Ich kann mir nicht so recht einig werden mit diesem Streifen. An sich ist Luc Besson in meiner Top 10 der besten Regisseure locker mit drin und die meisten seiner Filme sind avantgardistische Meisterwerke der Spitzenklasse, die einfühlsames, intensives Schauspiel mit exzellentem Look zu kosmetischen und gleichzeitig hintersinnigen Meisterwerken verbinden - und das ganz gleich auf welchem Sektor. Nur sein Ausflug ins Mittelalter – ich weiß nicht recht...
Irgendwie schwankt man die ganze Zeit mit seinem Urteil darüber, wie Ernst der Film gemeint sein soll. Auf der einen Seite bemüht sich „Johanna von Orleans“ um historische Genauigkeit und ist nicht um die realistische, oft gnadenlose Darstellung des gewalttätigen Mittelalters verlegen – so gibt es reichlich brutale Szenen um Vergewaltigung, Kampfgetümmel und so weiter. Doch auf der anderen Seite legt ein Großteil der Hauptfiguren ein derart komödiantisches (meist wirklich humorvolles, mal aber auch echt dümmliches) Spiel an den Tag, sodass sämtliche Ausuferungen in Sachen Ruch- und Schnörkellosigkeit wieder zurückgepfiffen werden. Das mag an der allseits üblichen französischen Geschwätzigkeit und Vorliebe für Ironie liegen, auf die ich ja auch stehe, nur sollte man sich eher früher als später für einen Stil entscheiden. Denn das krasse Gegengewicht hierzu stellt Milla Jovovic da, die hier – bei aller Liebe – echt abkackt und nicht gerade Talent für einfühlsames Hineinversetzen in Charaktere dieser Art beweist. Besson hingegen muss das wohl anders gesehen haben; zweifelsohne lässt er keine Gelegenheit aus, seine (damalige) Gemahlin ständig ins rechte Licht zu rücken. Man sieht ihr zwar die Mühe an und sie spielt definitiv nicht unmotiviert, doch das Gesamtbild wirkt ständig überzogen, und es ist nervig wie anstrengend, ihr beim Dauerrumhampeln zuzugucken. Zwar bilden die übrigen Darsteller, gerade unter den Rittern (z.B. Tchecky Karyo oder Vincent Cassell) ein angenehmes Gleichgewicht dazu; gerade Dustin Hoffmans Auftritt als das „Gewissen“ in düsterer Kutte bleibt positiv in Erinnerung. Nur insgesamt reichts leider nicht zur Neutralisierung, da ihnen im Verhältnis nicht ausreichend Bedeutung zugeordnet wird.
Die Schlachten sind opulent und gewaltig, und auch sonst versteht man sein Handwerk. Zwar sind die Sequenzen, in denen Johanna ihre Visionen erhält, wiederum Geschmackssache, für mich gingen sie aber in Ordnung, vor allem, als das „Gewissen“ ihr die Möglichkeiten aufzeigt, wie das Schwert auf die Wiese gekommen ist. Aber insgesamt hilft´s leider alles nix: der Film steht und fällt mit Milla Jovovic, und die Leute drum herum, die größtenteils exzellent aufspielen, können daran kaum noch etwas rütteln. Für Besson-Verhältnisse ist es also ein Griff ins Klo, wobei man in diesem Zusammenhang jedoch sagen muss, dass „Johanna von Orleans“ im Allgemeinen doch zur Unterhaltung taugt, gerade, wenn man viel für Historienstreifen und das Mittelalter übrig hat.