Review

„Sie beseitigen Dreck vom Menschen und wir beseitigen menschlichen Dreck.“

Der eigentlich auf besondere „Tatort“-Epsioden („Es lebe der Tod“, „Der scheidende Schupo“, „Meta“) abonnierte Regisseur Sebastian Marka zeichnet für die TV-Vorweihnachtskomödie „Hit Mom – Mörderische Weihnachten“ verantwortlich, die passenderweise am A.C.A.B.-Tag 13.12.2017 erstausgestrahlt wurde. „Polizeiruf 110“-Kommissarin Anneke Kim Sanau blüht in ihrer Rolle als finanziell klamme Putzfrau und Familienmutter, die unfreiwillig von einem korrupten Bullen (Jürgen Tarrach, „Ein Mann, ein Fjord!“) als Serienmörderin angeheuert (und erpresst) wird, auf. Markas Film setzt sich zu etwa gleichen Anteilen aus Situationskomik, Slapstick und schwarzem Humor zusammen und äußert direkt zu Beginn massive Konsumkritik, platziert antisexistische und antidekadente Aussagen und bringt zudem treffende Sozialkritik in Bezug auf den Billiglohnsektor ein.

Marka zitiert anfänglich „Das Fenster zum Hof“ und erzählt davon ausgehend eine freizügige, wenig weihnachtlich anmutende Geschichte, in der eine taffe Frau eigentlich alles richtig machen will, jedoch von einer Verkettung unglücklicher Umstände in die nächste gerät und dadurch letztlich für keinen ihrer „Morde“ wirklich verantwortlich ist. „Hit Mom“ überschreitet also gewissermaßen nie die Grenze zum Amoralischen. Dennoch erfordert eine öffentlich-rechtliche Produktion wie diese einen gewissen Mut eingedenk des konservativen Anteils ihres Publikums. Marka spielt mit gesellschaftlichen Rollenbildern und persifliert bzw. zerlegt diese, zeigt weibliche wie männlich sekundäre und primäre Geschlechtsorgane und kratzt zumindest die Frage, ob nicht der eine oder andere tatsächlich den Tod verdient hätte, an. Sein freches Komikgebräu mundet manch Klischee zum Trotz recht gut. Jedoch verlässt er sich etwas zu sehr auf den Humor und sein Ensemble, lässt es dadurch längere Zeit an Spannung und Thrill, die jeder Serienmördergeschichte – und sei sie noch so komödiantisch - immanent sein sollten, mangeln und läuft Gefahr, zu episodenhaft zu werden, um das Interesse seines Publikums über die volle Distanz aufrechtzuerhalten.

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