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James Mangold schuf als Genreneuling einen Thriller, der von der ersten bis zur letzten Minute gut unterhalten kann. "Identität" beginnt mit einer gut gemachten Neuinszenierung des guten alten Zehn-kleine-Negerlein-Spiels. Personen treffen in einem abgelegenen, durch ein Unwetter von der Außenwelt abgeschnittenen Motel aufeinander. Auf den ersten Blick haben sie nichts miteinander gemeinsam, außer daß sie der Reihe nach sterben.

Preisfrage, wer ist der Mörder. Das fragen sich natürlich alle, und der Zuschauer hat dabei einen höllischen Spaß. Denn: alle Denkansätze lösen sich in Nichts auf. Alle Lösungen werden zunichte gemacht, neue Erkenntnisse bringen neue Gedanken mit sich, und auch diese werden wieder zerstört. Mangold schafft es dabei sehr geradlinig vorzugehen, und zwar in der Form, daß er geradlinig überraschende Wendungen einbaut und vorangegangene Lösungsansätze über den Haufen wirft. Der zunächst als Nebenplot ins Spiel gebrachte Mörder vor einem Revisionsgericht indes entpuppt sich leider viel zu früh als Schlüssel zur Lösung, rapide fällt die Spannung weit vor Ende des Films schon ab.

Nichtsdestotrotz bleibt der Film unterhaltsam, packend, nervenaufreibend. Der gute und durchaus außergewöhnliche Ansatz wird allerdings durch die Auflösung zunichte gemacht, außerdem trüben einige handwerkliche und logische Fehler die Bilanz. Insbesondere das Herausfinden von Gemeinsamkeiten gerät zur Farce, denn es stellt sich heraus, daß alle Anwesenden am selben Tag Geburtstag haben sollen. Auf den ersten Blick interessant und tatsächlich ein Grund für die Anwesenheit der zum Tode Verurteilten, doch realistisch wohl kaum: schließlich sind zwei Paare, eins davon mit Kind anwesend - daß die alle am gleichen Tag Geburtstag haben sollen ist (mit Verlaub) dann doch grober Unfug.

Ray Liotta, John Cusack und John Hawkes können als Darsteller begeistern und ihr Können wirkungsvoll unter Beweis stellen. Alfred Molina und Rebecca de Mornay indes kommen deutlich zu kurz, in den raren Szenen können sie indes durchaus überzeugen. Amanda Peet hat mich schon in "She's The One" optisch vom Hocker gerissen, hier darf sie einmal mehr ihre überwältigenden Reize einsetzen und außerdem eine passable schauspielerische Leistung abliefern.

Schade, daß die Lösung schlußendlich doch ins Banale abfällt - "Identität" bleibt aber trotzdem sehenswert.

(7/10)

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