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Jugendliche, aus Skandinavien stammende Helden weisen eine gewisse Tradition auf, - man denke dabei nur an die Figuren von Astrid Lindgren oder Selma Lagerlöf.
Die titelgebende Ida hat indes zwar ein amerikanisches Remake nach sich gezogen, kommt jedoch, trotz seines Charmes und der munteren Action in der zweiten Hälfte, nicht an den Kultstatus einer Pippi Langstrumpf oder Ronja Räubertochter heran.

Die fünfzehnjährige Ida liebt das Freeclimbing und die Gokart-Bahn, die ihr Vater leitet. Als dieser als Spätfolge eines Kletter-Unfalls mit dem Tode ringt, sofern er nicht einer teuren Operation in den USA unterzogen wird, schmieden Ida und ihre Freunde Sebastian und Jonas einen tollkühnen Plan: Sie wollen die Bank ausrauben, für die Idas Mutter die technischen Pläne entworfen hat. Doch während des Coups gerät einiges aus dem Ruder…

Dass der Streifen stark an amerikanische Filme des Actiongenres orientiert ist, deutet sich früh an, denn sobald etwas Bewegung im Spiel ist, überschlagen sich Schnitt, wechselnde Blickwinkel und der treibende Score förmlich.
Den primären Figuren wird jedoch ein angemessener Raum zur Entfaltung geboten, so dass besonders die drei Kids rasch etabliert sind und die Dreiecksgeschichte zwischen Ida und den beiden interessierten Jungs für kleinere Schmunzler sorgt.
Jedoch wird auch das Verhältnis zwischen Ida und ihrem Vater thematisiert, was ein paar recht sensible und nachdenklich stimmende Szenen mit sich bringt.

Während der zweiten Hälfte dominieren hingegen Action und Spannung, denn der geplante Raub droht phasenweise völlig aus dem Ruder zu laufen. Sind zunächst einige Unwahrscheinlichkeiten wie das Zeigen der Eingabe eines Geheimcodes bei einer TV-Reportage völlig hanebüchen, kommen beim Coup reichlich ungeplante Umstände ins Spiel, die der Spannung durchaus dienlich sind. Ob es die beiden durchgeknallten Typen im Monitorraum sind, die Rottweiler in der Nähe des Safes oder der kleine Bruder Idas, der aufgrund mangelnden Babysitters einfach mal mitgeschleppt wird und natürlich unkalkulierbares Verhalten an den Tag legt.

Für Witz und Tempo ist also gesorgt, nur allzu viele Werte werden nicht vermittelt, da das Geschehen neben Freundschaft und Zusammenhalt, Mut und Loyalität nicht allzu viel auszusagen hat und das Thema Kriminalität für einen guten Zweck mit Sicherheit nichts für die jüngeren Zuschauer darstellt, zumal ferner einige verbale Entgleisungen auszumachen sind.
Demgegenüber sorgen einige Situationskomik und ein paar typische kindlich naive Vorgehensweisen auch für Heiterkeit beim erwachsenen Publikum, welches spätestens bei der getrennten Flucht per Gokart mit ordentlicher Aktion unterhalten wird.

„Kletter-Ida“ bietet demnach einen rundum charmanten Abenteuerfilm mit viel Humor, einem durch und durch soliden Handwerk und sauber gefilmter Action, auch wenn diese im letzten Drittel ein wenig überfrachtet wirkt.
Die Darsteller liefern durch die Bank passable Leistungen ab, während der Score mit einigen angenehm melodiösen Tracks daherkommt.
Die Skandinavier untermauern erneut, dass sie im Umgang mit jugendlichen Helden ein feines Gespür besitzen, denn auch wenn dem Ganzen ein wenig die markante Note fehlt und etwas mehr Tiefe, auch gegen Ende nicht verkehrt gewesen wäre, - ein latent bestehender Unterhaltungswert ist trotz solcher Mankos nicht von der Hand zu weisen.
7,5 von 10

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