Der Park-Ranger Bob Crane hat während er auf seinem Ausguck hockt eine Vision, in der er sieht, wie seine Zwillings-Schwester, das Mailänder Top-Model Jessica, von einem Unbekannten mit einer Schere attackiert wird. Prompt reist er nach Mailand, um sich selbst von dem Wohlergehen seiner Schwester zu überzeugen... und erfahren muss, dass diese schon seit Tagen spurlos verschwunden ist. Dem Polizisten Danesi berichtet er von der übersinnlichen Verbindung, die seit Kindesalter zwischen ihm und Jessica besteht, verständlicherweise bleibt dieser jedoch skeptisch. Erst als weitere Models aus dem Bekanntenkreis der Verschwundenen mit einer Schere ermordet werden, beginnt Danesi sich für den Fall zu interessieren... "The Last Shot" ist leider nur ein relativ lahmer Giallo-Streifen, der einige Jährchen zu spät dran ist, um noch irgendwie für Furore zu sorgen und sich demnach auch wunderbar dem allgemeinen Niveau des Horror-Outputs der italienischen Film-Industrie Mitte der 80er rum anpasst. An den wesentlich besseren Arbeiten eines Dario Argento, der zu dem Zeitpunkt diesselbe Sparte ja bereits anderthalb Dekaden lang teils virtuos beackert hat, kann Carlo Vanzina demnach trotz einiger (weniger) ausgefeilter Kamerafahrten und der Beteiligung von Co-Autor Franco Ferrini am (wirren) Skript nicht kratzen. So ähnelt das Ganze viel eher Ruggero Deodatos ähnlich spannungslos geratenen "Off Balance - Der Tod wartet in Venedig", und das nicht nur, weil Donald Pleasence auch dort einen Polizisten spielt. Der Aufhänger der Geschichte mit der telepathischen Verbindung zwischen den Zwillingen ist zwar mal was anderes, allerdings wird dieses eindeutig phantastische Element schnell zugunsten der üblichen Slasher-Formeln fallen gelassen und so empfindet man die sachten Psychic-Link-Anleihen aus "Die Augen der Laura Mars" hier doch eher als störenden übersinnlichen Farbtupfer innerhalb der ansonsten gängigen Murder-Mystery-Plotte... die übrigens dennoch so lasch gehandhabt wird, dass es einem beinahe schon egal ist, wer sich denn nun schlussendlich als Mörder entpuppen wird, zumal die Auflösung auch recht vorhersehbar geraten ist. Von Anfang an lässt Regisseur Carlo Vanzina allerdings durchblicken, auf was es ihm statt einer zünftigen Thriller-Handlung tatsächlich ankommt: Nämlich die Models beim neckischen Posieren während der Foto-Shootings und die hübschen Darstellerinnen ohne ihre Klamotten abzulichten (man beachte auch den englischen Alternativtitel!). Wer jetzt zumindest auf eine zünftige Verbindung von Sex- und Gewalt hofft, der sieht sich enttäuscht, denn die Morde sind reichlich blutleer geraten, wobei entstellende Schnitte in der deutschen Fassung beim Blick auf den hiesigen Anbieter IMV allerdings mal wieder nicht auszuschließen sind, denn die Montage ist stellenweise recht holprig und selbst das fies gedachte Drillbohrer-Finale geizt mit brutalen Details... was allerdings auch zur Gänze auf Vanzinas Kappe gehen kann. Wenn sich dann während der letzten paar Minuten schließlich das Motiv enthüllt, das hinter den Taten des Scheren-Killers steckt, dann entpuppt sich dieses leider als weniger schockierend denn schlichtweg bescheuert und banal... und deswegen nun der ganze Terz? Bizarr und einigermaßen an den Genre-Urvater "Psycho" angelehnt ist allerdings die auf einem Bürostuhl fest getackerte Leiche, mit der sich der Mörder ausführlich unterhält, um dem blöden Zuschauer die Hintergründe der Ereignisse näher zu erläutern, was dann doch ziemlich gestelzt rüberkommt. Der unpassende Zeitlupen-Einsatz und ein recht grauenhaft aufspielender, sülziger Score vergällen einem den absurden Showdown nur noch zusätzlich, so dass "The Last Shot" sein Publikum auf eine reichlich unbefriedigende Art in die End-Credits entlässt. So ragen letztendlich nur ein paar sorgfältig inszenierte, stimmungsvolle Sequenzen aus der allgemeinen Lethargie heraus, die allerdings auch nicht dafür sorgen, dass man dieses Filmchen als ziemlich belanglosen Vertreter seiner Gattung länger im Gedächtnis behalten wird. Schade drum...
4/10