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Die Schriftstellerin Beth feiert jüngst große Erfolge mit ihrer neuesten Roman-Veröffentlichung "Incident in a Ghostland", in welcher sie semi-biografisch ein Kindheits-Trauma aufarbeitet, denn im Teenager-Alter wurden sie sowie ihre Schwester Vera als auch ihre Mutter Pauline kurz nach dem Einzug in das irgendwo im amerikanischen Hinterland gelegene Haus ihrer verstorbenen Tante von einem Psychopathen-Pärchen überfallen und misshandelt. Vera selbst hat die damaligen Ereignisse jedoch weniger gut weggesteckt, wie Beth feststellen muss, als diese sich während eines psychotischen Anfalls telefonisch bei ihr meldet und ihre Schwester um Hilfe bittet. Als Beth Vera anschließend aufsucht, die nun im Keller des Hauses ihrer Mutter freiwillig in einer selbst zusammengeschusterten Zelle haust, muss sie erkennen, dass die Vergangenheit immer noch ihre Schatten wirft... auch auf sie selbst... Im Vergleich zu "Martyrs" und "The Tall Man" gerät Pascal Laugiers "Ghostland" als geradezu ins Märchenhafte aufgebauschte Variante eines "Texas Chainsaw Massacre"-liken Terrorfilmchens aufgrund seiner relativ vielschichtigen Erzählweise nicht gänzlich zu einem inhaltsleeren Ärgernis, und geht in Sachen Publikums-Manipulation ein wenig kunstvoller und geschmackssicherer zu Werke, als das bei seinem zum Skandalfilm hochgehypten Zweitling der Fall gewesen ist... tja, nur mögen tu' ich ihn deswegen aber trotzdem nicht. So manche allzu verschnörkelten Details des Skripts wirken da doch etwas zu artifiziell verpimpelt, um so richtig ihre Wirkung zu entfalten (das verwinkelte Quasi-Hexenhaus, das Spiel mit den gruselig zurechtgemachten Puppen etc.), während die sprunghaft von einer Zeit- und/oder Erzähl-Ebene in die andere wechselnde Handlung vermeintlich die etwas dünne Storyline kaschieren soll... ein Eindruck, der sich übrigens auch nach dem großen Aha-Effekt so etwa zur Mitte des Films nicht wirklich ändert. Hey, keine Spoiler hier, aber... really, Pascal? Mehr war nicht drin? Nun ja. Angesichts einiger wieder mal breit ausgewalzter Szenen physischer und psychischer Gewalt gegen Frauen (oder hier besonders eklig, gegen junge Mädels im Spielalter von 14 oder 15 Jahren) kommt man nun übrigens endgültig auf den Gedanken, dass Laugier in seinen Filmen vornehmlich (ähnlich wie Argento) irgendeinen persönlichen Fetisch bedient und die Narrative drumherum dabei nur Nebensache ist. So gänzlich ohne Kontroverse scheint er halt nicht auszukommen, seien es nun die ganz lapidar von der üblichen Klientel online geäußerten Anschuldigungen der vermeintlichen Transphobie (weil halt einer der Psychos hier ständig in 'nem Kleid rumläuft, das is' was ganz Neues, das hat man vorher im Genre noch nie gesehen, fragt mal nach bei Norman Bates... *hüstel*) und Misogynie, oder - und das wiegt etwas schwerer - die von Darstellerin Taylor Hickson konkret geäußerten Vorwürfe der Fahrlässigkeit gegen die Produktion und den Regisseur, nachdem sie während der Dreharbeiten durch einen Set-Unfall entstellende Narben im Gesicht davongetragen hat... in dem Zusammenhang ist dann auch das offiziell verwendete Poster-Artwork arg pietätlos.

5/10

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