Seo In-woo ist ein beliebter Lehrer, der für jeden seiner Schüler ein offenes Ohr hat und sich für alle einsetzt. Auch privat scheint alles perfekt für ihn zu laufen. Er ist verheiratet und hat eine süße Tochter. Allerdings lässt ihn seine große Liebe zu Tae-hee nicht los. Zum Ende seiner Schulzeit hat sich der damals verschüchterte junge Mann in das hinreißende Mädchen verliebt. Doch anstatt sich wie verabredet von In-woo zum Antritt seiner Militärzeit zu verabschieden, verschwand damals Tae-hee spurlos. Jetzt, 17 Jahre später, spürt In-woo: Tae-hee ist wieder da.
„Lesen Sie nichts über diesen Film bevor Sie ihn gesehen haben“, ist in einem Fan-Forum über das Debüt des Südkoreaners Kim Dae-seung zu lesen. Bei „Bungee Jumping of their own“ sollte man sich in der Tat an diesen Rat halten. Ansonsten könnte man davon abgehalten werden, diesem wunderschönen Film eine Chance zu geben. „Bungee Jumping of their own“ hat es nicht verdient, in irgendeiner Genre-Schublade zu landen.
Zugegeben wirkt der Film zu Beginn in einigen Momenten etwas unbeholfen, fast albern. Lee Byung-hun („A bittersweet life“) und einige gleichaltrige Schauspielerkollegen mimen sich als jugendliche Schüler selbst. Lee nimmt man das vielleicht sogar noch ab, seinen Mitstreitern zu keiner Sekunde. Wenig später allerdings, nachdem diese holprigen Momente vorbei sind, begeistern die beiden Hauptrarsteller und ihre Figuren. Wenn sich die ruhige aber selbstbewusste Lee Eun-ju dem jungen In-woo nähert, spürt man förmlich dessen Unbeholfenheit bei den Versuchen, seiner Angebeteten zu imponieren. Schließlich nimmt Eun-ju die Sache selbst in die Hand.
17 Jahre später ist nichts mehr zu spüren von In-woos früherer Unsicherheit. Smart, gewitzt und immer charmant beeindruckt er seine Schüler. Nur der Zuschauer erfährt in kleinen Momenten von der Trauer, die er immer noch empfindet, wenn er an seine große Liebe denkt. Und als er glaubt, in seiner Umgebung immer deutlichere Zeichen von Tae-he zu entdecken, fängt die Fassade an zu bröckeln. Seo In-woo droht zu zerbrechen.
Traumhaft schöne Bilder, ein wunderbar ruhiger Erzählstil und die großartigen Darsteller machen den südkoreanischen Film zu einer echten Perle. Vor allem Lee Byung-hu ist umwerfend. Dem westlichen Publikum ist er vermutlich am ehesten als Racheengel aus Kim Ji-woons „A bittersweet life“ bekannt. Und tatsächlich wirkt er in manchen Momenten von „Bungee Jumping“ ebenso schön und unnahbar wie in dem Neo-Noir-Thriller. Doch im vier Jahre zuvor produzierten Romantik-Drama erlebt der Zuschauer die Hauptfigur in so vielen Facetten, dass man ihm zum Ende hin so etwas wie ein Happy End sehnlichst wünscht. So verletzlich wirkt die von Lee Byung-hu verkörperte Figur.
Besonders traurig ist die Tatsache, dass sich, wenige Jahre nachdem „Bungee Jumping of their own“ ins Kino kam, die Hauptdarstellerin Lee Eun-ju das Leben im Alter von 25 Jahren das Leben genommen hat. Das gibt diesem gefühlvollen und großartigen Film eine besondere, bittere Note.
9/10