Ob überhaupt irgendjemand außer Williams S. Burrough oder David Cronenberg ihr Werk 'Naked Lunch' verstehen wird ist fraglich, denn die Story ist einerseits zwar einfach erzählt, aber die Handlungsstränge sind so verzwickt, dass kein Mensch aus ihnen schlau wird. Eine Geschichte, ich frage mich ob dies überhaupt eine Geschichte ist, über einen Schriftsteller im Drogenrausch. David Cronenberg hat es sich nicht nehmen lassen und hat das in seinen Film eingebaut, mit dem er sich am besten auskennt, mit Puppenhorror. Die Effekte sind eine Klasse für sich, die Dialoge, die jedes Mal wie Trance wirken (vor allem die Arschgeschichte), unterhalten unglaublich gut. Die Schauspieler sind alle absolut Top, die Monster und Aliens sind echt gut gemacht und diese Jazzmusik passt zum Gesamtbild. Howard Shore zeigt mal wieder, dass seine Zusammenarbeit mit David Cronenberg perfekt läuft.
Wie oben schon berichtet, ist der Fortlauf der Story schwer zusammenzufassen, da alle 10 Minuten etwas Neues in die Story eingebaut wird und es dem Zuschauer sehr schwer ist, den Handlungssträngen zu folgen. Würde man den Inhalt des Films wiedergeben (würde man es versuchen), so würde es sich nach einer Komödie anhören, aber das ist es ganz und gar nicht, ein Drama im Horrorstil erzählt, diese Beschreibung könnte auf dieses Werk zutreffen. Anders als bei 'Existenz' oder 'The Fly' ist der Erzählstil von Cronenberg hier. Der Fortgang der Geschichte ist hier ruhig und nicht dramatisch erzählt, wie in 'The Fly' und nicht so Science- Fictionmäßig wie in 'Existenz'. Ob der Film dieselbe Wirkung gehabt hätte, wenn David Cronenberg nicht seinen Horrorerzählstil hier eingeführt hätte, ist fraglich, da man sich den Film ohne diese Horrorelemente nur schwer vorstellen kann. Was vor allem komisch an der Geschichte ist, sie regt nicht zum Nachdenken an. Normaler Weise sind solche Filme so verstrickt, damit der Zuschauer über eine gewisse Sache grübelt (David Lynchs Filme zum Beispiel).
Was natürlich für den Film spricht, ist diese surreale und abstrakte Welt David Cronenbergs, welche sehr schön anzusehen ist (sie erinnert ein wenig an Indien).
Naked Lunch hat eine stark sexuelle Seite. Sexualität ist hier massenhaft drin enthalten, fast alles hier hat mit Sexualität zu tun. Sein es jetzt die Menschen die das Sperma der Alienwesen trinken, die Schreibmaschinen in Käferform, die durch ihre Afterlöcher kommunizieren oder die Schriftsteller, die durchs Schreiben Lust auf Sex bekommen. Sexualität bestimmt das Handeln in Interzone. Was hier auch sehr ins Auge sticht, ist die Raffinesse und die Genialität, des Erzählstils. Cronenberg überrascht seine Zuschauer in jeder nur denkbaren Weise aufs Neue (Szene mit dem ersten Treffen von Bill und dem Käfer).
Der Schluss ist abrupt und fragenaufwerfend. Ist Bill nun für immer in seiner Vision gefangen? Lebt seine Frau denn in der Realität noch? Wer weiß, ob Bill nicht schon die ganze Zeit über schon im Rausch war und wir seine Realität überhaupt je gesehen haben? Fragen über Fragen, die jeder Mensch nur für sich selbst beantworten kann. Wer aber dieses Werk als Drogenfilmchen abstempeln will, sollte sich über eins klar sein, es ist eine Romanverfilmung, die seiner eigenen Logik folgt. Diese hier herauszusuchen wäre mit Wahrscheinlichkeit eine Lebensaufgabe, aber wie oben schon geschrieben, jeder hat über diesen Film eine eigene Auffassungsgabe. 10 von 10 Punkten, aber nicht für Burroughs Drogenerlebnisse, sondern für Cronenbergs geniale Umsetzung des Romans. Erstklassig!