In meinen Augen ist Yimou Zhangs „Hero“ ein absolut atemberaubendes Meisterwerk des asiatischen Kinos, welches in Sachen Optik und Inszenierung den meisten epischen Werken aus Hollywood deutlich überlegen ist.
Die visuelle Poesie ist wahrlich überwältigend: Vor allem bei den Kämpfen auf (!) dem See und unter den Laubbäumen scheint die natürliche Umgebung wie aus einem Gemälde zu stammen – ein wahres Fest für die Augen!
Wer „Crouching Tiger, hidden Dragon“ mochte, der wird diesen Film lieben – obwohl „Hero“ weniger poetisch von der Story her ist, sondern vor allem auf (Schwert-) Kampfszenen setzt, welche in eine Geschichte eingebettet wurden, die in Rückblenden erzählt wird (und das teilweise mehrfach aus unterschiedlichen Perspektiven):
Ein Namenloser Schwertkämpfer (Jet Li) berichtet dem Herrscher davon, wie er die drei gefürchtetsten Attentäter des Reiches besiegt hat – das ist jedoch nur im ersten Augenblick die Wahrheit, denn im Verlauf des Gespräches stellen sich immer weitere Aspekte und Tatsachen heraus, welche anfangs ganz anders schienen...
Die Story ist der einzige Schwachpunkt des Filmes (daher auch „nur“ die Bewertung 9 von 10), da es sich (zugegeben vereinfacht dargestellt) eigentlich "nur" um eine Aneinanderreihung von Kämpfen mit tiefgründigen Dialogen dazwischen handelt, doch diese sind derart spektakulär in Szene gesetzt, dass man diesen Punkt getrost vernachlässigen kann.
Die Bildersprache ist einfach genial: Farben, Effekte, Schauplätze, die monumentale Ausstattung – alles auf höchstem Niveau und ein Fest nicht nur für Cineasten. Die Poesie und Dramatik wird jedoch auch in den Dialogen wiedergegeben und verblasst damit nicht angesichts der Wucht der Bilder.
Die bildhübsche Darstellerin Zhang Ziyi ist nicht die einzige Verbindung zwischen „Hero“ und „Tiger & Dragon“ – die Kampfszenen sind im selben Stil gedreht worden (mit „fliegenden“ Akteuren als fantastisches Element) und die Bilder spielen eine ähnlich gewichtete Rolle, nur setzt „Hero“ mehr auf Kämpfe und wirkt monumentaler in der Ausstattung.
Auch in diesem Film finden sich Größen des asiatischen Kinos wieder, die es in der Vergangenheit nach Hollywood gezogen hat, nur um (wie auch schon Chow Yun Fat bei „T&D“) nach Hong Kong für einen Film dieser Art zurückzukehren:
Jet Li („Romeo must die“), Donnie Yen („Blade 2“) und Zhang Ziyi („Rush Hour 2“) spielen ihre Rollen hervorragend neben Tony Leung Chui Wai und Maggie Cheung (demnächst in Christophe Gans´„the Adventurer“ zu sehen).
Mit rund 98 Minuten ist „Hero“ auch recht kurz für ein derartiges Epos, kann jedoch absolut überzeugen (die Firma Miramax wollte eine Laufzeit in dieser Größenordnung – ursprünglich sollte der Film jedoch länger sein).
Insgesamt ist dieser Film ein absolutes Muß, dessen Oscar-Nominierung 2003 als bester ausländischer Film absolut gerechtfertigt war:
Vermutlich (meine Spekulation!) hat er jedoch nur "dank" der unglücklichen Vermarktung von Miramax (jene konzentrierten sich in Sachen Promotion eines ausländischen Titels hauptsächlich auf „City of God“) den Zuschlag nicht erhalten, denn den Stimmberechtigten bei den Oscars fallen ausländische Filme meist nur durch intensive Vermarktung oder Hype nennenswert ins Auge...
Fazit: 9 von 10 (= a "must see“)