iHaveCNit: Alles Geld der Welt (2018)
Mittlerweile ist es seit einigen Jahren Pflichttermin für mich, sobald ein neuer Film von Ridley Scott in die Filme kommt. Der mittlerweile 80-jährige britische Regisseur ist einer der ganz großen Universalregisseure der Filmgeschichte, wenn man sich anschaut, welche Meisterwerke er geschaffen und Genres er mit beeinflusst hat. Aber auch, dass er in so vielen Bereichen bereits gute Filme gemacht hat. Der neueste Film von ihm lief für mich etwas unter dem Radar, selbst als der erste Trailer mit Kevin Spacey veröffentlicht worden ist. Doch das Blatt hat sich gewendet, als der weltweite Skandal um #metoo startete und damit auch Kevin Spacey ins Kreuzfeuer geraten ist. Die Folge: Kevin Spacey wurde vollkommen aus dem Film entfernt und der Altstar Christopher Plummer hat in nur wenigen Tagen alle Szenen von Spacey nachgedreht, damit der eigentliche Kinostart in den Staaten und die Voraussetzungen für die Awardsaison eingehalten werden konnten. Und genau dieser Skandal hat dem Film unwahrscheinlich viel an Aufmerksamkeit geschaffen und ihm auch qualitativ gut getan. Herausgekommen ist ein cooler Entführungsthriller sowie eine tolle Charakterstudie.
John Paul Getty III, der Enkel vom reichen Öl-Magnaten John Paul Getty wird 1973 in Rom entführt. Seine mittellose Mutter Gail versucht das Lösegeld bei Ihrem Schwiegervater zu holen, doch der weigert sich aus Geiz und der Angst vor Trittbrettfahrern. Doch Gail bekommt den Unterhändler Chase an die Seite gestellt, der sie bei der Suche und den Verhandlungen mit den Entführern unterstützen darf.
Ridley Scott ist ja mittlerweile 80 Jahre alt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er sich mit diversen Themen bereits in den letzten Jahren um das Thema des Älterwerdens, um das eigene Vermächtnis sowie Lebensphilosophien auseinandergesetzt hat. Da macht dieser Film auf wahren Begebenheiten auch keine Ausnahme. Denn einer der Kerne dieses Films ist die Charakterstudie um John Paul Getty, für den es keine bessere Besetzung als Christopher Plummer hätte geben können. Ich kann mir gerade nicht mehr vorstellen, wie ein Kevin Spacey hier als Fremdkörper als unglaubwürdig geschminkter und künstlich gealterter Mann gewirkt hätte. Trotz geringer Zeit der Reshoots merkt man dem Film fast gar nicht an, dass es hier zu einer Umbesetzung gekommen ist. Und genau dass ist eine der ganz großen Stärken des Films und ein Beweis dafür, wie gut Ridley Scott als Regisseur arbeitet und welch tolle Arbeit Christopher Plummer als Schauspieler leistet. Von daher gehen auch die Nominierungen für ihn vollkommen in Ordnung. Gerade seine Szenen zeugen von einer abstoßenden Absurdität, wenn wie hier die Perversion des Reichtums in all seinen Facetten präsentiert bekommen. Daher ist auch die Rolle des geizigen alten Mannes nicht unbedingt als Sympathieträger geeignet und auch der Enkelsohn, welcher von Charlie Plummer gespielt wird (Keine Verwandtschaft zu Christopher Plummer !) ist nicht unbedingt ein Sympathieträger. Dafür sind dann aber sowohl Michelle Williams und Mark Wahlberg als Mutter und Unterhändler geeignet – und beide liefern hier auch gute Arbeit ab. Der Entführungsthriller ist dann sehr dialoglastig und auch entsprechend spannend konstruiert, auch wenn der gesamte Film über seine 133 Minuten dann doch etwas zu lang geraten ist. Aber der Look der 70er und auch die tolle Kameraarbeit von Dariusz Wolski sowie die interessant gewählte Musik von Daniel Pemberton runden den Film ab.
„Alles Geld der Welt“ - My First Look – 8/10 Punkte.