Review

Mit „Identity“ schuf Regisseur James Mangold als Genreneuling einen überraschend bodenständigen Thriller, der sich am Ende ganz anders, als die üblichen Vertreter entwickeln soll, dabei aber nur bedingt befriedigt.

Die Grundkonstellation ist in diesem Film denkbar günstig und verwebt gleich von Beginn an alle Schicksale der Reisenden miteinander, wobei Mangold zwischen Zukunft und Vergangenheit springt, um die Verbindungen deutlich zu machen. Wie es der Zufall will, stranden alle Personen nach Autounfällen und Pannen in einem heruntergekommen Motel, wo alsbald der Polizist Rhodes (Ray Liotta) mit dem Häftling Maine (Jakes Busey, Garys Sohn) eintrifft.
Auf Grund der schweren, sintflutartigen Regenfälle sind die Straßen weggeschwemmt und die Charaktere von der Außenwelt abgeschnitten.

Das schwere Gewitter und die nur von Blitzen erhellte Nacht, die Mangold für eine dichte Atmosphäre nutzt, würde so manchem Horrorfilm gut zu Gesicht stehen, zwingen zum Übernachten im Motel, was sich als schwerer Fehler erweist. Denn schon bald geschieht ein brutaler Mord, der die Gäste, wie den Motelbesitzer vor ein Rätsel stellt. Wer ist der Mörder?

Geschickt bindet Mangold in kurzen, scheinbar verräterischen Szenen verschiedener Charaktere den Zuschauer als Detektiv mit ins Katz- und Mausspiel mit ein, dass schon bald nach dem 10 Negerlein Prinzip abläuft. Die Morde selbst geschehen immer außerhalb des Blickfeldes der Kamera, während die Leichen dafür um so detaillierter zu begutachten sind, da sie immer einen Hinweis bergen. Dennoch kommt man dem Mörder nicht auf die Spur, da scheinbar durchsichtige Figuren, düstere Vergangenheiten offenbaren und potentielle Täter selbst zum Opferkreis gehören.

Parallel hierzu wartet man, in einem Plot der scheinbar nichts mit dem Rest des Films zu tun hat, in einem Gerichtssaal auf einen zum Tode verurteilten Massenmörder, dessen Ankunft auf sich warten lässt. Neue Beweise sollen den Schlächter entlasten und ihm zumindest Strafmilderung einbringen. Doch sein Eintreffen verzögert sich Stunde um Stunde. Wo also steckt er?

Derweil gerät die schwindende Zahl Überlebender im Motel in Panik, geht in Folge des Stresses aufeinander los und dezimiert sich durch scheinbare Unfälle gegenseitig. Als man der scheinbaren Lösung nahe ist, nimmt der Film eine unvorhersehbare Wendung (die so wohl noch nie zu sehen war) und verknüpft beide Plots miteinander.

Zugegeben ist dies ein dramatisch exzellenter Kniff, aber leider zerstört er damit das filmische Abtauchen des Zuschauers und reißt ihn urplötzlich in den Kino- oder Sofasessel zurück, um ihm dann die Auflösung zu präsentieren, die nur noch halbwegs befriedigen kann und final noch mal eine Überraschung zu bieten hat.

Würde Mangold rückblickend nicht ein paar logische Fehler unterlaufen, wäre ich durchaus zufrieden mit seinem größtenteils spannenden Szenario. Doch gerade in Hinblick der Identität des/der Killers/Killerin scheinen einige Morde in der Art und Weise unmöglich durchführbar. Erschwerend ergänzen sich kleine, logische Fehler in Hinblick auf die Inszenierung, bei der Personen zum Beispiel Räume betreten, sie nicht verlassen und plötzlich wieder betreten.

Dabei hat dieser Film doch lange so eine grandiose Atmosphäre zu bieten, bei der Gänsehaut garantiert ist. Die dabei auftretenden überflüssigen, unerklärlichen Phänomene, ohne die der Film auch funktioniert hätte, verzeihe ich sogar, aber die Auflösung befriedigt leider überhaupt nicht, da die Identität des Mörders durchaus durch Mitdenken herauszufinden war und nur durch inszenatorische Schwächen zur Farce wird.

Bemerkenswert in diesem „Kammerspiel“, bleiben dafür über die gesamte, recht kurze Laufzeit die Schauspieler, allen voran John Cusack. Aber auch der undurchsichtige Ray Liotta, sowie eine sehr süße Amanda Peet liefern eine sehenswerte Leistung ab. Schade nur, dass Clea DuVall zu nicht viel mehr als heulen und rumkreischen kommt.

Fazit:
Atmosphärischer Thriller, der mit heruntergekommen Motel und der Gewitternacht ein spannendes Szenario bietet. Das Ableben der Reisenden und die Suche des Mörders wurden sehr spannend inszeniert und von den tollen Hauptdarstellern getragen. Leider verpufft mit der Auflösung des Films die gesamte Spannung, was zu drastischen Qualitätseinbußen führt und den Zuschauer am Ende nicht vollständig zufrieden stellen kann. Dennoch sehenswert, da diesbezüglich neu und experimentierfreudig. Lässt man den Film dabei aber noch mal Revue passieren, wird einem auffallen, dass logische Schwächen den Spaß am Rätseln doch arg schmälern und die geschickte Exposition keinen Wert besitzt.

Details
Ähnliche Filme