Review

Sequel-Time... mal wieder. Tja, was haben wir hier? Einen Film, der unmöglich als völlig eigenständiges Werk betrachtet werden kann - da er sich ständig auf den ersten Teil bezieht. Okay. Das heißt aber auch, daß man ihn nur in Relation zum ersten Teil bewerten kann. Und damit macht er es sich nicht unbedingt leicht, schließlich war FINAL DESTINATION im Jahre 2000 ein echter Überraschungshit; sorgte als Abschlußfilm des Fantasy FilmFests für reihum ungläubiges Staunen und Begeisterung, und spielte danach auch regulär in den deutschen Kinos (und v.a. den Videotheken...) mal eben RICHTIG viel Geld ein.

Die auf den ersten Blick sicherste Methode, diesen Erfolg zu wiederholen, ist ein Quasi-Remake des ersten Teils - und zunächst sieht auch alles so aus, als würde Regisseur David Ellis genau diesen Weg gehen. In schon fast übertriebener Ähnlichkeit mit dem Vorgänger beginnt auch FINAL DESTINATION 2 mit einer nächtlichen Kamerafahrt über die Utensilien der Hauptfigur, die am nächsten Tag eine Reise unternehmen will - statt nach Paris allerdings nach Daytona Beach.

Abgesehen von solchen (und vielen weiteren) formalen Ähnlichkeiten scheint der Film aber auch hinsichtlich seiner Story, seiner Erzählstruktur und seiner "Aussage" fast das Spiegelbild des Originals zu sein: Wieder erleben wir, wie junge Menschen aufgrund einer Vorahnung bzw. Vision knapp dem Tod entgehen; wieder stellt sich heraus, daß sie damit wohl dem Plan, den das Schicksal für sie schon getroffen hatte, ein Schnippchen geschlagen haben; wieder versucht der Tod, sich die "Flüchtlinge" nachträglich zu greifen; wieder werden die sich dieser Tatsache bewußt und bemühen sich, ihrem Schicksal zu entgehen - und erleiden, in vielen Fällen, nichtsdestoweniger (oder sogar deshalb) einen besonders blutigen Tod.

Natürlich gibt es Unterschiede zum Original - sich positiv wie negativ auswirkende. Aber gehen wir mal wertneutral an die Sache ran und beginnen mit der Story.

Kimberly macht sich mit drei Freunden auf den Weg zu einem lang erwarteten Urlaub: Trinken, Kiffen, Feiern in Daytona Beach! Also ab in Daddy's Auto, jede Menge Gras und gute Laune gepackt und los, auf die Autobahn. Und rein in einen für ein paar Dutzend Leute tödlich verlaufenden Unfall, der unter anderem einen Haufen lose Baumstämme und mehrere schwere Fahrzeuge in diverse unterschiedliche, durchaus abwechslungsreiche Verbindungen mit menschlichem Fleisch bringt. Da macht es Puff - Kimberly kommt zu sich - und steht mit dem Auto immer noch an der Auffahrt zur Autobahn. Ähnlich hysterisch wie Alex im ersten Teil versucht sie nun, ihren Freunden zu erklären, daß sie nicht weiterfahren dürften - und ergreift dann Maßnahmen, um den Unfall zu verhindern. Das gelingt ihr zwar nicht, da ihr (natürlich) niemand glaubt; aber immerhin kann sie sieben Leute vor dem Sterben retten. Sieben Leute - auf die der Tod nun Jagd macht...

Sehr schnell erkennt Kimberly Zusammenhänge mit den Geschehnissen rund um Flight 180, der vor genau einem Jahr kurz nach dem Start Richtung Paris explodierte - wobei einige zufällig Überlebende nach und nach, durch sehr merkwürdige Todesarten, dahingerafft wurden (siehe FINAL DESTINATION 1). Bald nimmt sie Kontakt mit der inzwischen letzten Überlebenden von damals auf: Clear, die sich aus Angst vor einem "zufälligen" Tod inzwischen in eine geschlossene Anstalt hat einweisen lassen. Mit Clears Hilfe erkennt Kimberly das (neue, veränderte) Muster des Todes und macht sich daran, seine Pläne zu durchkreuzen. Zur Seite steht ihr dabei der Polizist Thomas Burke, der ihren Ahnungen sehr schnell glaubt und es als erstes unternimmt, alle Überlebenden des Autobahn-Unfalles bei sich zu versammeln, damit man ein gemeinsames Vorgehen vereinbaren kann. Bald darauf stellt sich heraus, daß sie alle, neben dem Überleben des Unfalls, eine weitere Gemeinsamkeit haben...

