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Wenn irgendwann mal jemand auf die Anfänge des Streaming-Zeitalters zurückblickt, könnte "Bright" womöglich zum Anschauungsbeispiel für das strategische Vorgehen von Netflix werden. Noch vor wenigen Jahren wäre es völlig undenkbar gewesen, dass jemand mitten in L.A. Dreharbeiten für einen Cop-Thriller mit Elfen, Orks und Magie in Auftrag gibt; erst recht, wenn einer der größten Filmstars der 90er die Hauptrolle spielt und für derartigen Humbug mit Sicherheit auch entsprechend vergütet wird. Nicht nur handelt es sich aufgrund der genannten Parameter um eine schweineteure Produktion, ihre Realisierung stellt auch die Zurechnungsfähigkeit im wirtschaftlichen Sinne in Frage; wohl kein Studio bei Verstand würde einen völlig aus der Luft gegriffenen Genre-Clash wie diesen über die normale Verwertungskette inklusive Kino durchwinken. Es gibt eben keine vernünftigen Anhaltspunkte dafür, weshalb eine Art "Training Day mit Feenstaub" beim Publikum funktionieren sollte, geschweige denn bei der Kritik; aktuelle Kino-Trends werden von einer solchen Mixtur jedenfalls nicht unbedingt reflektiert und um eine etablierte Marke handelt es sich ebenfalls nicht.

Bedenkt man aber, dass Streaming anders funktioniert als Kino, erschließt sich die Denkweise schon eher. Der Name muss möglichst klangvoll sein und das Konzept muss sich von allem anderen abheben. Das Geld fließt, um einzigartigen Content jenseits der bewährten Formeln zu erzeugen. Wer sich bei Netflix gelangweilt durch das Programm wühlt, ist schließlich bei der Auswahl experimentierfreudiger als jemand, der gerade für einen Kinoabend eine Menge Geld in die Hand genommen hat und somit Risikoüberlegungen anstellt, die normalerweise mit "Nummer sicher" enden. Man könnte nun dazu versucht sein, der neu entdeckten Vielseitigkeit mit Jubelstürmen zu begegnen. Doch es geht gar nicht um kreative Freiheit. Es geht nur darum, im unübersichtlichen Streaming-Urwald wahrgenommen zu werden... und das merkt man zumindest diesem merkwürdigen Abkömmling einer neuen Distributionsstrategie in jeder Minute an.

Wie selbstverständlich koexistieren hier Märchengestalten und Menschen miteinander auf engem Raum - und das in einem Genre, das eigentlich einen großen Wert auf Authentizität legt und dadurch immer ein wenig ernst wirkt, wenn nicht sogar verbissen. Mit David Ayer sitzt auch noch ein Mann auf dem Regiestuhl, der als Muttersprachler dieser Spielart durchgeht. "Harsh Times" hat er gedreht, "Street Kings" und "End Of Watch", dazu die Drehbücher von "Training Day" und "Dark Blue" geschrieben. "Bright" scheint ganz und gar in diese Reihe zu passen... nur, dass diesmal irgendein Witzbold heimlich Fantasy-Sticker draufgeklebt hat. Man sollte meinen, dass schon durch die reine Präsenz von Elfen und Orks das Eis bricht und der Weg frei ist für einen ironischen Blick auf den Cop-Film. Aber nein. Will Smith als rassistischer Cop (oho, welch Wendung, der Schwarze ist ein Rassist) und Edgerton-Ork bilden ein völlig merkwürdiges Doppel, das sich der Absurdität ihres Anblicks nicht bewusst zu sein scheint und demzufolge weder besonders ernst noch besonders witzig mit sich selbst und der Umgebung interagiert. Eine milde Form von Ironie breitet sich im Polizeiwagen auf Streife aus, gerade genug, um sich nicht der Parodie verdächtig zu machen. Anders gesagt: Einen fantasieloseren Umgang mit der Ork-Situation könnte man sich gar nicht vorstellen.

Zu Beginn ist das Drehbuch zumindest noch ein wenig an sozialen Themen interessiert, versucht es doch, Hierarchien von Märchenfiguren auf das reale Großstadt-Amerika zu übertragen, indem es beispielsweise das Elfenvolk in ein Viertel für Snobs und Neureiche einquartiert (Beverly Hills und Malibu, zieht euch warm an). Je mehr es aber um den Lichtstab-McGuffin geht, desto weniger interessiert Ayer das Drumherum. Die von Beginn an platte Umkehrung von Rassismusthemen verschwindet mit der Zeit völlig im Äther und damit auch der letzte Rest Chemie zwischen Smith und Edgerton. Dabei bleibt es immer gefällig und kurzweilig, aber gerade so, dass man auf der Couch nicht vor den Socken einschläft. Denn Dinge von Belang passieren nicht mehr.

"Bright" mag durch seine ungewöhnliche Genre-Paarung per se ein gewisses Publikum anziehen und auch ein paar Fans haben, einfach weil man nicht so oft Drachen am Himmel fliegen sieht, während die Polizeistreife durch die engen Straßen L.A.s fährt und Ausschau nach Orks hält, die man verhaften kann. Es gibt Action, kräftige Bilder und zumindest einen großen Namen im Cast. Das war es aber auch schon.

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