Der Mensch als animal symbolicum oder Selbstbilder als Motor der Identitätskonstutition in der Spannung zwischen Idee und Wirklichkeit - dieser spätestens seit Platons Philebos virulenten Grundfrage der Menschheit (sehr gut gewählt daher der deutsche Titel) geht Meistermelodramatiker Sirk hier nach, und dies in selbst für seine Verhältnisse unglaublich zugespitzt stilisierter Form. Im Zentrum steht ein gleichsam chiastisch angelegtes Gegenüber zweier Mutter-Tochter-Verhältnisse: Die verwitwete Provinzschauspielerin Lora Meredith (Lana Turner) geht mit ihrer Tochter nach New York, um Karriere zu machen, läßt sich aber eines schönen Tages am Strand dazu hinreißen, eine ebenfalls alleinerziehende obdachlose schwarze Mutter mit ihrer ungewöhnlich hellhäutigen Tochter Sarah Jane trotz ärmlicher Verhältnisse bei sich aufzunehmen. Nerv der Handlung ist dann die mehr oder weniger nacheinander berichtete wechselseitige Spiegelung der Schicksale von Lora Meredith und Sarah Jane: Ist erstere von dem Wunsch besessen, trotz fortgeschrittenen Alters und familiärer Bindungen eine erfolgreiche Schauspielerin zu werden und bricht deswegen mit ihrem Geliebten, dem angehenden Fotographen John Gavin (Steve Archer), welcher die Familie hätte zusammenbringen können, wird letztere einzig und allein von dem Wunsch angetrieben, aufgrund ihrer Hellhäutigkeit in der Gesellschaft als weiß durchzugehen und bricht aufgrund mit demjenigen Menschen, der sich ein lebenslang hingebungsvoll für sie aufopferte: ihrer schwarzen Mutter - in ihrer Wahrnehmung nichts weiter als die beständige Erinnerung an die eigene Lebenslüge.
Natürlich hat dies bei Sirk überhaupt nichts mit platter politisch-korrekter Gesellschaftskritik an der Apartheit im Amerika der 50er zu tun. Vielmehr zeigt genau die Szene, die am ehesten in diese Richtung interpretiert werden könnte, nämlich als Sarah Janes Freund herausgefunden hat, daß deren Mutter eine Schwarze ist und sie deswegen verprügelt, am aller deutlichsten, worum es Sirk wirklich geht: Wie die unmittelbar anschließende Sequenz im Treppenhaus des Meredithschen anwesens (einer der Höhepunkte des Films) unnachahmlich verdeutlicht, geht es Sirk einzig um Sarah Janes Reaktion, die angesichts dessen gerade nicht die Sinnlosigkeit ihres Hungers nach Akzeptanz durch die Weißen erkennt, sondern vielmehr ihrer besorgten Mutter beschuldigt, durch bloße Präsenz in der Gemeinde das Leben der Tochter zu ruinieren. Sarah Jane wird damit gleichsam zur tragischen Großaufnahme dessen, was uns allen, die wir mindestens jetzt noch irrealen Selbstbildern folgen und unsere Identität dadurch konstituieren, droht: daß dieses Selbstbild sich so weit von der Realität entfernt, daß es zur Lebenslüge und der Mensch damit nur noch zur Imitation eines Menschen wird. Dies zeigt in weniger krasser Form natürlich auch die Gestalt der Lana Turner, deren Schauspiel-(!)karriere drauf und dran ist, ihr Familienleben ebenfalls zur Imitation, zu einer einzigen Lüge auszuhöhlen und vor allem die Beziehung zu ihrer Tochter lediglich zu einer weiteren ihrer vielen Rollen verkommen zu lassen. Die Differenziertheit der Sirkschen Sicht auf die Dinge erweist sich dann gerade darin, daß am Ende nicht beide völlig scheitern: Nur für Sarah Jane, die sich völlig der Lüge verschrieben hatte und selbst dann noch nicht zur Einsicht kam, als die Selbstüberwindung der Mutter so weit ging, sich in dieses Hirngespinst zu fügen, kann am Ende nur die Katastrophe folgen. Lana Turner hingegen besinnt sich, als sie merkt, daß ihr einseitiges Karrierestreben ihre Tochter genau in die Arme des Mannes zu treiben im Begriff ist, den sie ihrer Karriere geopfert hatte.
Weit entfernt vom bloßen Rührstück und platter Gesellschaftskritik bietet Sirk also ein optisch manchmal (leider) überzogen prächtige der Analyse der conditio humana in dem ihr allein eigenen (mit Bäumen oder Tieren hätte der Film wohl nicht ganz so gut funktionier) Spannungsfeld zwischen Realität und Idealität: Der Mensch kann an seinen Idealen furchtbar scheitern, ohne deswegen auf solche verzichten zu können! 9 von 10