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Klaus Lemke kommt zum Filmfest nach München, um einen neuen Film vorzubereiten. Er begegnet Judith. Lebenslustige Judith. Lebenshungrige Judith. Lustige Judith. Aggressive Judith. Größenwahnsinnige Judith? Judith kündigt ihren Job in einer Anwaltskanzlei und hängt sich an Klaus, um seine Produzentin, Muse, Hauptdarstellerin, Geliebte, und weißgottnochweißwas zu werden. Gemeinsam lässt man sich durch das sommerliche Leben Münchens treiben, auf der Suche nach dem perfekten Film.

Filme von Klaus Lemke sind immer ein wenig anders als andere Kinder. Sie mäandern oft durch die erzählte Geschichte, und enden dann manchmal anders als beabsichtigt. Lemke selber sagt dazu sinngemäß, dass er nie weiß wie seine Filme aussehen werden, weil er nicht weiß was die Schauspieler daraus machen. Thomas Groh schreibt in der taz zu Lemkes Film LIEBE, SO SCHÖN WIE DIE LIEBE: „Der Film kennt kein Ziel, keinen dramatischen Konflikt, keine persönliche Entwicklung: Ballast, dessen man sich fröhlich entledigt. Der Film steigt ein ins Leben dieser Leute, am Ende steigt er wieder aus.“ Und ist einfach wunderbar zu sehen, dass Klaus Lemke sich und seinen Maßstäben in den 46 Jahren bis zu MAKING JUDITH! treu geblieben ist, und an dieser zitierten Maxime nichts geändert hat.

Entsprechend ist der Film für Mainstream-Fans ein Albtraum sondergleichen (Meine Frau meinte nur, dass das Ansehen des Films eine unglaubliche Stromverschwendung sei). Es gibt kein erklärtes Ziel, und logischerweise auch keinen definierten Weg dorthin. Stattdessen schlendern wir durch die Sommerstimmung der Münchener Maxvorstadt, flanieren durch Bars und Cafés, renovieren Wohnungen, verschleißen alte Freundschaften und schließen neue, lernen aufregende Frauen in aufregenden Kleidern kennen, und genießen das Leben genau so, wie es sein sollte: Sexy! Wir, das sind in diesem Fall Klaus Lemke und Judith Paus als Hauptdarstellerpaar, und die Zuschauer, die mitgenommen werden auf einen gemütlichen Sommerausflug. Mitgenommen werden zu den Erlebnissen eines Filmemachers, der nach eigener Aussage lieber der Film wäre als der Regisseur. Mitgenommen in die Seelenwelt eines Mädchens, das unbedingt zum Film möchte, und dabei doch nur ausgenutzt wird. Und andere ausnutzt. Und last but not least mitgenommen werden in die Abgründe der Filmfinanzierung: „Filmfinanzierung ist doch so einfach. Man muss nur ab und zu mal die Augen vor sich selbst verschließen.“

Klaus Lemke hat dabei die Coolness eines Udo Lindenberg, und Judith Paus die sexuelle Ausstrahlung einer – tja, das muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden, wie seine Most Sexy Woman Alive ausschaut. So oder so wirken die beiden wie ein Duo Infernal, wenn er ihr abwechselnd erklärt dass sie in seinem nächsten Film ein sexy Muränenfutter darstellt, oder sie ihm seine abgeranzte Wohnung („Meine Wohnung ist meine DNA, da kann nicht jeder mal eben rein.“) mal eben reinigt und zur internationalen Zentrale von Lemke-Film umfunktioniert. Und es wundert nicht, dass die beiden zusammen mittlerweile drei Filme gedreht haben. Die Chemie stimmt halt einfach …

Herrje, jetzt habe ich mich mit dem Text inzwischen genauso umorientiert, wie Lemkes Filme es manchmal machen. Ich denke, das Beste was man tun kann ist, sich an der Hand nehmen und ver-führen zu lassen. Von der Leichtigkeit, mit der Lemke luftige Geschichten erzählt. Von dem umwerfenden Sex-Appeal Judith Paus’. Von den vielen kleinen, angerissenen Episödchen rund ums Filmemachen, die so kurz sind, und doch so viel verraten über ihre Macher, und ein bisschen auch über die Filmwirtschaft an sich.

Und auch, wenn ich MAKING JUDITH! nicht als besonders großartig betrachte, so bekomme ich doch ziemlich Lust auf mehr Lemke-Filme. Und auf diese unerträgliche Leichtigkeit des Seins im filmischen Underground. Bitte mehr davon! Und Klaus, hör bloß nicht so bald auf zu drehen!! Der (deutsche) Film braucht Dich!!!

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