Bill (Peter Weller) ist Kammerjäger. Er entdeckt, dass sein Wanzenpulver aber nicht nur den Krabblern den Garaus macht, sondern bei intravenöser Zufuhr auch eine berauschende Wirkung auf den Menschen haben kann. Folglich ballern sich Bill und seine Frau Joan in ihrem schäbigen Apartment ordentlich die Birne weg. Bill sucht mit seinem Suchtproblem Rat bei Dr. Benway (Roy Schneider), welcher ihm das schwarze Fleisch des brasilianischen, im Wasser lebenden Tausendfüßlers empfiehlt. Dieses in Pulverform unter das Insektizid gemischt und der Konsument wird von seiner Sucht abkommen. Bald stellt für Bill das Tausendfüßlerpulver eine viel dringendere Verlockung als das Käfergift dar. Bei der Polizei erteilt ihm ein sprechender Riesenkäfer den Auftrag nach Interzone zu reisen, um seinen Roman „Naked Lunch“ zu vollenden. Auch seine Schriftstellerkollegen Allen Ginsberg und Jack Kerouac halten dies für eine gute Idee. Versehentlich erschießt Bill seine Frau Joan, als er ihr ein Glas vom Kopf knallen will. Die Flucht nach Interzone kommt ihm also gerade recht. In der arabisch anmutenden Händlerstadt trifft Bill auf dubiose Kontaktpersonen, wie den homosexuellen Kiki, Julian Sands (WARLOCK 1+2, ARACHNOPHOBIA) als Köpfe aussaugende Riesenlarve, Roy Schneider (DER WEISSE HAI) mit Titten und das Cocktails schlürfende Alienwesen Mugwump. Als Schreibmaschine dienen Bill in Interzone gigantische Mistkäfer mit sprechenden Arschlöchern und ein Sperma absondernder Mutantenschädel. Nach und nach wird angedeutet, dass Interzone vielleicht doch nur ein fiktiver Ort in Bills Hirn ist, an den er „reist“, wenn er es mit Wanzen- oder Tausendfüßlerpulver übertrieben hat…
NAKED LUNCH erzählt die Geschichte von Beat-Schriftsteller William S. Burroughs. Der Film klaubt sich aus mehreren seiner Erzählungen, wie z.B. „Naked Lunch“ und „Exterminators“, Elemente zusammen, beinhaltet aber auch biografische Züge. Der Bill im Film ist Schriftsteller, Kammerjäger und Drogenfreund, wie Burroughs in echt war. Thematisiert werden Burroughs Hang zu Rauschmitteln – auch wenn nie die Begriffe Heroin oder Morphium fallen, ist überdeutlich, was gemeint ist – und Burroughs sexuelle Ambivalenz. Auch der tragische „Unfalltod“ von Burroughs Frau Joan soll sich, in etwa zumindest, so zugetragen haben, wofür der zu dieser Zeit schwer suchtkranke Schriftsteller 13 Tage in Haft kam.
Mastermind David Cronenberg (SCANNERS, VIDEODROME, HISTORY OF VIOLENCE) gelang mit NAKED LUNCH das Unmögliche. Keine Verfilmung des gleichnamigen Burroughs Romans, vielmehr eine Schilderung seiner Entstehung bzw. ein Einblick in die Psyche des abgedrehten Kult-Schriftstellers. An den Tag gelegt werden schleimige, kafkaeske Käferphantasien und ein Handlungsdschungel im Stile eines David Lynch. Peter Weller (ROBOCOP) gibt den permanent neben sich stehenden Bill Burroughs ganz stilsicher mit Trenchcoat, aufgestelltem Kragen, Schlapphut und Flüsterstimme. By the Way: Die deutsche Synchronstimme des von Burroughs erdachten Fabelwesens Mugwump stammt von Märchenonkel Hans Paetsch (HUI BUH) – intergalaktisch unnützes Wissen, Nr. 1042.
Insektenvertilgungsmittel als Droge: (+)(+)(+)(+)(-)
Sprechende Riesenkäfer-Schreibmaschine: (+)(+)(+)(+)(+)
Story / Spannung: (+)(+)(-)(-)(-)
„I Can Think of At Least Two Things Wrong With That Title!“ – Nelson, DIE SIMPSONS, „Die Reise nach Knoxville“
Fazit:
Drogenfilm meets Bodyhorror – bizarr, gestört, abseits jeglicher Logik. Ganz anders als FEAR & LOATHING, TRAINSPOTTING und SPUN.