Mit „Kopper“ schickt die „Tatort“-TV-Krimireihe den männlichen Part eines der langlebigsten Ermittlerduos in Rente: Es ist Andreas Hoppes letzter Einsatz als italienischstämmiger Hauptkommissar Mario Kopper an der Seite seiner Kollegin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) in Ludwigshafen. Produziert 2017, ausgestrahlt im Januar 2018, inszenierte der TV-Krimi-erfahrene Regisseur Roland Suso Richter ein Drehbuch Patrick Brunkens.
Auf der Straße trifft Kopper zufällig Sandro Giangreco (Michele Cuciuffo, „Maria Mafiosi“), einen Freund aus sizilianischen Kindheitstagen, wieder. In einer Kneipe gehen sie ihr Wiedersehen begießen, als plötzlich ein Angehöriger der italienischen Mafia nach einem kurzen Gespräch auf Sandro feuert. Kopper reagiert blitzschnell und erschießt seinerseits den Angreifer. Im Anschluss werden grob die Spuren verwischt und das Weite gesucht. Es stellt sich heraus, dass Sandro für mehrere Morde jahrelang hinter Gittern saß und mit der Mafia endgültig abschließen will. Er erklärt sich bereit, als Kronzeuge gegen die Organisation auszusagen, wenn Kopper ihn in ein Zeugenschutzprogramm vermittelt. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan, die Mafia wenig begeistert von Koppers Dazwischenfunken und der letzte Kronzeuge gerade erst im Gefängnis tot aufgefunden worden – ein Suizid, den Koppers ahnungslose Kolleginnen Lena Odenthal und Johanna Stern (Lisa Bitter) untersuchen. Als schließlich Koppers Spuren am Tatort, der Kneipe, gefunden werden, führt dies zu Konfusionen und Kontroversen...
„Kopper“ besorgt quasi nachträglich lange versäumte Charakterisierungen des Namensgebers dieser Episode, wofür neben Dialogen mit Sandro Rückblenden in Form von Super-8-Aufnahmen aus der gemeinsamen Kindheit zum Einsatz kommen. Nachdem die Ludwigshafener Beiträge zuletzt stark in Ungnade gefallen waren und mitunter gar als Tiefpunkte der Reihe galten, bemüht man sich redlich um Wiedergutmachung und einen würdevollen Abgang Koppers. Dem wird auch geschuldet sein, dass man als Sujet kein klassisches Whodunit? wählte, das den Fokus auf die Ermittlungsarbeiten legt, sondern vielmehr in Thriller-Manier das Hauptaugenmerk auf die Beziehung Koppers zu seinem Jugendfreund und dessen beispielhafte Verstrickungen mit der Mafia richtet, die Kopper nicht nur in akute Gefahr, sondern auch in Gewissenskonflikte bringen. Zudem legt dieser „Tatort“ den Finger in die offenbar reale Wunde der unzureichenden Möglichkeiten der deutschen Justiz, der Mafia habhaft zu werden und ihre Zeugen adäquat zu schützen. Wie sehr dies misslingt, zeigt eindrucksvoll der Prolog um den erwähnten Suizid.
Auch die Rahmenhandlung um mafiöse Verstrickungen im Geschäft mit Chemiemüll scheint in der Realität verankert – wurde jedoch leider wie allgemein fast alles, was über die spannende, emotionale Beziehung zwischen Kopper und Sandro hinausgeht, unglücklich kompliziert konzipiert und/oder erzählt, sodass insbesondere die daraus resultierenden langen Dialogpassagen der Nebenfiguren ermüdend wirken. Was dieser „Tatort“ an Hintergründen anbietet, ist für den eigentlichen Gehalt dieser Episode zu nebensächlich, als dass es derart herausgestellt und damit vom Kern der Geschichte unschön ablenken sollte. Auch das eine oder andere Klischee hätte es in dieser Ausprägung vielleicht nicht bedurft, wenngleich das größte sicherlich bereits der Aufhänger darstellt: einen deutschen Kommissar mit italienischen Wurzeln der Mafia auszusetzen.
Daraus ergibt sich indes eine unterhaltsame, recht sensible Mischung aus Charakterstudie, Mafia-Thriller, Krimi und Freundschafts-Drama um Vertrauen, Loyalität und falsches Spiel, in der Andreas Hoppe sich als mehr als überdurchschnittlicher Charakterdarsteller beweisen kann, der Actionszenen genauso gut meistert wie insbesondere die äußerlich ruhigen, psychologisch jedoch an ihm zehrenden Momente und erahnen lässt, dass man ihn mit seiner hier gezeigten überlegten, in sich ruhenden, fast stoischen und dennoch herzlichen Art im „Tatort“ vermissen wird. Der Epilog wiederum beweist einmal mehr: Bulle im vorzeitigen Ruhestand müsste man sein...