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Auf Kurs mit voller Kraft voraus

Beim Hollywood-internen Virilitätswettbewerb ist es wie in der deutschen Bundesliga. Nur dass der Platzhirsch hier nicht aus München, sondern aus Paisley stammt. Und ähnlich dem teutonischen Rasensport-Primus muss sich auch der mimische Macho-Primus nicht sonderlich anstrengen, um die Konkurrenz in schöner Regelmäßigkeit steinalt aussehen zu lassen. Ja, Schottland steht eben wie Bayern für besonders kernige Typen und Gerard Butler ist ein Parade-Exemplar. Charisma kann man halt nicht lernen, das hat man einfach, oder eben nicht. Versiertes Schauspiel ist dafür zwar nicht unbedingt hinderlich, aber ganz sicher nicht vonnöten. Ehemalige Seriensieger wie Charles Bronson, Clint Eastwood oder die Muskel-Buddies Stallone und Schwarzenegger habens bewiesen.
Jetzt werden bestimmt einge einwenden, dass man doch nicht einfach einen Pfundskerl wie Dwayne „The Rock" Johnson so mir nichts dir nichts abbügelt. Zugegeben, er kratzt beharrlich am Thron, aber mal ehrlich, wer bevorzugt auf dem Kinder-Dampfer Disney anheurt und infantile Dschungel-Schnitzeljagden veranstaltet, der bleibt eben bestenfalls erster Offizier. Womit wir nach ausführlicher Exposition endlich beim Thema wären. Die Captain-Stelle im U-Boot-Thriller „Hunter Killer" war frei und da kann es nur einen geben, der dafür in Frage kommt, schließlich ist Landsmann Sean Connery schon etwas länger im wohl verdienten Ruhestand.

Butler gibt also den amerikanischer U-Boot-Kapitän Joe Glass, der den wild gewordenen Russen mal so richtig in den Allerwertesten tritt. So zumindest lassen sich Grobplot und Trailer interpretieren. Der geneigte Fan lässt bereits innerlich die Kronkorken knallen und freut sich in seliger Erinnerung an Spartaner-Berserker Leonidas und Secret Service-Dampframme Mike Banning schon auf das bevorstehende Schlachtfest. Bei so viel Euphorie kann einem natürlich schon aml der erste zarte Hinweis auf eine mögliche Täuschung durch die Lappen gehen. Es ist ja einfach auch zu schön, wie zum Auftakt der mit Scheetarnanzug und Bogen ausstaffierte Glass in den verschneiten Bergen Schottlands auf Großwildjagd geht um flugs von dort per Helikopter zu seinem neuen Kommando geflogen zu werden. Wer genau hin schaut, sieht aber auch, dass der passionierte Jäger (man beachte den Bezug zum Filmtitel) den schon angelegten Todesschuss nicht anbringt, als er zwei Rehkitze hinter dem Muttertier bemerkt.   

Der Auftakt ist also in mehrfacher Hinsicht recht clever inszeniert. Erstens wird die Hauptfigur in ganz wenigen Pinselstrichen charakterisiert, ein versierter Jägersmann und kerniger Naturbursche, dem es aber nicht primär ums Töten geht und der auch unvorhergesehene Kleinigkeiten in seine Entscheidungen mit einbezieht. Zweitens wird die Dringlichkeit seiner Mission auch dem Begriffstutzigsten schlagartig klar und drittens wird ein knackiges Tempo angeschlagen, das die Taktung des Thrillerplots bereits vorweg nimmt.

