Wie viele anderen Bürger dieser deutsche
Nation saß ich zur Fernsehpremiere von Hero, brav vor dem Fernseher und
sollte mir diesen Film anschauen. Ich war eigentlich schon seit einigen
Tagen relativ gespannt und der Teaser versprach auch so einiges. Auch
wenn man sich die Bewertungen hier anschaut, sollte man ja einen sehr
guten Film erwarten. Doch meine Erwartungen und Hoffnungen wurden auf
das Bitterste enttäuscht.
Die epochale Geschichte
Hero soll eine Legende erzählen, die sich um den ersten Kaiser in spe
von ganz China rankt. Früher war China nämlich in mehrere Einzelreiche
zerteilt. Doch Shih Huang Ti wollte das Reich China und er setzte seine
Ziele mit brutaler Gewalt durch. Dieses Thema ist so interessant, dass
es gar viele Filme
zu dem Thema gibt. Auch übersetzte und auch gute Filme. Hero handelt
von einer Legende, die sich um jenen Shih Huang Ti rankt. Es geht um
den Namenlosen, der drei Attentäter beseitigte, von denen sich der
König bedroht fühlte. Es waren die stärksten Attentäter im Lande China.
Nun beseitigte der Namenlose diese Attentäter und er bekam sogar eine
Audienz beim Noch-König. Bei ihm berichtete er dann von seiner
vermeintlichen Heldentat. Doch der König ist auch nicht auf den Kopf
gefallen. Mehr möchte ich hier mal nicht verraten.
Ein buntes Spektakel
Visuell muss ich vor dem Regisseur den Hut ziehen. Er hat einige
absolut faszierende Bilder auf die Beine gestellt. Der Film ist in
verschiedene Kapitel unterteilt, denen allesamt je eine Farbe zugeteilt
wurde. Doch der Regisseur benutzte nicht einfach nur verschiedene
Kamerafilter, nein, er gestaltete die gesamten Kulissen mitsamt den
Kostümen um. So kommt es nicht nur nach Blenden zu Farbenwechsel, nein,
es gibt sogar einen sehr imposanten Farbenwechsel innerhalb einer
Szene, bei dem einem gar der Atem stocken bleibt. Bei den Kulissen
merkt man, wieviel Geld und folglich Arbeit in diesem Film steckt. Zu
den Kulissen gehören auch oft eine unglaubliche Zahl an Statisten, die
ihren Job so gut machen, dass sie aus dieser Zeit stammen könnten. Auch
die CG-Effekte sind so gut, dass sie auch heute noch sehr ansehnlich
und vor allem unscheinbar wirken. Tausende Pfeile ? Unmöglich mit
echten Pfeilen, doch in einigen Szenen wurden tatsächlich dutzenden
echte Pfeile verwendet. Der Aufwand war wirklich enorm. Oft weiß man
einfach nicht, was nun CG ist , aber einige Szenen können einfach nicht
ohne CG gemacht worden sein. Die Simulation von Wasser vor allem ist
sehr gut gelungen.
Jet Li nicht auf dem Kampfhöhepunkt
Nicht so gut gelungen dagegen ist die, in Martial-Arts-Filmen (dazu
zähle ich eben auch Wuxia Pian) sehr wichtige Arbeit mit den Kabeln.
Wer ähnliche Filme gesehen hat, ahnt es schon : Es gibt viel
Herumfliegerei. Doch auch bei Sprüngen musste ich mir oft auf die Lippe
beißen, so offensichtlich war der Einsatz von Kabeln. Jet Li würde ich
sowieso zutrauen, auch ohne Kabel einige gute Sprünge draufzuhaben. Jet
Li hat sowieso längst bewiesen, dass er so einiges in Sachen
Kampfkünste draufhat, daher ist es schade, dass man sein Potential
nicht genutzt hat. Die Fliegerei ist dann noch ein ganz anderes Thema,
klar gehört sie zum Wuxia Pian-Genre, aber ich halte sie nur für
lächerlich. Die oft sehr schön choreographierten Fights werden durch
20-sekündige Flüge durch die Luft vermasselt. Diese Flüge wirken derart
undynamisch, dass ich nur noch den Kopf schütteln konnte, so arrogant
dass hier wirken mag. Nicht dass man solche Flüge nicht auch gut
umsetzen könnte, was man in Ansätzen in Tiger&Dragon sehen konnte,
allerdings störten mich da statt starrer Fliegerei durch die Luft
strampelnde Kämpfer.
