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Im Falle von „Hero“ fällt es einem erst einige Zeit später auf, dass man einen Film gesehen hat, dessen Drehbuch allenfalls die geistige und dramaturgische Tiefe einer Peking-Ente besitzt. Denn zunächst ist man zu sehr vom visuellen Bombast-Kino, das den Zuschauer gerade heimgesucht hat, beeindruckt.

Erzählt wird die Sage eines namenlosen Helden (Jet Li), der des Königs ärgste Widersacher Sky (Donnie Yen), Broken Sword (Tony Leung Chiu-Wai) und Flying Snow (Maggie Cheung Man-Yuk) ermordet haben soll. Aus diesem Grund erhält er eine Audienz beim König Qin (Chen Dao Ming), der ihm für seine Heldentaten danken will. Doch relativ schnell kommt der König dahinter, dass die Geschichte, die Nameless ihm erzählt, nicht ganz der Wahrheit entspricht…

Daraus entwickelt sich im Großen und Ganzen eine immer wiederkehrende Rückblende auf Schwertkämpfe, die zunächst aus eindimensionaler Sicht erzählt werden, um später aus einem zweiten Blickwinkel anders – und wohl auch korrekt – betrachtet werden. So interessant die Geschichte auf den ersten Blick auch wirken mag: sie ist so langweilig erzählt wie es mir schon lange nicht mehr untergekommen ist. Selbst die vielzähligen vorgestellten Charaktere bleiben weitestgehend blass, haben keinerlei Entwicklungspotential, sodass die dramaturgische Entwicklung von „Hero“ fast permanent auf der Stelle stapft wie ein kleiner, tapferer chinesicher Krieger. Wie sie auch alle heissen mögen, die namhaften Stars des chinesischen Kinos: Jet Li, Donnie Yen, Tony Leung, Maggie Cheung… Sie alle bleiben hier ganz offensichtlich hinter ihren Möglichkeiten zurück; zu einem sehr großen Teil ist das auf das Drehbuch zurückzuführen, das den Charakteren keinen Freiraum zur persönlichen Entwicklung lässt, sodass dem Zuschauer während der gesamten 100 Minuten Laufzeit kein direkter Zugang zu einem der Helden gewährt wird. Es fehlt eindeutig der „Sympathieträger“ fürs Publikum.

Über diese Langeweile und dramaturgische Stagnation kann nur eins hinwegtrösten: Das Erscheinungsbild von „Hero“. Wo das Drehbuch schwächelt, greift der visuelle und akkustische Part perfekt: Ich habe selten einen Film gesehen, der mit einer solch gewaltigen Bildpoesie ausgestattet ist wie Zhang Yimous „Hero“. Er setzt keineswegs nur auf wirklich perfekt choreografierte Schwertkämpfe, sondern verleiht dem Film in eigentlich jeder einzelnen Szene ein atemberaubend schönes Gewand, das begleitet durch die passende Musik den Status der vollendeten Makellosigkeit erreicht.

Das Optische ist auch in der Tat das einzige, das diesen Film zur Empfehlung macht. Zur Empfehlung für Film-Ästheten. Wer auf eine spannende Geschichte nicht verzichten kann, sollte besser die Finger von „Hero“ lassen. Und allen anderen sei gesagt: es kann auch mal ganz gut tun, sich einfach nur zurückzulehnen und der atemberaubenden Schönheit der hier gezeigten Bilder zu erliegen… einfach nicht weiter über die mangelhafte Story nachdenken, nur genießen… Das Auge isst schließlich auch mit. Auch wenn’s nur eine hübsch angerichtete, aber geschmacklich fade Peking-Ente ist. 7/10

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