Review
von Alex Kiensch
Nachdem Marvel mit dem Cinematic Universe eine der einflussreichsten Filmreihen unserer Zeit gestartet hatte, war es sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis der größte Konkurrent DC ebenfalls ein Stück vom Kuchen abhaben wollte. Und so treffen hier einige der zentralen DC-Superhelden - Batman, Superman, Wonder Woman, Aquaman, Flash... - zusammen, um die Welt einmal mehr vor der Zerstörung durch eine außerirdische Bedrohung zu retten.
Unter der Regie von Zac Snyder, seit seiner ikonischen Comic-Verfilmung „300" Spezialist für ausufernde Effektschlachten, zeigt sich „Justice League" in einer Linie mit den Vorgängern wie „Batman v. Superman: Dawn of Justice": bombastische Actionorgien mit reichlich Pathos, das eine inhaltliche Tiefe impliziert, die nicht einmal im Ansatz vorhanden ist. Das liegt zum einen am schieren Wust des Figurenarsenals - selbst mit seinen zwei Stunden Laufzeit bietet der Film nicht einmal annähernd genug Platz, um jeder der gut halb Dutzend zentralen Figuren genügend Raum für ihre theoretisch dramatischen, teils gar tragischen Hintergrundgeschichten zu geben. So bleibt alles an der Übermenschen-Oberfläche, behauptet emotionale Verwerfungen, wo zwischen Materialschlachten und gehetzten Schauplatzwechseln keine zu finden sind, und nimmt konsequent einen pathetischen Ton an, der alles ein wenig abgeschmackt wirken lässt.
Aber wer sich einen Zac-Snyder-Superheldenfilm ansieht, interessiert sich wohl eh nicht für tiefgreifende Figurencharakterisierungen oder komplexe Handlungsverwicklungen. Sein Hauptziel erreicht „Justice League" auf jeden Fall: krachende Zerstörungsorgien, in denen Hollywoods Computertechnik alles auffährt, was sie zu bieten hat, inklusive permanenter Superzeitlupen, irrwitziger Stunts und ziemlich schräger Fantasy-Elemente, die aus zahlreichen mythologischen und literarischen Vorlagen zusammengeklaubt scheinen. Die verschiedenen Superkräfte der Helden erweisen sich dabei immer wieder dramaturgiegerecht als gegenseitig nützlich, und das eigentliche Ziel des Hauptbösewichts bleibt irgendwie ein wenig unklar. Aber das gehört wohl wieder zu solchen inhaltlichen Fragen, die sowieso eher zweitrangig bleiben.
Entsprechend bleibt auch das Arsenal an hochrangigen Darstellernamen eher unterfordert. Ob Ben Affleck als melancholischer Batman, Henry Cavill als Superman (und erst recht Charakterdarstellerin Amy Adams als dessen Liebchen Lois, deren Rolle sich auf ein bisschen Anhimmeln des geliebten Superhelden beschränkt) oder gar Jeremy Irons als Butler Alfred - keinem hier wird der Platz eingeräumt, seine Figur richtig zu entfalten oder ihr in irgendeiner Weise eigenständige Züge zu verleihen. Auch die angedeuteten Probleme etwa von The Flash bleiben eher behauptet als tatsächlich erfahrbar und wirken sich auch keineswegs dramatisch auf die Handlung aus.
Insgesamt kann man also konstatieren: „Justice League" ist ein typisches Produkt des postmodernen Blockbuster-Überwältigungskinos, groß, schnell, laut und vollgestopft mit Spezialeffekten. Dabei bleiben vielleicht zwischenmenschliche Töne und inhaltliche Tiefe auf der Strecke, aber dem durchschnittlichen Superhelden-Zuschauer dürfte das nicht weiter auf den Magen schlagen. Zerstörungsorgien und gigantomanische Computerschauplätze sollten für einen entspannenden Filmabend durchaus ausreichen.