"I can tell by them pointy shoes, that yer a city slicker"
"Yea, well I can tell by yout forhead that you parents were cousins."
Auftakt zu der vergleichsweise kurz bei CBS laufenden Krimiserie Houston Knights über zwei unterschiedliche Polizisten, die trotz einer durchaus mit bekannten Namen besetzten Konstellation und dem gerade in den Achtzigern gefragten Thema des Buddy Picture nur über zwei Staffeln und dort knapp dreißig Episoden hielt. Entwickelt und geschrieben wurde das Konstrukt von Michael Butler; einem erfahrenen Autoren, der zuvor und zumeist in Verbindung mit (dem hier auffälligerweise fehlenden) Dennis Shyrack für das Kino und dort den maskulinen Heldentraum, verkörpert von Leuten wie Eastwood oder Norris oder auch Kristofferson die Ideen und Umsetzungen verfasst hat. Ähnliches wird auch hier versucht, nur nicht für den Neunzigminüter und die einzelne Fassung, sondern das gedehnte Projekt, was sich im Pilotfilm "Ein neuer Partner" gleich und auch gleich als (geringfügiger) Nachteil der Dramaturgie, die eher von Irrwegen und vertaner Zeit geprägt ist, bemerkbar macht:
Nach seiner Versetzung von Chicago nach Houston muss sich der familiär mit der Mafia verbundene, aber integre Polizist Sgt. Joey La Fiamma [ Michael Paré ] mit dem verwitweten und auch verbittert wirkenden Sgt. Levon Lundy [ Michael Beck ] zusammenraufen; zumindest deren Vorgesetzte Lt. Joanne Beaumont [ Robyn Douglass ] besteht darauf. Zusammen mit den eingangs auch skeptischen Kollegenteam Sgt. Joe-Bill McCandless [ James Crittenden ] und Sgt. Estaban Gutierrez [ Efrain Figueroa ] sowie der Pathologin Annie Hartung [ Madlyn Rhue ] und ihrem persönlichen Informanten und Beistand Clarence 'Chicken' [ John Hancock ] macht sich das ungleiche Paar an die Verbrechensbekämpfung und oftmals auch den Ursachen der Kriminalität.
Dabei weiß der Zuschauer schon von Anfang an und so (zu) schnell mehr als der Rest der Figuren, was auch die beiden Protagonisten mit in den Nebel der noch wartenden Aufklärung einschließt und auf Distanz zum Geschehen und Restriktion des Ganzen hält. Denn während dort noch gefragt und spekuliert, herumgefahren und die Abstecher und Schlenker zu Nebensächlichen oder gar unwichtigem gemacht wird, passiert in der Mitte der Handlung das Wichtigste ohne Wissen der Hauptbeteiligten und damit auch so gut wie gar nichts. Der Krimi selber bleibt am Rande stehen, dafür ist das Buddy Picture getreu der Zeit und dem Umfeld auf die Vorurteile der beiden Männer, ihre naturgetreue Gegensätzlichkeit und den Klischees und Konventionen des Genres geprägt. Der Eine aus der Stadt, der Andere eher vom Lande, auch wenn in Houston nicht bloß der Kuhmist dampft, sondern dort auch Hochhäuser und breite Straßen, die dafür aber recht leer und so viel Weite und Fläche zu sehen ist. Der Eine eher so der Lebemann, der schon von seinen Klamotten, der Marke, der Extravaganz auffällt, während der Andere mit Cowboyhut und Countrysongs die Fantasie von Westernhelden, so etwas wie die von Butler geschriebenen Brannigan - Ein Mann aus Stahl (1975), Der Mann, der niemals aufgibt (1977), Die Grenzwölfe (1984), Pale Rider - Der namenlose Reiter (1985) oder auch Cusack - Der Schweigsame (1985) auslebt. Der Eine klingelt an der Tür der zu Befragenden, der Andere klopft, einer rasiert sich nass mit Messer, der andere elektrisch mit Gerät, und gespeist wird entweder stilecht mit dem Finger oder mit Stäbchen das speziell asiatische Gericht; derlei Unterschiede in der Herkunft und der Art und natürlich prompte Animositäten, Stichwort "Bommelschuhe", werden hier sowohl deutlich und direkt als auch im Nebenher – was sowieso die Inszenierung auszeichnet – eingepflegt. Butler hat keine Komödien geschrieben, und tut dies hier auch nicht; die Serie ist vergleichsweise ebenso auf Ernst und Dramatik und wie als Update von Starsky & Hutch (1975-1979) angelegt.
Natürlich verpartnert man sich irgendwann, später mal, erst kommt die zünftige Barschlägerei und anderes Männerritual, in dem man sich austestet und aneckt und prüft, ob der Mann an seiner Seite auch der Partner für Zukünftiges ist. Die Frau stört da nur, obwohl sie hier den Part der Vermittlerin hat und dem jeweils Anderen die Schwächen auf- und so die Verbindung zueinander steckt. Halbwegs interessant in der Ansicht der Behandlung dieser Gattung von Film bzw. hier der Serie ist dies im Nachhinein schon, aber so richtig voll Elan und Esprit oder auch Witz wie in den besten Vertretern eher nicht. Helfen tut die Besetzung von Paré, der zuerst in den Titeln genannt wird, und Beck, der lange zur Rolle überredet werden musste, diese allerdings auch wirklich ausfüllt und idealerweise geeignet ist. Beide waren damals noch von der Leinwand bekannt, und kehrten nach Abschluss der Serie – die gegen die damalige Dominanz von NBC und ihren Sitcoms nicht allzu viel ausrichten konnte – auch durchaus wieder zurück, was eher das Novum, die Ausnahme, und anders als heutzutage in der gewonnenen, oft übertrieben lobhudelnden Wertschätzung des Fernsehens zu damaliger Zeit gar nicht so verständlich ist.
