entdecken der Terroristen entführt, die Verminung des Stadions mit dem Spielende als Detonationszeitpunkt usw.) sind einzelne Szenen sehr genau abgeguckt, darunter ein Küchenfight, der „I killed one of them“-Oneliner oder die Kletterpartien im Stadiongebälk. Das Auf-sich-aufmerksam-Machen, indem man eine Leiche aus dem Fenster schmeißt, kennt man natürlich aus dem originalen „Stirb langsam“, den darauf geschriebenen Namen des Ermittlers aus „Con Air“. Wie in „Stirb langsam – Jetzt erst recht“ haben die Terroristen eine Killerin dabei, die mit dem stärksten Muskelmann zusammen ist und gerne mal die Klingenwaffe schwingt, und wie im ähnlich gelagerten „Security“ kann der Film eine motorisierte Verfolgungsjagd innerhalb eines Gebäudes zu bieten.

Um es kurz zu machen: „Final Score“ ist wenig originell, ein reiner Genrefilm, der gar keine großen Ambitionen über das Erfüllen von Standards hinaus hat. Aber Scott Mann erfüllt diese Standards dann ziemlich gut. „Final Score“ hat beim Abhaken bekannter Stationen ordentlich Drive, zeichnet seine Figuren mit wenigen Pinselstrichen charismatisch und prägend genug, während die Hintergrundgeschichte ihnen mehr Profil verleiht, aber nie zu sehr vom Wesentlichen ablenkt. Mann und seine Drehbuchautoren Jonathan Frank, David T. Lynch und Keith Lynch jonglieren mit den Handlungssträngen, in denen die Terroristen nach Dimitri, Michael und später der potentiellen Geisel Danni suchen, Michael nach Danni, den Terroristen und später Dimitri sucht, während die Polizei von außen unterstützt so gut sie kann, aber natürlich auf den einsamen Helden mittendrin angewiesen ist. Dabei verstecken Mann und Jonathan Frank auch einen Hinweis auf ihr eigenes Schaffen, genauer gesagt „Bus 657“, denn Dimitris Sitzplatznummer lautet B657.
Dimitri nach einer Gesichtsoperation wird von Pierce Brosnan dargestellt, der in der zweiten Hälfte als Edelsupport auftaucht und seine wenigen Szenen ganz markig herunterreißt. Dass seine Figur noch am Leben ist und von Akardy gesucht wird, ist wenig überraschend, auch wenn der Film dies nicht sofort enthüllt, aber ein großes Geheimnis ist es auch nicht. Als Bruce-Willis-Ersatz beweist Dave Bautista, dass er als charismatischer Actionstar taugt, der neben entsprechend Muckis und körperlichen Fähigkeiten auch schauspielerisches Talent und Mut zur Selbstironie besitzt. Auf der Gegenseite kann Ray Stevenson in der wiederholten Baddie-Rolle seine bewährte Nummer abziehen, aber das kann er gut, auch wenn er hier keine Höchstleistungen erreicht. Der Rest vom Fest ist okayer bis guter Support, vor allem Lara Peake als bockige Teenagerin, Ralph Brown als Einsatzleiter, Alexandra Dinu als Killerin, Julian Cheung als Geheimagent und Amit Shah als freundliches Helferlein Faisal.

Mit Stadionordner Faisal erlauben sich Scott Mann und seine Autoren auch ein paar nicht übermäßig tiefschürfende, aber doch ganz gewitzte Kommentare zur Terror- und Fremdenangst in heutigen Zeiten. Auch die sonstigen politischen Implikationen sind wegen des fiktiven Sowjetstaats irgendwo zwischen dezent und inexistent einzuordnen, aber immerhin ist „Final Score“ mal wieder eine halbwegs gut budgetierte „Die Hard“-Variante mit Kinotauglichkeit, auch wenn der eine oder andere CGI-Effekt doch nicht ganz auf A-Niveau ist. Zum Glück setzt „Final Score“ nur selten darauf und punktet meist mit handgemachter Action.
Die verteilt sich auf mehrere größere Scharmützel und ein paar kleinere Gefechte. Während die Shoot-Outs wenig der Rede wert sind, punktet eine Motorradjagd durch und übers Stadion sowie der rabiate Küchenfight, bei dem es analog zum Vorbild „Sudden Death“ einige Härten gibt, wenn Fritteuse, Herdplatte und Feuer zum Einsatz kommen. In einer besonders einprägsamen und ziemlich derben Szene greift der Held in die Fritteuse, um im Überlebenskampf an ein Messer zu kommen. Gerade die Nahkämpfe sind gut choreographiert und wuchtig inszeniert. Das Team um Stunt Coordinator Peter Pedrero, der auch in einer kleinen Rolle mitspielt, leistet ganze Arbeit, auch wenn der Film actiondramaturgisch nicht hundertprozentig rund läuft: Der auf kleine Einzelgefechte aufgeteilte Showdown wirkt etwas antiklimaktisch und den Oberschurken entsorgt Michael dann fast schon erschreckend schnell.

„Final Score“ ist also ein Rip-Off von „Sudden Death“, der ja selbst schon eine „Stirb langsam“-Variante und insofern ein erwartbarer Film. Aber: Er ist eine temporeiches Rip-Off, versiert nachgeahmt, mit starker Action und guter Besetzung aufwartend, einem etwas schlappen Showdown zum Trotz. Qualitativ ungefähr auf einer Ebene mit dem ähnlich gelagerten „Security“: Wo jener die etwas bessere Action bot, da hat „Final Score“ etwas mehr Budget im Rücken, das er deutlich besser auf die Leinwand bringt. 6,5 Punkte.

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