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ANGEL OF RETURN

Ein deutsches VHS-Cover, welches eine wilde Szenenmontage von RED FORCE und RED FORCE 2 schmückt? Auf der Rückseite ein Szenenbild aus John Woos THE KILLER? Dazu noch reißerische Headlines à la „Ein Muss für Freunde temporeicher Action-Filme“ und „Sie haben nur ein Ziel: Rache“? Das kann ja heiter werden! Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt und am Ende kommt dann alles anders, als man denkt! Oder etwa doch nicht?

Als Mr. Wah (Roy Chiao), Boss einer großen Verbrecherorganisation, brutal ermordet wird, bricht unter seinen beiden Söhnen Eric (Simon Yam) und Charly (Miu Kiu Wai) der Kampf um die Thronfolge aus. Während Mutter Jane (Seung Yee) den vernünftigeren Eric mit dem Posten betrauen möchte, hält Onkel Ronny (O Chun Hung) große Stücke auf den von ihm leichter zu manipulierenden Charly. Als Jane die Ermordung von Ronny anordnet, kommen weitere Familienmitglieder ums Leben. Also holt Ronny seinen Sohn Frankie (Frankie Chan) und seine Tochter Sally (Yukari Oshima) zu Hilfe. Es kommt zu einem Krieg, in welchen sowohl Familien-, wie auch Organisationsmitglieder und später sogar eine US-Killertruppe hineingezogen werden. Als Frankie schließlich die diabolischen Pläne seines Vaters durchschaut, ist es für die meisten Beteiligten schon lange zu spät…

Derselbe Regisseur, dieselben Fehler, dasselbe Ergebnis: Frankie Chan (auch Drehbuchautor und Produzent) wollte bei ANGEL OF RETURN (1989) eindeutig zu viel, was sich sowohl bei der Story, als auch bei den Actionszenen unangenehm bemerkbar macht und damit ein wenig an seinen späteren BORN TO FIGHT 4 (1990) erinnert. Wieder einmal ist es nicht ganz einfach, die ganzen Konfrontationen, die ganzen Haupt- und Nebencharaktere sowie die ganzen Attentate und die daraus resultierenden Vergeltungsschläge auf einen Hauptplot bzw. eine Inhaltsangabe zu reduzieren. Sein Film ist voll mit Onkeln, Tanten, Brüdern, Schwestern und bezahlten Killern, welche zwar fast durchweg mit namhaften Darstellern wie Simon Yam, Yukari Oshima, Eddy Ko, Kara Hui oder Roy Chiao besetzt wurden, dafür aber oftmals nicht über mehr als längere Cameos hinauskommen. Viele von ihnen werden erst ziemlich ruckartig eingeführt und anschließend ebenso schnell wieder ins Jenseits befördert, was eine Identifikation mit den Figuren und eine Verfolgung der Handlung unnötig erschwert.

Auch bei den drei großen Actionszenen gibt es Grund zum Meckern: Es geht zwar immer ausgiebig, laut und mit einen hohen Verschleiß an Humankapital zur Sache, aber viele der aufwendigen Sprünge und Stürze wirken holprig (Seile, Up-Speeding…) und viele Charaktere beißen einfach zu belanglos und unspektakulär ins Gras. Dies fällt besonders bei der US-Killertruppe auf: Jeff Falcon, Dan Mintz, John Ladalski und Louis Roth… seit 10 Jahren unbesiegt… die besten Killer, die man für Geld bekommen kann? Da hätte ich dann doch etwas mehr Spektakel erwartet und auch die Gang von Frankie, welcher u.a. Robin Shou angehört, hat einen etwas undankbaren Abgang. Das entfernt an John Woos BULLET IN THE HEAD erinnernde Finale kommt letztendlich ziemlich makaber und überraschend daher, kann aber auch nicht für das Fehlen einer letzten, richtig großen Actionszene entschädigen.

ANGEL OF RETURN ist kein schlechter Film, hat meiner Meinung nach aber zu viele Mankos, um Wertungen im Achter- oder Neunerbereich zu rechtfertigen. Es gibt viele bekannte Gesichter (teilweise verheizt…), einige interessante Kämpfe (leider ohne richtiges Finale…) und eine stellenweise recht lustige Synchro (kein Dauerlacher…). So bleiben 88 Minuten recht unterhaltsames, recht spektakuläres Hong Kong-Klopper-Fast Food und im Sinne der deutschen Synchro sage ich abschließend: „Los, erwürg’ diesen Hurensohn!“…

6/10 Punkten, diBu!

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