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Obwohl es Regisseur Zhang Yimou in seinem Heimatland, der Volksrepublik China nie einfach hatte, zensiert und verboten wurde, ist sein neuestes Werk, eine patriotistische vor dem vereinten China. Propaganda sagen die Einen, Mittel zum Zweck, die Anderen. Welche Motivation auch immer hinter Zhang Yimous Wahl bei der politischen Hintergrundgeschichte Ausschlaggebend war, "Hero" ist und bleibt ein guter Film.

Schauplatz ist das geteilte, chinesische Reich vor satten 2500 Jahren. Sieben Königreiche kämpften um die alleinige Macht über das chinesische Reich: Die Regionen Quin, Zhao, Han, Yan, Chu, Qi und Wei. Die Ära, in der aus diesem zerbrochenen Reich eine mächtige Nation wurde, in der Kriegstaktiken ersonnen wurden, die die Weltmächte noch heute beeinflussen, und in der große Unruhen bezüglich der Machtübernahme eines der Königreiche gab, war prägend für ganz China. Diese historisch interessante Zeit bildet den Schauplatz für Zhang Yimous Actiondrama "Hero":

Während der Quin-Dynastie versucht der Herrscher des Quin-Reiches durch kriegerische Aktionen die angrenzenden Königreiche zu zentralisieren, und eine neue, vereinte chiensische Macht zu kreieren. Die meisten Bürger jedoch sehen ihn eher als egoistischen Tyrannen an, als einen visionären Politiker. Die Unruhen bezüglich seines Vorhabens gipfelten einst in zwei gescheiterten Mordanschlägen. Seitdem herrschen extreme Sicherheitsvorkehrungen in seinem Palast. Als ein namenloser Krieger (Jet Li) die Waffen der drei meist gesuchtesten Attentäter vor dem König niederlegt, wird er dazu angehalten, die Geschichte zu erzählen, wie dieser unbekannte Fremde die drei gefährlichsten Kämpfer des Reiches besiegte.

Was nun folgt, erinnert an die trickreiche Erzählkunst aus Akira Kurosawas "Rashomon". Zunächst schildert der Namenlose in Rückblicken, wie er zunächst in einem atemberaubenden Kampf den Speer-schwingenden Sky (Donnie Yen) besiegte, und dann mit subtilen Tricks den Tod des Liebespaares Flying Snow (Maggie Cheung) und Broken Sword (Tony Leung) erzielte. Doch der Herrscher zeigt sich nicht überzeugt von der Geschichte und verdeutlicht seine Interpretation der Dinge: Sein Verdacht ist, dass der Tod an Sky, einem alten Freund des Namenlosen, nur simuliert war, und dass Broken Sword und Flying Snow angesichts des übermächtigen Kriegers von selber ergaben. Der Herrscher verdächtigt den namenlosen Fremden eines Komplotts. Die Tode wurden nur inszeniert, damit er eine besondere Audienz bei dem Herrscher bekommen würde, damit er nahe genug für einen eigenen Anschlagsversuch bekommen würde.

In einer letzten Erzählung berichtigt der Namenlose die Geschichte und führt Aspekte aus den ersten beiden Stories zusammen und zeigt uns die schicksalhafte Tragik in politischen Uneinigkeiten auf. Das Moral-getünchte Ende ist gewöhnungsbedürftig und unterwirft sich in opportunistischer Inkonsequenz. Hier heiligt der Zweck die Mittel, und zweifelhafte Kriegsheroen werden zu wichtigen, geschichtlich verbürgten Visionären umgekrempelt. Doch das wichtigste Versäumnis in "Hero" ist das Fehlen emotionaler Nähe und fein-sauberer Charakterzeichnung.

Angesichts der edel präsentierten, nicht allzu blutigen Martial-Arts-Kunststückchen, erinnert man sich sehr schnell an Ang Lees Fernosthit "Tiger & Dragon". Doch protzte der nicht nur mittels seiner ungewöhnlichen Wire-Fu-Optik, sondern eben auch mit verständlichen, wenn auch gebrochenen und leidenden Figuren, sucht man hier solche Ambitionen vergeblich. Zwar kann man viele der Namen und Charakterhaltungen auf mehr oder weniger moderne Mythen zurückleiten - so ist das Motiv des namenlosen Rächers sicher ein Stück Westerngeschichte, besonders wenn man an die Leone-Werke denkt -, jedoch dienen die Stars wohl eher dem Namen auf dem Kinoplakat, und ihre Figuren zum Schönsein.

Nach all den negativen Aspekten kommen wir nun zu dem oben angedeuteten, gigantischen Pro-Argument: Das Schönsein. Nicht nur dass bekannte, attraktive Darstellerinnen und Darsteller auf der Leinwand agieren, sie sind auch von märchenhaften, erhabenen Bildnissen voller plastisch-staker Farben, die zum Anbeißen schön aussehen, umgeben. Die Fixierung auf prachtvolle, edle Grundfarben wie die grünen Gewänder in der Halle des Herrschers, oder die Verwendung von massenhaft roter Farbe in einer Szene mit Flying Snow, ist atemberaubend gelungen.

Was also Drehbuch und Konzept verkorkst haben, macht hier das ewig schöne Produktionsdesign, die liebevolle Ausstattung, viele beeindruckende, verspielte Spezialeffekte und die traumhafte Musik Tan Duns, auch wenn diese wieder allzu sehr an das Vorbild "Tiger & Dragon" erinnert, wieder gut. Mit "Hero" hat Zhang Yimou kein Meisterwerk, und sicherlich auch keinen epischen Klassiker realisiert. Aber ein schönes Gemälde längst vergangener Zeiten. Ein unbeschreiblich schönes Gemälde, eine tiefe Verbeugung vor chinesischer Kunst und Ästhetik.

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