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Pech im Spiel, Glück in der Liebe scheint auf jemanden wie Nicholas Cage, trotz Oscars für „Leaving Las Vegas“ nicht zuzutreffen, denn mittlerweile dominieren die Nominierungen für die Goldene Himbeere deutlich. Nach massiven Schulden scheint es mit der Ehe auch nicht weit her, denn nachdem Cage einer Maskenbildnerin im März 2019 das Jawort gab, ließ er die Ehe nach vier Tagen annullieren. Immerhin, im vorliegenden Thriller neigt er nicht zum Overacting.

Ray (Cage) und Maggie (Robin Tunney) setzen nach dem Unfalltod ihrer Tochter auf einen Neuanfang und pachten ein Motel irgendwo in Utah. Per Zufall stößt Ray auf einen Spionspiegel, mit dem er die Begebenheiten in Zimmer 10 beobachten kann. Doch dann verschwindet ein Gast spurlos…

So einen Einwegspiegel kennt man am ehesten von Verhören bei der Polizei, hier dient er der voyeuristischen Komponente. Das sollte man sich jedoch nicht allzu erotisch ausmalen, vor allem nicht, wenn ein schmieriger Trucker seine nicht allzu ansehnlichen Mitbringsel böllert.
Man merkt schon, dass Regisseur Tim Hunter, Jahrgang 1947, neben einigen TV-Serien nicht viel mit Spielfilmen am Hut hatte, denn plötzlich sind Flanellhemden wieder angesagt und bestimmte Fetischneigungen wurden in den Achtzigern bereits prickelnder dargeboten, während hier viele Szenen sehr aufgesetzt daherkommen.

Andererseits kommen die beiden Hauptfiguren einigermaßen sympathisch rüber, obgleich die Exposition erst nach einer Viertelstunde verdeutlicht, dass die beiden das Motel nicht bewohnen, sondern pachten wollen. Die Geschichte entwickelt sich recht gemächlich und ein Mord wird beinahe beiläufig thematisiert. Das dazugehörige Ratespiel um den Killer ist jedoch das entscheidende Manko, denn im Grunde kommen nur zwei Figuren infrage, wobei die Figurenkonstellation ohnehin recht überschaubar bleibt.

Gelungen ist derweil die Atmosphäre, welche zuweilen auf dem Motelgelände herrscht. Zwischen schmierig, marode und bedrohlich hält es einige Zeit bei Laune, wenn Ray offenbar keinem seiner Gäste traut und selbst die mexikanische Mamsell in seinen Alpträumen auftaucht. Trotz einer kurzen Keilerei ist kaum Action angesagt, die Spannung flacht allerdings ebenfalls zusehends ab, da der Tunichtgut eben bereits früh auszumachen ist.

Cage bringt indes eine brauchbare Präsenz mit und lässt das Grimassenschneiden daheim, Tunney performt ebenfalls tauglich, wobei es den 0,3-Sekunden-Nippelblitzer nicht gebraucht hätte, - vielleicht brauchte Hunter ihn. Auch der Score, der ebenfalls ein wenig Retro anmutet, ist okay, die Parts mit den wummernden Bässen treiben zumindest ein wenig.

Allzu viel lässt sich am Ende nicht mitnehmen von dem Treiben in Nevada, bei dem Versöhnungssex fast schon zu den vermeintlichen Höhepunkten zählt. Die Mimen werten die Angelegenheit zwar auf, doch diese beschäftigt sich mit zu vielen Randnotizen und verliert phasenweise deutlich den Fokus. Untermauert wird die fast schon belanglose Geschichte von einem überaus konventionellen, überraschungsfreien Showdown mit blöder Quintessenz.
Für Fans von Cage okay, ansonsten eher nicht so.
Knapp
5 von 10

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