Ida ist zwölf Jahre alt, wohnt in Dänemark und ist begeistert vom Freeclimbing. Ihr Vater war einst ein bekannter Bergsteiger, der allerdings einen Unfall hatte, den er nur mit sehr viel Glück überlebte, und ist daher natürlich nicht unbedingt begeistert davon, dass seine Tochter tagsüber an Wassertürmen herumklettert. Tragischerweise bekommt er eines Tages die Nachwirkungen des Sturzes zu spüren, da er als Spätfolge plötzlich umkippt und sich nicht mehr rühren kann, weil es seinem Gehirn nicht mehr gelingt, die Bewegungen korrekt zu steuern. Da die Krankheit sehr selten ist, gibt es nahezu keine Heilungschancen. Die einzige Möglichkeit ist eine Klinik in Seattle, die auf diesem Gebiet bereits Fortschritte gemacht hat. Doch eine dortige Einweisung und Behandlung würde 1,5 Millionen Kronen kosten. Das kann die Familie jedoch nicht aufbringen. Daher fasst Ida den Entschluss: Ein Bankraub muss her. Praktischerweise ist ihre Mutter Sicherheitschefin bei eben einer solchen Institution. Also plant sie mit ihren zwei besten Freunden, die (natürlich) beide in sie verliebt sind, den Bruch. Doch als man den größten Teil schon geschafft zu haben scheint, kommt es zu einem unerwarteten Problem.
Eins vorweg: Bei der vorliegenden Ausgangssituation ist es natürlich ganz normal, dass man sich auf die Seite der Kids schlägt, auch wenn sie hier eine kriminelle Handlung begehen.
Wenn man bedenkt, dass es sich hier um das Erstlingswerk von Regisseur Wullenweber handelt, ist man als Zuschauer und Kritiker doch überrascht, wie souverän er diesen Film abwickelt. Grundsätzlich ist die Vorstellung, dass Kinder einen solchen Einbruch durchführen können, ja vollkommen absurd. Das bleibt sie zwar auch nach dem Film, doch man hat sich hier extrem viel Mühe gegeben, dem Zuschauer genauestens zu erklären wie die drei Kiddies ihr Ziel verwirklichen wollen und hat auch einiges an Filmzeit für die Planung des Coups verwendet. Fast alles wird hier relativ schlüssig vermittelt und wirkt dann letztendlich gar nicht mehr so abstrakt wie noch am Anfang. Außerdem umschifft Wullenweber hier wirklich alle Klischeeklippen, und die lauern nun wirklich minütlich, insbesondere, weil die beiden Jungs ja auch in Ida verliebt sind. Doch auch dieser Bereich wird so geschickt in die Handlung eingewoben und straff erzählt, dass es keinerlei Leerlauf gibt und der Film sehr flüssig bleibt.
Doch wovon hängt ein solches Projekt im Endeffekt ab? Natürlich von seinen jugendlichen Darstellern, und ich glaube, dass man hier für das Casting wirklich fähige Leute engagiert hatte. Ich kann mich kaum an einen Film erinnern, bei dem mich Kids so überzeugt haben. Alle drei Hauptdarsteller sind zwar total verschieden, trotzdem würde man jeden einzelnen von ihnen sofort adoptieren, wobei insbesondere Julie Zangenberg als Ida dabei so knuffig ist, dass man ihr als Vater sogar einen Bankraub verzeihen würde.
Natürlich gibt es hier das obligatorische Happy End, das noch dazu recht vorhersehbar und auch unlogisch ist. Doch in diesem Fall ist man dafür komischerweise gar nicht böse, denn ein negativer Ausgang der Geschichte hätte dem Film eher geschadet, und das schreibt jemand, der sich schon bei so vielen Filmen darüber geärgert hat (als Beispiele seien hier nur „Running Scared" oder „The Game" genannt")!!
In Dänemark muss „Kletter-Ida" alle Besucherrekorde gebrochen haben. Das liegt wohl auch daran, dass dies keineswegs ein Film ist, der nur für Kinder geeignet ist. Auch Leute meines Alters können sich, wie man aus der abschließenden Bewertung ersehen kann, an diesem Film erfreuen, denn hier gibt's 8 Punkte, tendenziell sogar eher mit Blick nach oben.