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Es tut unheimlich weh, die Helden der Kindheit fallen zu sehen

"Man of Steel" war eine interessante, dunkle Neuinterpretation, "BvS" hatte immerhin einen eigenen Stil (den man durchaus nicht mögen konnte) & "Suicide Squad" war ein spaßiges Debakel. Doch "Justice League" ist eine frustrierende Kakophonie der Stile, der Töne, der schlechten Computereffekte, bei der das Zusehen als Fan der Figuren fast schon körperlich weh tut. Und da dachte man eben noch, "Wonder Woman" hätte mit ihrem unendlichen Optimismus und leuchtenden Lasso die richtige Richtung vorgegeben.... so kann man sich täuschen. "Justice League" hatte das Potenzial, der größte Superheldenfilm aller Zeiten zu werden. Finanziell wie qualitativ. Die Helden sind die Größten überhaupt, dagegen sehen die Avengers aus wie noch grün hinter den Ohren. Und weil trotz all dem ein großer Haufen Mist dabei heraus kam, tut das besonders weh. 

Es ist kein Snyderwerk, es ist kein Film von Joss Whedon - weder Fisch noch Fleisch. Beide Stile laufen gegensätzlich und passen kaum zueinander. Vielleicht ist es sogar ein reiner Studiofilm. Nur eins steht fest: verunsicherter und unkontinuierlicher könnte er samt seinem gesamten Universum kaum sein. Dieses Heldenwirrwarr macht es von Anfang an viel zu leicht, es zu zerreißen. Eine Schande, was hier aus den beliebtesten Helden aller Zeiten zusammengeschustert wird. Umso enttäuschender, wenn hier und da mal ein gelungener Ansatz hindurchschimmert, der andeutet, was hätte werden können... 

In "Justice League" trommelt Batman ein Team von Metahumans zusammen, um Steppenwolf Einhalt zu gebieten, der die Welt ins Feuer stürzen will... Das war es. Das muss reichen. Tut es aber nicht. Das Script ist in allen Belangen so dünn, dass man vor Licht dadurch lesen können müsste. Cyborg ist charakterlich noch am interessantesten angelegt, Flash bringt ein paar Lacher unter (und andere absolut nicht), Aquaman ist eine verdammt coole Sau - doch das reicht nicht mal ansatzweise. Wenn sogar Wonder Woman auf Autopilot schaltet, nur durch unnötig-peinliche Buttshots auffällt bzw. in Szene gesetzt wird, dann schätzt man ihren Solofilm gleich nochmal mehr. Ben Affleck kann man von den Augen ablesen, dass er aus dem kompletten Franchise schnellstmöglich raus will und über Henry Cavills lächerlich wegretuschierten Schnäuzer in fast all seinen Szenen (!) kann man glaube ich eine eigene Doku drehen. Da denkt man, man wäre im falschen Film, einem Schnellschuss unter aller Kanone. 

Viele der Computerlandschaften und künstlichen Figuren könnten glatt aus "Injustice 3" kommen, sind sie doch nicht viel besser als Videospielzwischensequenzniveau und lassen einen absolut kalt. Eine Verbindung zu diesem unübersichtlichen Chaos aufzubauen, fällt mehr als schwer. Höchstens eine aus Wut. Zudem kommt ein beliebiger Score und ein austauschbarer Bösewicht, gegen den selbst manch ein blasser Antagonist aus dem MCU tiefgründig wirkt. Ob all das der (schon petitionierte) Snyder-Cut kompensieren könnte? Ich glaube kaum. Doch immerhin wäre es dann ein episches Werk aus einem Guss, dass man liebt oder hasst. So bleibt ein lauwarmes Zwitterwesen, das eher abstoßend als anziehend wirkt. Ratlos, planlos, sinnlos. Obwohl es natürlich geil ist und das Kind in einem weckt, wenn Cyborg den strahlenden Aquaman in einen Schwarm Parademons wirft. Schwer zu glauben, dass ein Film mit solchen feuchten Fanträumen trotzdem so erschreckend schlecht sein kann. Ist aber so. Und er ist noch nichtmal so schlecht, dass es wieder witzig wird. Es schmerzt einfach. Im Herzen. 

Fazit: ein dicker Sargnagel auf dem DCU. Für mich der schwächste, ärgerlichste Film der Reihe. Ein Stilmix, der nur ganz selten funktioniert. Das ist schon nicht mehr den Avengers Hinterherhächeln, sondern vor ihnen auf dem Boden liegen. Flash kann gar nicht schnell genug laufen, um diese Comicwelt neu zu starten. Und selbst sein Laufen sieht hier tollpatschig und affig aus. Ne, ne, ne... pure Trauer. 

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