"Identity" fängt an wie ein typischer, klassischer Krimithriller nach dem Verschachtelungsprinzip. In kurzen, bereits stimmungsvoll spannungsreichen Sequenzen werden die wichtigen Charaktere prägnant beschrieben und ihre Hintergründe und so manche Leiche im Keller angedeutet. Der Film wirft einen dabei sofort in das Geschehen, verzichtet auf große Location- und Zeitsprünge und konzentriert sich nach einigen Minuten nur noch auf ein gottverlassenes Motel irgendwo in Amerika in einer nassen, stürmischen Nacht. Der Zu- und Unfälle haben 10 Personen dorthin verschlagen, alle mit ihren Geheimnissen und Eigenheiten. Da keine Kommunikation nach Außen besteht und die Straße überflutet ist, müssen alle dort ausharren, sodass es bald zu einigen Konflikten kommt, die urplötzlich in Morden enden. Hat der von einem seltsam schweigsamen Polizisten transportierte Todeskandidat etwas damit zu tun?
Ohne das Rad neu zu erfinden, konnte ein kurzweiliger aber erstaunlich guter Thriller geschaffen werden, und das aus Hollywood. Denn ist die Geschichte zwar auch nur eine Variation eines alten Themas, so weiß man doch geschickt damit umzugehen und entwarf auf Basis einer simplen Idee ein fantasievolles, nachvollziehbares Storykonstrukt, dass seinen wirklich originellen Knalleffekt bis zum Schluss aufbewahrt, ihn allerdings schon vorher durch nicht weiter ausgeführte Andeutungen und scheinbare Logiklücken dem Zuschauer ins Bewusstsein kriechen lässt.
Die Atmosphäre ist dabei intensiv und düster, der Akzent liegt nicht so sehr auf Action, als vielmehr auf detailverliebten Umstandsschilderungen und Charakterzeichnungen. Aus eventuellen anfänglichen Klischees wird schnell ein intelligentes Vexierspiel mit der Verwirrung der Protagonisten und des Zuschauers, ohne ins Unglaubwürdige abzudriften, so dass der Film sich bis zuletzt hocharbeitet zu einem brillianten Psychothriller, von allem überflüssigen Schnickschnack befreit.