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Epecuén in Argentinien zählte einst zu einem viel versprechenden Tourismusziel, bis ungewöhnlich starke Regenfälle den Ort überfluteten und eine Ödlandschaft hinterließen.
Mit diesem eindrucksvollen Setting im Gepäck begeben sich die Brüder Luciano und Nicolás Onetti in die Gefilde des Backwoodslashers, der die starke Kulisse im letzten Drittel komplett vernachlässigt.

Eine Gruppe von sechs jungen Leuten begibt sich in die Ruinenlandschaft nach Epecuén, um hier dokumentarisches Material zu sammeln und mithilfe von Carla Erinnerungen aufzufrischen. Doch die Gegend ist nicht so verlassen wie zunächst angenommen…

Die Gebrüder Onetti orientieren sich bei ihrem Terrorfilm primär an der Neuauflage vom Kettensägenmassaker aus Texas, „Hills Have Eyes“ dürfte ebenfalls ein paar mal gesichtet worden sein. Die Figurenzeichnungen fallen leider recht mager aus, niemand sticht als Sympathieträger hervor. Mit Ankunft in der Ruinenstadt gerät dies zunächst in den Hintergrund, denn eine recht versierte Kamera sorgt für atmosphärische Aufnahmen, häufig aus der Vogelperspektive.

Es ist eine Kulisse, die man in der Form nie im Studio hinbekommen würde, mit zahlreichen abgestorbenen Bäumen, Bauwerken, die größtenteils nur noch aus Schutt und Asche bestehen, während die wenigen begehbaren Gebäude nur noch vage vom einstigen Leben darin zeugen.
Die apokalyptisch anmutende Landschaft wird mit geringen Kontrasten eingefangen und als es zur obligatorischen Autopanne im Nirgendwo kommt, ist die trostlose Stimmung auf dem Höhepunkt angelangt.

Inhaltlich folgt man allerdings nur den ausgetretenen Pfaden des Redneck-Terrors, nachdem die Flucht einer blutverschmierten Frau zu Beginn schon mal den Ton vorgibt.
Irgendwann trennt sich die Gruppe und schon tauchen ein paar Maskierte mit zusammen geschraubten Waffen auf. Leider geht es zum finalen Akt in die Höhle der Löwen, welche komplett austauschbar daherkommt. Im Bereichen des Torture Porn wird zwar noch ein wenig hantiert, so dass Füße amputiert werden, etwas Gedärm tropft und ein Schädel zertrümmert wird, doch dabei wird dermaßen zitiert und kopiert, dass die Spannung arg gedämpft wird, zumal es zu keiner Zeit zu Überraschungen kommt.

Auf darstellerischer Basis performen die potentiellen Opfer okay, die Rabauken im Hinterland neigen indes durch die Bank zum Overacting, wobei die Maskierungen reichlich lieblos ausfallen. Was ebenfalls stört, ist der völlig unpassende Einsatz einiger zu laut ausgesteuerter Rocksongs, die rein gar nicht zur Atmosphäre passen. Dass die Gebrüder Onetti eher kopieren, als selbst kreativ zu werden, offenbart sich spätestens, als Standbilder des Massakers in grelle Rotfilter getaucht werden, was wohl an einige Exploitationfilme angelehnt ist, jedoch furchtbar ungelenk daherkommt.

Wer nie genug Terror aus dem Hinterland bekommen kann, geht hier zumindest nicht gänzlich leer aus, zumal die handgemachten Gewalteinlagen ungeschnitten sind und der morbide Look durchaus zu überzeugen weiß. Die markante Ödlandschaft wird leider nur zum Teil genutzt, der Rest besteht aus hinlänglich bekannten Abläufen im Folterkeller.
4,5 von 10

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