Wie wir es schon aus dem ersten Teil kennen, nutzt alles Bewußtsein und alles gemeinsame Vorgehen den Opfern in spe nur wenig. Oder, wie es Tony Todd in seiner Rolle als Leichenbestatter auch hier wieder zusammenfaßt: "You can't cheat Death." Der Tod hat eine Liste, und die arbeitet er ab - und das, wenn nötig, auf ziemlich rabiate Weise. Da fließt das But in Strömen, da werden Körperteile fröhlich durchbohrt und abgetrennt, da wird ganz explizit und detailliert gestorben. Und wie das mit einer FSK16-Freigabe davonkam, werde ich mich noch lange fragen. In Deutschland sind Filme beschlagnahmt worden, die nur auf weniger drastische Szenen verweisen können.

Natürlich nehmen die gorigen Momente nur Momente in Anspruch, dazwischen haben wir ja noch eine Story, die erzählt werden will. Eine Story allerdings, die uns eben nicht mehr so recht vom Hocker reißen kann, wenn wir den ersten Teil schon gesehen haben. War es damals noch faszinierend, zu erleben, in welcher Konsequenz der Tod sich seine planmäßigen Opfer holt, ist genau das hier ja auch genau das, worauf wir nur warten. Denn wir wissen ja von Anfang an, daß sich der Film um nichts anderes drehen wird. Damit sind Überraschungen Mangelware, originelle Ideen kann man nur in Ansätzen entdecken. Das gilt natürlich nur im direkten Vergleich mit dem ersten Teil. Nur, wie gesagt: es wird ständig auf jenen Bezug genommen.

Das einzige, was dem ersten Teil aber hinzuaddiert wird, ist mehr Gewalt und Drastik, sind brutalere Tode. Die machen Laune, die sind gut in Szene gesetzt, fraglos. Und die Story selbst ist auch spannend genug inszeniert, um zu unterhalten. Begeistern kann das alles jedoch nicht, dazu ist es einfach schon zu "gesehen" - und nicht ganz so frisch umgesetzt wie im Original. Daran ändern auch einige Unterschiede, Neuerungen im Storyaufbau nichts. So etwa, daß man Kimberly viel schneller als damals Alex glaubt; so auch, daß Erkennen und Aufdecken des "Plans" von Gevatter Tod, die Reihenfolge der Abgänge, keine so große Rolle mehr spielen; so schließlich auch, daß die Visionen/Vorhersehungen hier mehr Raum einnehmen, uns Zuschauern auch in plastischerem Stil gezeigt werden als im ersten Teil. Sogar eine ganz eigenständige Idee gibt es zu entdecken, als Kimberly gegen Ende des Films glaubt, eine Möglichkeit gefunden zu haben, das "Design" von Gevatter Tod endgültig zu sprengen. Das ist schon alles okay - aber es macht den Film nicht zu einem Reißer; nicht zu etwas so Originellem, wie es der Vorgänger war.

Fazit: FINAL DESTINATION 2 macht Spaß, wenn auch nicht überwältigend viel. Ans Original kommt man nicht heran - mit Ausnahme der Inszenierungen der Tode, die den ersten Teil hinsichtlich ihrer Extremität mit Leichtigkeit übertreffen. Eine Weiterentwicklung ist ansonsten nicht zu erkennen; faktisch haben wir es hier mit dem klassischen Cash-In-Sequel zu tun - aber mit einem von der besseren Sorte. Wer das Original mochte, wird auch hier unterhalten werden. Aber wohl kaum zu neuen Erlebnishorizonten kommen. Knappe 7 Punkte.

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