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Obwohl eigentlich The Killer schon seit dem Erscheinungspunkt 1989 und damit seit den frühen Neunzigern gleich mehrfach für eine Neuverfilmung im Gespräch war, wurde diese "Ehre" oder wie man das nennen mag dann eher aus der Lameng heraus dem A Better Tomorrow (offiziell) gleich zweimal zu teil, und war sogar ein drittes Mal angedacht; eine Idee, die sich nach den von vornherein unter einem schlechten Stern stehenden Bemühungen jetzt und den Ergebnissen erst recht hoffentlich verflüchtigt hat. Beiden Remakes war weder finanziell der durchschlagende Erfolg vergönnt noch die große Anerkennung bei den Kritikern, wobei der südkoreanische Vertreter unter Regie von Song Hae-sung zumindest noch die Weihen von John Woo selber als Executive Producer hatte und für sich gesehen auch mit frischen Zutaten aufwartete und relativ eigenständig zu sehen ist:

Während der junge Polizist Zhou Chao [ Ma Tianyu ] durch viel Einsatz und Ansporn eine erfolgreiche Karriere als Polizist in Anlauf nimmt, ist sein älterer Bruder Zhou Kai [ Wang Kai ] mitsamt seinem besten Freund Ma Ke [ Wang Talu ] als Schmuggler bei Ha [ Lam Suet ], dem lokalen Gangsterboss angestellt. Kai selber hat auch noch Prinzipien, u.a. weigert er sich, den ständigen Forderungen seines Kollegen Pi Jin a.k.a. Rubberband [ Wu Yue ] nach dem Umstieg bzw. der Erweiterung auch auf das höchst lukrative Geschäft des Handels mit Drogen nachzukommen, muss für diese Sturheit allerdings bezahlen und wird bei einer fingierten Übergabe nicht nur angeschossen, sondern anschließend auch von der Polizei gestellt. Drei Jahre Haft später ist seine Verbindung zum Bruder gebrochen, und Ma Ke nach einer Vergeltungsaktion mit einem nachziehenden Bein und einem steilen Abstieg in der Karriereleiter verletzt; auch die versuchte späte Reue mit einem Wechsel in die Legalität wird durch die alten Genossen um Has Sohn Cang [ Yu Ailei ] und deren Machenschaften auf die Probe gestellt.

Die nunmehrige Auffrischung durch den Chinesen Ding Sheng, welche zwischenzeitlich auch als A Better Tomorrow 4 vermarktet wurde, aber eben keine fortführende Erzählung, sondern die gleiche im moderaten Kugelhagel nochmal ist, ist im Grunde zwar kein uninteressantes, aber recht unnötiges Exemplar, und eines, welches dem Original und seinem Daseinswert von Sekunde Eins an naturgetreu unterliegt. Dabei ist Ding gegenüber dem phasenweise auch angedachten Stephen Fung zwar der wesentlich bessere Filmemacher und hat sich auch im modernen Actiongenre mit (mehr) Saving Mr. Wu und (weniger) Police Story 2013 bewährt, sich hier aber teils auf eine merkwürdig anmutende Schauspielerschar und dies angesichts vor vormaligen Ti Lung, Chow Yun-fat und Leslie Cheung immerhin reduziert, und zusätzlich oftmals auf einen Digitallook verlassen, welcher dem ganzen Szenario zuweilen etwas sehr Preiswertes verleiht und eher in den besseren Fernsehfilm gehört. Dennoch und trotz aller vertanen Chancen auf ausschweifendes Bleigewitter ist es verfrüht zu behaupten, der Film wäre schlecht.

Denn ähnlich wie auch dem südkoreanischen Pendant, oder den wenig bekannten, da bloß im Landesinneren und dazu noch inoffiziell veröffentlichten philippinischen Berdugo (1998) und Dalawa Man Ang Buhay Mo, Pagsasabayin Ko (1992) ist auch diesem Werk hier anheim, dass die Geschichte der drei unterschiedlichen Brüder – zwei vom Blut und der Geburt an wegen und zweien aus Loyalität und Freundschaft heraus, wodurch dann ein stets vor dem Zersplittern befindliches Trio entsteht – auch hier funktioniert; und dies nicht trotz der Verlegung an einen neuen Standort und einiger Storywendungen, sondern wegen der Beachtung der Grundzüge des Heroic Bloodshed und dem (mittlerweile etwas archaisch gewordenen) Zusammenstehen der Männer über alle Schwierigkeiten hinweg, und selbst wenn am Ende der Tode winkt.

Deswegen werden die Eckpfeiler auch beibehalten, zwei Gangster, die noch etwas Ehre am Leib haben und denen die alten Regeln noch heilig sind, plus ein Jungspund auf der anderen, auf der richtigen Seite des Gesetzes, der als naiver und grundauf ehrlicher Polizist mit in die Bredouille hineingezogen wird und wo es bald nicht mehr um richtig und um falsch, sondern schlicht um das nackte Überleben gegen eine Übermacht geht. Anders ist der Schauplatz, wird nun die Hafenstadt Qingdao in der Provinz Shandong, eine Küstenmetropole mit nicht ganz 8 Mio. Einwohnern im Osten der VR China und die Zugehörigkeit der Kriminellen zu einer Bande von Schmugglern, gerne auch mal unterhalb der Stadt und die Kanalisationstunnel nutzend ausgewählt. Die unterschiedlichen Bilder der 'Grünen Insel', vor allem aber auch die Panoramen vom Tiefseehafen, der Schifffahrt und des Meeres selber tragen ihr zusätzliches zu der Einstellung der gesuchten und nicht gefundenen, sondern genommenen Freiheit all der Beteiligten hier bei; zumal seitens der Regie nicht speziell die Größe der Umgebung gesucht, sondern gerade eingangs in den allerersten Bildern eher ein gewisse Provinzialität verbreitet wird, die die Lokalität für einen Moment wie besseres Husum aussehen lässt.

Auffällig ist noch die Verwendung vor allem von Musikstücken älteren Jahrgangs für den Soundtrack, ob nun aus dem Off oder von dem hiesigen Mark, einem ausgesprochen offenherzigen Sängerknaben intoniert wird. Die eingängige Titelmelodie aus dem Original darf dabei natürlich auch nicht fehlen, sind die zu offensichtlichen Verweise auf die Vorbilder aber eher die, die dann auch zu selbstreferentiell bis anbiedernd und störend sind. Neben einigen kleineren Scharmützeln der Polizei und ihrer Eingreiftruppe bei Razzien werden auch die Anlagen der Actionszenen vom Woo übernommen, allen voran der Rachefeldzug mit den versteckten Waffen im Restaurant, wobei die Vorbereitung der Szene hier durchaus ihre Reize hat, die Explosion der Gewalt dann aber fast antiklimatisch ist. Während das Finale am Hafen mitsamt Sprengkörpern und im Staube kriechenden Heroen keine ersichtliche Choreografie aufweist und auch in der Ton-/Schnittmontage wie von verschiedensten Leute zusammengestückelt wirkt.

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