Die jeweiligen Episoden stehen einzeln für sich, auch wenn gerade zu Beginn ein gewisses Segment der Behandlung des Umgangs mit polizeiinternen Angelegenheiten voran und die erst unterschiedliche, dann gemeinsam tätige Herangehensweise daran definitiv der Vordergrund der Thematik dieser entsprechend als Polizeiserie zu betrachtenden Angelegenheit ist. So wird in Episode 3 "Der Held" einem korrupten Veteranen trotz der blauen Mauer des Schweigens das Handwerk gelegt, in Folge 5 "Schatten der Vergangenheit" dasselbe Spiel des Aufräumens mit liebgewonnenen Gepflogenheiten und der Loyalität zu früheren Freunden im Widerspruch mit Gesetz und Marke rezitiert, in Folge 6 "Ein schlechtes Mädchen" das Problem mit dem sich Einlassen mit einer vermeintlichen Zeugin und der gefährlichen Liaison dessen erzählt, oder in Folge 7 "Die Vogelscheuche" ein Polizistenmörder gejagt und in Folge 8 "Der Colt" nach dem Verlust der Dienstwaffe beim Suchen nach dieser auch die Dienstvorschriften ignoriert. Auch die zweite Staffel eröffnet mit Folge 9 "Rollende Gewalt" prompt mit der Jagd nach dem Mörder eines Kollegen. Zusätzlich dazu werden nach gewisser Fertigungszeit und der Stabilisierung der Figuren und ihres Verhältnisses zueinander, – das auch dann innerhalb von Streitigkeiten immer noch einander am reiben, aber tatsächlich partnerschaftlich verbunden ist – , auch dazu passende Konflikte, wie ein scheiterndes Sozialsystem, die Banken-, Finanz-, Arbeits- oder Wohnkrise oder die Problematik einer wegschauenden Gesellschaft und so geschlossener unterlassener Hilfeleistung der Bevölkerung angesprochen, was überraschend erwachsen für derlei Material und auch überraschend stabil in seiner Behandlung ist. In Folge 10 "Kopf oder Zahl" wird gar der gerade durch Mary Koss in einer Studie für "Women and the Law: Leaders, Cases, and Documents" erstmals ausführlich untersuchte Begriff des Acquaintance Rape, umgangssprachlich auch als 'Date Rape' bekannte Tatbestand behandelt und diskutiert; in Folge 30 "Der Dschungelkämpfer" werden die immer noch bestehenden Auswirkungen des Vietnamkrieges auf beiden Seiten der Bevölkerung angesprochen, anhaltender Rassismus und das Thema der Posttraumatischen Belastungsstörung.
Dennoch und darüber hinaus ist dies trotz eben der Einbindung tatsächlicher Gewaltakte und Moralitäten in der Narration auch noch vergleichsweise entspanntes, freies Fernsehen, typische Achtziger Jahre, ohne Bohei oder übertriebenen Anspruch, ohne Jubelkritiken und auf ganze Lebensjahre ausgedehnte Erzählbögen etc.; mit dem, was man gewohnt ist und ebenso bekommt und plätschernd und sinnierend zu konsumieren ist. Gehalten mit viel Laissez-faire und Beinfreiheit, in der nicht verkrampft nach etwas gesucht, sondern die Gegend und ihre Optionen durchwandert, durchfahren, ganz allgemein erkundigt wird. So steht auch nicht zu wünschen und zu hoffen, dass die jeweiligen Regisseure, wie die Veteranen Richard Lang, Jerry Jameson, Gary Nelson, Michael O'Herlihy, William A. Fraker etc. hier ebenfalls auf Konfrontation gegangen wären, statt den sicheren Weg des schlichten Abfilmens zu folgen. Keine großartige Action, eine kleine Autohatz, die Verfolgung zu Fuß von Safeknackern, eine Sekunden-kurze, oft beidhändig ausgeführte Schießerei, eine maschinengewehrbewaffnete Attacke auf ein Safe House, jemand wird aus dem Fenster katapultiert, dazwischen immer etwas Ansichten der Stadt (mit freien Highways und vielen leeren Wolkenkratzern) oder blank präsentierte Dialogszenen, die in der zuweilen bescheidenen deutschen Synchronfassung (abseits der beiden Hauptdarsteller, die passend ausgewählt sind) wohl noch wesentlich trockener herüberkommen als sie es im Original eh schon sind. Recht angenehm ist der Schauplatz, Houston, "morgens schon Hundert Grad im Schatten", in dem noch etwas Leben von früher und gestern steckt. Das Bewusstsein der Vergänglichkeit, die der Moderne widerstrebt. Und das Zeugnis einer längst passe gegangenen Lebensphase vom (noch) großen Amerika und seiner unbegrenzten Möglichkeiten auf der einen Seite und des tugendhaften Arbeitens im Mittelstand auf der anderen; eine Ära von Nostalgie und Melancholie, die so nicht zu wiederholen und heute nur noch schlecht zu kopieren oder gar im Klamauk zu 'parodieren' ist.