Nachdem man sich in „Deep Impact“ und „Armageddon“ gegen die Gefahr aus dem All wehrte, geht in „The Core“ die Rettungsaktion in die entgegen gesetzte Richtung.
Doch die Entdeckung der Katastrophe ist schon reichlich blöde: Nachdem ein paar desorientierte Vögelschwärme abschmieren und man den Uniprofessor Josh Keyes (Aaron Eckhart), Spezialist für Erdmagnetismus, befragt, ob 32 Leute simultan durch eine magnetische Waffe getötet worden sein könnten, riecht der Prof schon direkt die Lunte. Er tüftelt mit ein paar befreundeten Freaks aus, dass das Magnetfeld der Erde schwächer wird und es daher zu solchen Vorfällen kommt.
Danach geht es dann abrupt ins Weltall, wo Commander Robert Iverson (Bruce Greenwood) und seine Crew, darunter Co-Pilotin Rebecca Childs (Hillary Swank), mit dem Spaceshuttle Richtung Erde düsen. Bei kaputtem Magnetfeld versagt das Landesystem, man muss über Los Angeles notlanden, aber Rebcca tüftelt eine Landemöglichkeit im L.A. River aus. Dann folgt eine Landesequenz gegen die das Finale von „Con Air“ maßvoll erscheint und bei der zudem dermaßen offensichtlich CGI-Effekte eingesetzt werden, dass sich jeder Zuschauer jenseits der 14 erstmal kräftig an den Kopf packt.
Keyes macht Dr. Conrad Zimski (Stanley Tucci), Chefberater der US Regierung, auf seine Berechnungen aufmerksam und wird direkt von der Regierung eingeladen darüber zu berichten. Er erklärt, dass bei Ausfallen des Magnetfeldes die Erde nicht mehr vor dem gefährlichen Teil der Sonnenstrahlung geschützt wäre. Damit das dann auch der letzte Depp im Zuschauerraum kapiert, demonstriert er die Auswirkungen, indem er einen Apfel via Feuerzeug plus Spraydose röstet. Die meisten Zuschauer werden sich allerdings fragen, in wie hohem Bogen ein Professor wohl aus dem Pentagon fliegen würde, wenn er dort mit derart kindischen Erklärungen Marke Knoff-Hoff ankommen würde.
Grund für die ganze Chose: Der Erdkern rotiert nicht mehr und deshalb wird das Magnetfeld ganz weg sein. Doch zum Glück hat der Wissenschaftler Dr. Ed 'Braz' Brazzleton (Delroy Lindo) hat einen Bohrlaser entwickelt und könnte ein entsprechendes Bohrfahrzeug bauen, was das Pentagon auch direkt veranlasst. Drei Monate später: Man schickt Beck, Iverson, Zimski, Keyes, Braz und Keyes’ Kollegen Serge Leveque (Tchecky Karyo) mit eben diesem Gefährt Richtung Erdmittelpunkt, um den Kern via Atomsprengung (irgendwie gibt es in neueren Katastrophenfilmen keine andere Problemlösung mehr) wieder in Rotation zu versetzen. Der Rest der Welt wird nicht über das Problem informiert und deren Wissenschaftler kommen auch auf nix, sodass der Rest der Welt wie ein riesiger Ethno-Verein verwundert die seltsamen Vorkommnisse beobachtet, während die US-Helden schon zur Problemlösung losdüsen.
Klingt saublöd? Ist es anfangs auch. Doch hat man erstmal rund 50 Minuten überstanden, dann geht die Mission zur Erdmitte los und der Film wird um einiges unterhaltsamer. Großer Physikfanatiker sollte man allerdings nicht sein, denn die Logik wird in diesem Bereich arg gedehnt bzw. oft auch weitestgehend außer Acht gelassen. Aber man will hier ja auch Unterhaltungskino schaffen. Da wäre die Ironie eines „Armageddon“ (der hier oft auch Vorbild war) nicht verkehrt gewesen, aber leider bleibt „The Core“ eher trocken und bietet nur ein kleines Kontingent an Humor. Aber immerhin „Road Trip“-Loser DJ Qualls als Hacker Taz 'Rat' Finch kann für ein paar Lacher sorgen.
Die Effekte sind recht gut, auch wenn man vieles von dem Gebotenen schon weniger künstlich anmutend gesehen hat. Aber es gibt auch weitaus schlechteres und vor allem die unterirdische Reise ist recht schick aus dem PC gezaubert worden. Nur einigen oberirdischen Zerstörungen mangelt es an Überzeugungskraft (der Elektrostrom über Rom z.B. sieht mäßig aus).
Jon Amiels Bohrtrip legt ein weitaus ruhigeres Tempo als „Armageddon“ vor, hat aber trotzdem kaum Längen sobald man sich unter der Erde befindet. Am Ausgang der Mission entstehen zwar nie Zweifel, aber trotzdem weiß man nie so recht, wer überlebt oder ob überhaupt jemand vom Team überleben wird. Zudem legt „The Core“ auch recht geschickt falsche Fährten in dieser Beziehung. Wenn einer der Charaktere dran glauben muss, dann wird das auch meist recht gefühlvoll gemacht und nur in ein paar Szenen wirkt die Trauer der anderen wie Kitsch.
Aaron Eckhart als grauenhaft frisierter Uniprof ist ganz OK, ebenso wie Hillary Swank, doch die guten Leistungen stecken in den Nebenrollen: Delroy Lindo, Tchecky Karyo und Bruce Greenwood spielen den Rest weitestgehend an die Wand. Stanley Tucci spielt ganz gut gegen seine anfangs recht eindimensionale Rolle an und DJ Qualls spielt die übliche Nerdrolle solide. Nebendarsteller sind OK, aber kaum zu sehen.
„The Core“ fängt ziemlich blöde an, wandelt sich aber im weiteren Verlauf zum ganz netten Weltrettungskino. Sticht zwar nicht aus der Masse an Blockbustern heraus, ist aber ganz nett.