kurz angerissen*
Männer auf Pferden im Kampf gegen den Terrorismus. Ein solches Bild hat ohne Zweifel großes Vermarktungspotenzial und lässt sich dank seiner Western-Anklänge leicht im amerikanischen Bewusstsein verankern. Deshalb steht nun eine Statue von einem berittenen Soldaten am Ground Zero und deswegen trägt die literarische Vorlage zu „12 Strong“ den griffigen Titel „Horse Soldiers“.
Dabei pflegt Doug Stanton, Autor der Vorlage, als Journalist und Hochschuldozent eher einen wissenschaftlichen als reißerischen Stil. Regie-Neuling Nicolai Fuglsig versucht diesem mit einem distanzierten Blick auf die Aktivitäten eines Special-Forces-Trupps in Afghanistan gerecht zu werden, lässt sich aber immer wieder von der Strahlkraft hollywoodgerechter Pyrotechnik verführen und landet am Ende bei Explosionen aus Licht und Qualm, die sich im Trailer gemeinsam mit dem grimmigen Antlitz von Chris Hemsworth wunderbar an ein großes Publikum verkaufen lassen.
In der Kombination moderner Kriegsmaschinerie (Panzer, Kampfjets und Tragewaffen) und berittenem Streifzug durch feindliches Gebiet wird der Verbindungspunkt zwischen neuerer Weltgeschichte und alten Gründer-Sagen gesucht. Michael Bays Einflüsse offenbaren sich in langen 3D-Scans mit Gegenlichtaufnahmen, die schon ihrem Wesen nach Pathos freisetzen. Das wäre soweit kein Problem, würde sich Fuglsig dafür entscheiden, seinen Kriegsfilm wie Peter Berg („Lone Survivor“) oder auch Bay selbst („13 Hours“) als Thriller mit Spannungsspitzen anzulegen. Derartige Ansätze schneiden sich allerdings mit dem offensichtlichen Versuch, nach Vorbild von Kathryn Bigelow („Zero Dark Thirty“) den Fokus auf die Operation selbst zu legen und nicht allzu tief in die Perspektive der Protagonisten einzutauchen, um Objektivität zu bewahren.
Ein Bemühen um die differenzierte Betrachtung aller Parteien ist zu erkennen, wovon bereits die nicht ohne Differenzen erfolgende Zusammenarbeit zwischen Nelson (Chris Hemsworth) und Dostum (Navid Negahban) zeugt. Wenn sie aber im Endeffekt nicht zu einem tieferen Verständnis für das Handeln der Terroristen führt, muss sie als ertraglos betrachtet werden. Dabei wäre in 130 Minuten reichlich Zeit, um die Interessenskonflikte in Afghanistan facettenreich zu beleuchten. Stattdessen wird sklavisch der Dramaturgie typsicher Kriegsfilme gefolgt: Verabschiedung von der Familie, Anpassungsschwierigkeiten im Einsatzgebiet, Rückschläge, erste Erfolge, ein finaler Gegenschlag und eine Texttafel. Nicht ganz ohne repetitive Längen im Mittelteil und Pathos-Fallen am Ende.
So verweigert „12 Strong“ die spektakuläre Hollywood-Action, die seine Werbung verspricht, ohne aber im Gegenzug die Vorzüge eines wahren Antikriegsfilms zu nutzen. Wen soll ein solches Zwitter-Resultat nachhaltig beeindrucken?
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