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Der immerwährende Kampf...

"Hero", der neue Film von Zhang Yimou, erzählt mal wieder die altbewährten Heldengeschichten. Damit meine ich allerdings nicht die kitschigen, monotonen Gut-gegen-Böse Blockbuster, sondern vielmehr den Stil traditioneller Heldensagen über Ehre, Moral, Tugend, Liebe, etc. Es spielt in der Zeit, als China noch in 7 Reiche zerteilt ist, und ein großer König seinen Eroberungszug startet und die erste der Dynastien einleitet. Während der Eroberungskriege werden die besten Helden entsandt, um den Tyrannen zu ermorden. Die Episoden der Geschichte werden von einem Namenlosen Helden erzählt, der zum König kommt, weil er angeblich die Attentäter besiegt hatte. Während der Unterhaltung wechseln, in Anlehnung an Kurosawa, die Perspektiven und einige Teile der Story werden mehrmals verschieden dargestellt, sodass die scheinbar einfache Konstellation aus Gut und Böse sich recht schnell auflöst und die Handlung eine entscheidende Wendung einschlägt.

Sagenhaft pompös, wie etwa "Die Nibelungen" und ästhetisch elegant, mit den ein oder anderen Parallelen zu "Tiger & Dragon" stellt der Film sein Heldenmärchen dar, ohne dabei wie ein plumpes Plagiat von erwähntem Titel zu werden. Die Kampfszenen sind wieder sehr elegant und märchenhaft "leicht" geworden und werden durch tolle visuelle und akustische Einfälle wahnsinnig bereichert. So wirbeln zum Beispiel die Blätter in einem Laubwald vom Boden in strudelartigen Figuren um die Kämpfenden in seidenen Schleiern. Man sieht zwar immer, dass das alles nicht realistisch aussieht, bzw. einfach nur künstlich wirkt (eben auch das Herumgefliege beim Kämpfen), aber darum geht es ja überhaupt nicht. Das Märchenhafte, die Fiktion wird dadurch nur in seiner Wirkung verstärkt und beeindruckt mit den traumhaften Bildern voller Farb- und Strukturspiele und herrlicher Naturaufnahmen.
Die ganzen Hollywoodfilme (z.B. Matrix), die immer versuchen die perfekten Kämpfe darzustellen, müssten sich hier ein Beispiel nehmen: Spielerisch und brilliant werden alle Details der Umgebung in die Kampfszenen eingebaut und verschmelzen zu einem surrealen visuellen Kunstwerk, ohne dass dabei die Digitaleffekte irgendwie stören, oder die Dynamik fehlt.
Aber auch außerhalb der Action wirkt der Film auf eine schön traditionelle Art. Die Beziehungen und Motivationen der Protagonisten sind geprägt von tugendhaftem Verhalten und alten Lebensweisheiten, Liebe wird noch in der theatralischen Form dargestellt, man kämpft noch für moralische, ehrenhafte ideelle Ziele und Männer weinen auch mal, wenns sein muss. Im Großen und Ganzen ist "Hero" also noch ein klassisches Heldenepos, kaum verwässert durch moderne Klischees. Die Bilder setzen geradezu Maßstäbe in Sachen Ästhetik und Symbolkraft im Bereich des großen Unterhaltungskinos, die Kampfsequenzen sind perfekt choreografiert und bestechen gleichermaßen durch ihre Eleganz wie auch durch ihre Gestaltungsvielfalt, auch wenn sie sich gelegentlich wiederholen. Auch der Rest der Inszenierung erinnert in seinem bühnenartigen, dramenhaften Aufbau (So etwa die Diener, die am Ende die Gedanken des Königs, durch Sprechen im Chor widerspiegeln) an große klassische Dramen oder Opern.
Brachiale Schreie und Kämpfe, große Tränen und Gefühle, bewegendes Heldentum und eine anspruchsvolle Gestaltung dessen - so kann und muss Unterhaltungskino auch heute noch sein, obgleich es für manche zu altmodisch und aufgesetzt wirken mag. Lieber so ein kulturell tief verwurzeltes Epos, fantasievoll umrahmt, als ein lieblos zusammengeschustertes, tief aus der Nase gezogenes Superheldengesülze, was zur Zeit unsere Kinos überschwemmt und jedes mal kläglich versucht mit den immer gleichen Effekten und Stilelementen zu beeindrucken...9/10

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