Von Zeit zu Zeit versuchen die patenten Asiaten immer mal wieder, die Welt des Films für sich zu interessieren und dann inszenieren sie ihren wohlbekannten und oftgeliebten Klumpatsch einfach neu.
Schön dick Fights, sei es mano a mano oder mit Waffen, dazu flotte Kamerawinkel, Menschenunmögliches in punkto Sprünge, Kicks und Schreierei, Liebe, Drama, Wahnsinn, Männer ohne Nerven...dieselbe Suppe, neue Verpackung.
Nun tritt die VR China mit diesem Rezept den Siegeszug an und hat sich sogar auf Festivals verirrt, wo die Leute weniger schicke Bilder und mehr kontroverse Themen sehen wollen. Ergebnis: harter Aufprall! Faschistoid schreien die Blätter, da steckt bestimmt der Adolf dahinter.
Bei näherer Betrachtung jedoch entpuppt sich die Kontroverse als banaler als gedacht, denn da der Film überwiegend auf schicke Bilder setzt, verirrt sich der Volksteil, der davon gefährdet wäre, eh nicht in die Kinos.
Dennoch: es sieht berauschend aus, was Jet Li und Konsorten hier anstellen. Wundervoll choreographierte Fights im Regen oder im Soldatenrund. Die Kleider wehen, an Drahtseilen schweben und springen sich die Kombattanten entgegen, Wasser hat keine Balken mehr und das fallende Herbstlaub gerät zu einer Zauberfightkulisse, die Peter Jackson neidisch machen dürfte. Der Tod im Laub, der die gelbbunten Blätter in ein allumfassendes Blutrot verwandelt, ist dann auch das emotionale Zentrum, denn der Rest berührt weniger.
Oft geraten die Pausen des nach Motiven des Klassikers „Rashomon“ aus verschiedenen Perspektiven erzählten Legendenspiels zum zwar ambitionierten, aber langweiligen Lückenfüller. Liebe, ob nun erfüllt oder enttäuscht, ob betrogen oder verzweifelt, ist ebenso Antriebsmotor wie die Rache.
Nur mit der Motivation, da hapert es. Klar, da gibt es Kämpfer, die den König umbringen wollen und einen Namenlosen, der vom Können her über ihnen steht und eigene Rachepläne verfolgt, aber der Aufwand scheint in keinem Verhältnis zur Notwendigkeit zu stehen.
Flugs ändert einer der Jäger mittendrin mal seine Meinung und die gebotene Erklärung, daß es doch nützlich sei, einen machtgierig-blutrünstigen Herrscher zum Wohle eines geeinten Landes zu verschonen, hat den Film viel Kredit gekostet. Jupp, das kennt man noch aus der Herrenmenschenzeit und weil es so viele schöne alte Legenden gibt, lehrt uns der Film lediglich, daß Adolf auch auf alte Hüte zurückgriff, als er Europa sich einverleiben wollte.
In diesem Fall soll am chinesischen Wesen die nordasiatische Welt genesen und so geschah es auch vor Urzeiten und anschließend wurde noch ne lange Mauer gebaut, die länger als 28 Jahre stand, was dem ZK in Peking vermutlich gut gefallen hat.
Nur sitzen in den europäischen Ländern derweil kopfschüttelnd die Zuschauer auf den Bänken und fragen sich eher, was die papierdünnen, lediglich durch Motivation umschriebenen Charaktere, eigentlich zu diesen Handlungen treibt. Wer will, darf an dieser Ursuppe an gesellschaftlichen Zielen und Idealen nun fröhlich herumkauen, nur machen dann die vielen schön getricksten Kampfszenen (die Tiger und Dragon ein wenig an Wahrscheinlichkeit voraus haben) keinen Spaß mehr.
Immerhin stirbt es sich gut vor riefenstahlesker Kulisse (oder nennen wir es „Der vorvorvorletzte Kaiser“) im Pfeilhagel oder in knackigem Weiß, Orange oder Blau, denn in diesen Farben sind die einzelnen Erzählperspektiven und damit die Kostüme eingefärbt.
Am Ende bleibt der Kaiser leben, was wir uns bei den tragischen asiatischen Dramen eh gedacht haben und jeder wird auf die Aussage mit der Nase gestoßen.
Nur kommt einem halbwegs interessierten Menschen gleich der große Burp: nee Kinders, das braucht ihr mir jetzt aber nicht zu erzählen, das hat schon der US-Präsident nicht geschafft.
Simplizität, das ist die Gleichung: man muß die Kontroverse nicht durchdiskutieren, man muß nur für sich Entscheidungen treffen. Und wenn mir solche „Wahrheiten“ dann in einem papierdünnen Optikrausch verkauft werden wollen, dann bleibt hinterher ein hohles Gefühl.
„Hero“ sieht tatsächlich bombastisch aus und kann als Martial Arts-Event visuell verlocken, inhaltlich nimmt man nichts mit nach daheim. (5/10)