Review

"Unsere Liebe wird nie enden...!"

...mit diesen Worten entfacht Sektenführer Harris "sein" brennendes Inferno, bei dem nur Cynthia mit dem Leben davon kommt.
Er verspricht seinen "Jüngern" kein Geld, keine Macht, sondern die ewige Liebe, das Miteinander, das Füreinander dasein. Die Welt ist voller Schmerz, die Mitglieder der Sekte "Unity" gelten als Ausgestoßene. Harris will sich und seine "leuchtenden Wesen", wie er sie selbst nennt, vom ewigen Schmerz befreien. Mit seiner ewigen Liebe, dem Eintritt in das Paradies. Welches Paradies erklärt er nicht. Seine "leuchtenden Wesen" folgen ohne Widerworte. Einer nach dem Anderen bekommt Benzin übergeleert, Harris ist der Letzte, der sich mit der leicht entzündbaren Flüssigkeit einschmiert, danach ein Streichholz anzündet und das Inferno startet. Ein grausames Szenario. Es ist grausam, dass ein "geistiger Führer" zu solch einer Maßnahme greift; es ist grausam, mit anzusehen, wie bereitwillig die Sektenmitglieder ihm in den Tod folgen. Ohne Widerworte, ohne jeden Zweifel. Sie wollen alles hinter sich lassen. Es ist mehr als unheimlich, nein auch grausam, dass ein einzelner Mensch so viel Macht über andere Menschen ausüben kann.
Obi-Wan Kenobi meinte einmal in der "Star Wars"-Serie: "Die Macht übt großen Einfluss aus auf die geistig Schwachen!" Diesen Satz kann man auch auf die Sekten, speziell deren Führer und deren "Schäfchen" anwenden. Damit meine ich jetzt nicht, dass all diejenigen, die sich von Sekten verführen lassen, immer geistig schwach oder gar dumm sind. Eher leicht empfänglich für psychische Manipulationen. So auch die "Unity"-Sekte. Oder scheint der Anführer sie wirklich nur von ihrem irdischen Dasein befreien zu wollen um sie ins Paradies mit Liebe ohne Ende zu schicken!? Man weiß es nicht. Die Antwort ist eigentlich ganz klar: Nein! Und dennoch lässt der Schluß vielleicht eine andere Schlußfolgerung zu? Aber das ist reinste Spekulation. Ich möchte den geneigten Leser damit nicht langweilen, geschweige denn diesen Schluß verraten.

Liest man sich mein Review bis jetzt durch, könnte man meinen, dass es ein sozialkritischer Film wäre, der sich mit dem Sektenproblem befasst. Wieder ist die Antwort: Nein! Es ist ein Horrorthriller, der sich dem Aspekt der Sekten bedient um drumherum seine Geschichte zu spinnen.
Dabei bedient der Film sich leichter surrealistischer Elemente, eben dann, wenn Cynthia sich in ihren Tagträumen befindet. Freddy Krueger übernehmen Sie! Wir haben es hier trotzdem nicht mit dem berühmten Traumkiller zu tun, auch wenn "träumende" Morde in einer Psychiatrie ziemlich nach dem 3. Teil der "Nightmare"-Saga klingen. Aber es ist nicht Freddy, der die "Selbsthilfegruppe" dezimiert, es ist der vermeintlich tote Sektenführer Harris. Und die Morde passieren nicht in den Träumen der Opfer. Soviel zu den grundlegenden Unterschieden zu der "Nightmare"-Saga.

Dennoch erinnert "Vision der Dunkelheit" in seinen besten Momenten an diese bereits von mir erwähnte Saga; das meine ich in diesem Fall durchaus positiv. Harris entführt Cynthia zwar nicht in verrückte Traumwelten, schafft es aber, die Psychiatrie für die Hauptperson und dem geneigten Zuschauer in eine wahrlich beängstigende Albtraumszenerie zu verwandeln. Das ganze wird durch die Musik im Hintergrund und dem ordentlichen Spiel Jennifer Rubins (die ironischerweise auch im schon erwähnten 3. Teil der "Nightmare"-Reihe mitgespielt hat...) verstärkt.

Hie und da kommt es auch zu teilweise blutigen Splattereinlagen, die aber beileibe nicht dem Selbstzwecke dienen und überhaupt nicht im Vordergrund stehen. Es ist eher diese unheimliche Grundstimmung, die das Tempo des Films bestimmt, und das Charaktergesicht Richard Lynch, der dem Sektenführer Harris sein gruseliges Profil verleiht, das einem nach Beenden des Filmes noch im Gedächtnis bleibt. Somit können Gruselfreunde, aber auch so mancher "Bluthund" gerne zu der Scheibe greifen, während ultraharte "Gore-Hounds" vielleicht dann doch lieber die Finger weg lassen sollten.

Ein ziemlicher Schwachpunkt ist die Figur des ermittelnden Detectives. Er untersucht das Inferno, welches vor 13 Jahren in dem abgelegenen Haus statt gefunden hat. Als Cynthia aus dem Koma erwacht und so langsam ihre Erinnerung zurückkehrt, hat "unser Detective" nichts besseres zu tun, als sie des Mordes an den Sektenmitgliedern zu beschuldigen. Auch sonst steht er der ganzen Sache eher ungläubig gegenüber und hat keinerlei eindeutige Lösungsvorschläge in petto. Sehr schwach. Gott sei Dank ist aber der Film-Charakter "unseres Detectives" "nur" eine Nebenrolle, die durch die schlechte Ausarbeitung (der Schauspieler kann ja dafür nichts) der Nichtigkeit preisgegeben wird.

Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass der Film vielleicht nicht der beste Horror-Thriller mit Fantasyanleihen, den es bis jetzt gegeben hat, ist. Seine Vorbilder hat der Genrefreund binnen Minuten erkannt. Aber sehr unterhaltsam ist er auf jeden Fall. Und ich würde sogar sagen, dass er als "kleiner Geheimtipp" durchgeht. Die Spannung bleibt konstant, ohne den Siedepunkt zu überspannen. Die Auflösung ist nicht die originellste, aber trotzdem eine gute Wahl, die den Zuschauer dann doch zufrieden, untermalt von Guns 'N Roses' "Sweet Child O' Mine", auf dem Sessel zurücklässt.

Wie schon erwähnt, Gruselfreunde oder generell Horrorfans können gerne zugreifen, für einen spannenden Filmabend lohnt sich der Film auf alle Fälle!

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