Kurz vor Weihnachten verschwindet die 16jährige Anna Lou in einem kleinen Dorf in den italienischen Alpen. Der hinzugezogene Sonderermittler Vogel, der sich durch medienwirksam ausgeschlachtete Kriminalfälle in der Vergangenheit einen gewissen Ruf erworben hat, wittert prompt eine Entführung und hat aufgrund einiger Indizien als vermeintlichen Täter schnell den Lehrer Loris Martini ausgemacht, auf den sich nun sämtliche Ermittlungen konzentrieren. Während Vogel mit allen Mitteln versucht, Martini zu überführen, wird ihm zugetragen, dass vor über dreißig Jahren schon mehrere junge Mädchen in derselben Gegend spurlos verschwunden sind, was damals dem sogenannten "Nebelmann" zugeschrieben wurde, der allerdings nie gefasst wurde... und Anna Lou passt vom Typ her exakt ins damalige Beute-Schema... Wenn Schriftsteller ins Regie-Fach wechseln und dann auch noch ihre eigenen Werke für die Leinwand adaptieren, darf man wohl davon ausgehen, dass es sich um eine akkurate Umsetzung im Sinne des Schöpfers handelt oder dass zumindest ein gewisses Gespür für die Bedürfnisse des eigenen Stoffes vorhanden ist... und dass, falls die Sache dann doch in die Buxe geht, die Schuld bei keinem anderen als bei einem selbst zu suchen ist. Nun ja, ein kompletter Schuss in den Ofen isses ja nicht geworden, aber dennoch kann man Donato Carrisi, der aus seinem Roman "Der Nebelmann" ein fast 130minütiges, relativ zähes Kriminalfilmchen gedeichselt hat, bei dem die Spannung allenfalls auf Sparflamme köchelt, insgesamt leider nur 'ne mittelmäßige Arbeit bescheinigen... und so reiht sich der gute Mann dann auch nicht neben Clive Barker und William Peter Blatty, sondern leider eher neben Stephen King ein, dem die Schreiberei ja auch leichter von der Hand gegangen ist als das Filmemachen. Beim "Nebelmann" geht es jedenfalls ganz schön gediegen im Sinne banaler TV-Unterhaltung zu, auch wenn ein paar schöne und durchaus Kino-reife Bilder die Angelegenheit immerhin ein wenig aufhübschen. "Ein perfekter Thriller mit einem Ende, das sprachlos macht", so wie es einem das Cover weismachen will, ist das Ganze aber leider nicht, zumal die Twists, Dreher und (vorhersehbaren) Schluss-Pointen im letzten Drittel der Geschichte an sich nun nicht unbedingt die Krone aufsetzen. Wirklich ziemlich ärgerlich ist allerdings, dass Jean Reno, dessen Konterfei die DVD ziert und dessen Beteiligung die Erwartungshaltung im Sinne europäischen Genre-Kinos ergo ein wenig in Richtung "Die Purpurnen Flüsse" drückt, hier in einer Nebenrolle mit bestenfalls 15 Minuten Screen-Time verheizt wird. Fazit: Irgendwie stimmungsvoll, irgendwie öde... und auf jeden Fall Sonntagnachmittags-tauglich.
6/10