Die Schlafmusik
Noch störender bei den Kämpfen war die, durchaus gut gespielte,
allerdings sehr einschläfernde Musik von Pipa, Erhu und Gu Zheng (?)
gespielt. Am Ende gab es eine einzige etwas aggressivere Musik, doch
das hat auch nicht unbedingt geholfen. Es ist mir schon klar, was die
Musik bezwecken sollte, wahrscheinlich sollte man sich ganz auf dem
Kampf konzentrieren und dem Kampf sollte auch etwas Legendäres
anhaften. Mich hat die Musik aber nur abgestoßen, durchgehend diese
Musik ist doch zuviel. Es gibt doch auch durchaus Möglichkeiten, die
Musik einmal etwas spannender zu gestalten. Wenn ich mich wegen dieser
langweiligen Musik aufrege, komme ich mir zwar wie ein Filmproll vor,
aber sie vermieste mir immer mehr die Lust den Film anzugucken.
Die Erzählweise
Wie die Story aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, war auch recht
interessant und das war dann am Ende auch meine letzte Motivation, den
Film weiterzugucken, ich wollte dann doch wissen, wie alles ausgeht.
Die Storyerzählung ist auch durchaus clever, das muss ich zugeben.
Die Schneckengeschichte
Doch leider ist das Erzähltempo sehr böse mir gegenüber gewesen, war es
doch einfach langsam wie eine Schildkröte. Auch irgendwas beim Tempo
bei den Kämpfen hat mir nicht gefallen, wo ja auch die Musik
hinzugewirkt hat. Mich haben die Kämpfe einfach nicht wie zum Beispiel
bei Ong-Bak richtig gefesselt, dass ich wirklich gespannt jede Bewegung
mitverfolgt hätte. Das soll wohl auch nicht das Ziel des Filmes sein,
die Kämpfe sind wohl eher der Weg.
Die guten Schauspieler
Auch die Schauspieler sind ein Pluspunkt. Auch wenn man bekannte
Gesichter zuhauf sieht, ruhen diese sich nicht auf ihren Lorbeeren aus
und liefern doch einen respektablen Job ab, nicht nur in Kämpfen,
sondern auch in Dialogen. Den Charakteren kann man die Gefühlsregungen
durchaus anfühlen und sie sind auch sehr nachvollziehbar. Allerdings
sind die Synchronsprecher teilweise von der Stimmlage her nicht sehr
passend und auch manchmal ungewohnt, wenn man die Schauspieler schon
kennt.
Die Rechtfertigung
Greift mich bitte nicht an, da ich durchaus offen für alles bin, sogar
bei manchen als Hollywoodhasser verschrien bin. Aber da geht die Liebe
doch zu weit, ich persönlich kann leider nicht verstehen, wie man diese
Fliegerei tolerieren kann. Einigen Menschen gelingt dies allerdings
doch, was ich schon tolerieren kann, so ist es nicht. Ich möchte jetzt
auch nicht das gesamte Genre angreifen, aber es sollte eben mal auch
eine gegen den Strom schwimmende Meinung geben, das wollte ich hier nur
einmal sagen.
Das Fazit
Mir hat der Film nicht so gut gefallen. Viele andere hingegen
betrachten diesen Film als Meisterwerk und das respektiere ich. Hier
gilt wohl entweder lieben oder hassen. Daher gilt meine Wertung nur,
falls ihr genauso ein Mensch wie ich seid, was ihr wohl einfach nicht
wissen könnt. Ich wollte eigentlich mehr als nur einen Punkt wegen der
sehr guten Optik vergeben, aber ich muss doch sagen : Ich habe mich
halt doch meistens gelangweilt, daher meine minimale Wertung. Am Ende
kann ich statt einem klaren Fazit nur sagen : Bevor man den Film nicht
gesehen hat, kann man unmöglich wissen, ob dieser einem gefällt oder
nicht.