Review

Ich bin von IDENTITY nicht überzeugt. Ich wunderte mich die ganze Zeit über, dass mich der Film nicht fesseln und überraschen konnte - denn das hatte ich von ihm erwartet. Stattdessen glatte Hollywood-Kost mit einer guten Idee. Mehr nicht. Die Idee aber hat Mangold schlecht umgesetzt. Der Film lässt keine Fragen offen. Alles wird aufgeklärt. Es gibt zuwenig Raum für das Unsagbare, Unerklärbare, für das Geheimnis des Selbst und der Person, stattdessen verwirrende Rätsel und einfache Auflösungen. Selbst die Verquickung der beiden Handlungsstränge und die finale Auflösung führten bei mir nur zu einem müden Ach-so-ist-das. Das ist entschieden zu wenig. Nicht, um unterhalten zu werden, denn IDENTITY unterhält über weite Strecken, sondern um wirklich fasziniert und mitgerissen zu werden oder aufgewühlt oder bewegt oder erstaunt ... (denn das alles hätte sein können, hätte man die Idee anders umgesetzt).

Mein Hauptkritikpunkt ist aber, dass James Mangold sich einem menschlichen Drama annimmt, dass er nicht verstanden hat. Seine Beschreibung ist zu platt und plakativ und erreicht nicht mal im Ansatz die Komplexität und Vielschichtigkeit der menschlichen Seele und Identität, die sein Thema sind. Sein Blick ist weder analytisch geschult, noch einfühlend, verstehend. Und es mangelt ihm an einer wirklichen Vorstellung von dem, was er hier zu charakterisieren versucht.

IDENTITY ist Psycho-Light mit einer Prise Atmosphäre (denn die hat der Film durchaus) und einer - ich wiederhole mich - interessanten Idee. Außerdem ist der Film handwerklich gut gemacht und routiniert inszeniert. Aber das sind, ebenso wenig wie die durchweg gut agierenden Schauspieler, keine Garanten für einen großen Film - und genauso wenig reichen dafür ein Motel und eine regnerische Nacht...

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