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In „Hero“ darf Jet Li mal wieder die Fäuste fliegen lassen, aber statt eines modernen Actionkrachers hat man hier ein Martial Arts Märchen vor sich.
Wie oft im asiatischen Kino findet hier eine Verquickung von realen historischen Ereignissen und dazu erfundenem Mythos statt: Der Kaiser von Quin will alle Reiche Chinas unter sich einen und startet einen blutigen Eroberungszug. Doch diverse Attentäter trachten ihm nach dem Leben, weshalb er sich ständig schützen lassen muss. Das sind die Fakten, die „Hero“ zum Einstieg präsentiert, damit sich der Zuschauer in die Ereignisse hineindenken kann.
Die gefährlichsten drei Attentäter, die man auf den König angesetzt hat sind Weiter Himmel (Donnie Yen), Zerbrochenes Schwert (Tony Leung) und Fliegender Schnee (Maggie Cheung). Doch ein namenloser Schwertkämpfer (Jet Li) kommt zum König, erklärt, er habe die drei getötet und bringt ihre Waffen mit. Der König bittet ihn zu sich, damit der Namenlose die Geschichte erzählt, wie er diese drei großen Krieger besiegte…

Von der Erzählstruktur her lässt sich „Hero“ mit Filmen wie „Rashomon“ und „Basic“ vergleichen: Die Ereignisse werden mehrmals erzählt und es stellt sich erst nachher raus, was die Wahrheit ist. Zudem verändert sich die Sicht des Zuschauers auf die Charaktere und ihr Handeln, je nachdem, welche Erkenntnisse er gerade gewonnen hat. Hinzu kommen noch weitere Rückblenden (z.B. ein erster Angriff von Zerbrochenes Schwert und Fliegender Schnee auf den König), die ebenfalls mehr über den Hintergrund der Geschichte enthüllen.
Die Erzählweise kann aber nur teilweise verhüllen, dass die eigentliche Handlung relativ banal ist. Zudem darf man bei der langsamen Enträtselung der Geschehnisse keine Hochspannung erwarten, denn die Wendungen kommen dermaßen ruhig, dass sie selten noch mit einem Paukenschlag zu vergleichen sind. Doch auch wenn der Thrill keine ungeahnten Höhen erreicht, so wird „Hero“ auch nicht langweilig, was vor allem an der relativ schmalen Laufzeit von 95 Minuten liegt. Das verhindert zwar den Aufstieg zum Epos, aber verhindert Längen.
Spektakulär sind natürlich die zahlreichen Kampfszenen, die einen großen Teil der Spielzeit in Anspruch nehmen und wirklich sehr schick in Szene gesetzt werden. Wem „Tiger & Dragon“ etwas zu actionarm war, der wird mit „Hero“ besser bedient, auch wenn es teilweise fast schon zuviel des Guten ist. Doch die Kämpfe sind sehr poetisch und stilvoll gemacht, weshalb auch das Wirework gut zum Stil des Films passt. Denn hier werden wehende Blätter als Waffe eingesetzt, beim Schweben über die Seeoberfläche gefightet und Pfeile im Flug gleich dutzendweise zerschlagen.

Die poetische Dimension des Films wird zudem durch die aufwendigen Bildkompositionen erreicht, in denen meist eine Farbe dominiert (z.B. der herbstrote Hain) sowie die eingängige fernöstliche Musik, die immer eindringlich und sanft im Hintergrund tönt. Etwas hemmend hingegen wirken die Anflüge von Poesie in den Dialogen, denn es nervt z.B. dass Zerbrochenes Schwert quasi aus der Nase gezogen werden muss, warum er den König beim ersten Attentatsversuch nicht töten konnte oder ausgewalzt über Kaligraphie philosophiert wird.
Darstellerisch ist „Hero“ aber über jeden Zweifel erhaben, denn nicht umsonst spielen hier hochkarätige Darsteller wie Tony Leung, Maggie Chung und Zhang Ziyi mit, die man als Charakterdarsteller kennt. Doch auch die eher für ihre kämpferischen Fähigkeiten beliebten Stars Jet Li und Donnie Yen müssen sich schauspielerisch nicht hinter den anderen verstecken, denn sie agieren genauso überzeugend.

Zwar fehlt „Hero“ unterm Strich die epische Dimension und die Handlung ist im Grunde genommen banal, aber dank der ausufernden Kämpfe und der poetischen Bildsprache ist ein unterhaltsamer Hongkongfilm entstanden.

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