Und der geht so: Ein hohl drehender russischer Hardliner in Person von Außenminister Dimitri Durov will die Macht an sich reißen und zettelt zu diesem Zweck einen Krieg mit den USA an, indem er ein amerikanisches U-Boot versenken lässt. Den eigenen Präsidenten nimmt er kurzerhand in Geiselhaft und schneidet ihn von jedweder Kommunikation ab. In Gods own Country sitzt mit Admiral James Donnegan (Gary Oldman zwar ist zwar nicht mehr jung, aber brauchte offenbar dennoch das Geld) derweil ein Hitzkopf-Pendant am Eskaltionsknüppel und nimmt auch sogleich Witterung auf. Der deutlich besonnenere Rear Admiral John Fisk (Rapper Common) schickt zunächst ein Jagd-U-Boot unter dem Kommando von Joe Glass (Butler) ins Krisengebeit, um den Vorfall zu untersuchen. Nur mit der Faust in der Tasche stimmt Donnegan einem Himmelfahrtskommando durch einen Trupp Navy Seals zu, die den Präsidenten im Handstreich befreien und dann auf Glass Boot schaffen sollen. Fortan hängt es vor allem an dem ruppigen U-Boot-Kommandanten und seinem SEAL-Alphatier-Kollegen Bill Beamann (Toby Stephens als herrlich dauerangepisster Experte fürs Grobe), einen dritter Weltkrieg zu verhindern.

Ja, die Story von „Hunter Killer" scheint ein Potpourrie genüßlich durch den Pulp-Wolf gedrehter Spionagethriller-Klischees zu sein. Das Skript ist sicher nicht gerade von Bescheidenheit und Subtilität durchzogen, aber andererseits auch wieder deutlich differenzierter als gedacht. So gibt es auf beiden Seite bornierte und machtgeile Betonköpfe, genauso wie geradlinige, besonnene und auf Deeskalation setzende Tatmenschen. Es einer der originellsten Einfälle des Films, Gerard Butler in die zweite Gruppe zu stecken. Der Filmbeginn hatte es ja schon angedeutet. Joe Glass ist ein kühler Denker, der selbst in Augenblicken höchster Gefahr nie aus der Fassung gerät. Er ist aber nicht einfach nur der übliche coole Hund, sondern schlicht eine verantwortungsbewusste Führungsperson, die sich zwingt zum Wohl aller einen klaren Kopf zu bewahren. In die übliche Butler-Rolle schlüpft dagegen Toby Stevens und gibt einen herrlich überzogenen Combat-Macho. Dazu kommt noch der bereits von seiner tödlichen Krankheit gezeichnete Michael Nyquist, der seiner letzten Rolle als russsischer U-Boot-Kommandant vor allem im Zusammenspiel mit Butler ein paar intime emotionale Momente abringt, die das reißerische Element des Films immer wieder wohltuend einpendeln.       

„Hunter Killer" hat also weitaus mehr zu bieten, als die prominente Mitwirkung Butlers und der krachige Trailer vermuten ließen. Der erhoffete, oder befürchtete Unterwasser-Ableger der „Fallen"-Reihe ist es jedenfalls schon mal nicht geworden. Es wird mehr geredet als geballert, obschon auch das nicht zu kurz und bestimmt nicht zu zahm kommt. Überbordendes Pathos und Hurra-Patriotismus bilden nicht den Genre-üblichen Schmierölteppich und allzu plaktive Schwarz-weiß-Malerei bleibt aus. Das ist doch schon mal was für einen U-Boot-Thriller mit bösen Russen. Und wer jetzt an den nicht unbedingt Oscar-reifen CGI-Tricks herumnörgelt, dem bleiben eigentliche Intention und B-Film-Charme des Films gnadenlos verwehrt. Selbst schuld.

Für Freunde unseres virilen Protagonisten ist „Hunter Killer" dafür über jeden Zweifel an der Pole Position erhaben. Vor allem in diesen vergleichsweise ruhigeren Charakter-Gewässern kommt Butlers Charisma-Patent besonders prominent zur Geltung. Keine guten Nachrichten für etwaige Potentaten im Angriffsmodus. Da heißt es erst mal wieder abtauchen und hübsch auf Schleichfahrt gehen, vielleicht kann man sich so am Butler-Schlachtschiff vorbei mogeln, ohne sich im ohnehin hoffnungslosen Gefecht messen zu müssen.

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