Filme mit Auftragsmördern, die sich zur Ruhe setzen wollen, gibt es fast wie Sand am Meer, in jüngster Zeit sorgte vor allem die John Wick Triologie (2014 - 2019) für größeres Aufsehen, aber auch Jason Statham war in The Mechanic 2 (2016) seines kaltblütigen Handwerks überdrüssig und konnte damit zumindest bei seinen eingefleischten Fans punkten. Das Schema derartiger Streifen ist eigentlich immer dasselbe: Der Profikiller möchte aus irgend einem Grund aussteigen und wird meistens durch einen Zufall bzw. durch die eigene Vergangenheit wieder dazu genötigt, dass zu tun, was er am besten kann und damit der Zuschauer Sympathie für diesen entwickeln kann, entdecken die sonst eiskalten Tötungsmaschinen durch zwischenmenschliche Begegnungen mit Zivilisten ihr längst verschollen geglaubtes Gewissen wieder.
So oder so ähnlich ergeht es auch Ryan Teller (Paul O'Brien), dem Message Man und Titelhelden des gleichnamigen indonesischen Actionreißers, der auf seinem Boot, kurz vor einer indonesischen Insel zurückgezogen lebt und bei der Proviantbeschaffung auf dem Festland sich mit dem einheimischen Jungen Doni (Aji Santosa) anfreundet. Doni stellt den neuen Freund seiner Mutter Jenti (Agni Pratistha Kuswardono) vor, für den gnadenlosen Killer entsteht eine familienähnliche Idylle, die er so noch nicht kannte. Doch das Glück soll nicht lange anhalten, Doni wird von skrupellosen, mädchenhandelnden Piraten bei Ihrem Beutestreifzug durchrs Dorf schwer verletzt und Ryan liquidiert diese gemäß den Gepflogenheiten seines ehemaligen Berufsstandes gnadenlos, was wiederum den Hintermann der Piraten und Mafiaoberhaupt Mr. Lee (Verdi Solaiman) auf den Plan ruft, der mit dem Message Man noch eine alte Rechnung offen hat und nach Rache sinnt.Regisseur Cory Pearson lässt es erst einmal bewusst gemächlich angehen und widmet sich anfänglich mit voller Konzentration der Konkretisierung von den veränderten Lebensumständen seines Aussteigers und dessen anbahnender Beziehung zu seinen neu gewonnenen sozialen Kontakten, was dem eigentlich auf Rache ausgelegten Actionreißer eine ungewöhnlich gefällige Handlungstiefe implementiert. Das Empathieempfinden des Publikums für Ryan und den kleinen Jungen soll hier wohl verstärkt werden, ein meiner Meinung nach gelungener Einfall, der im späteren Verlauf bei mir, während Ryans gnadenlosem Rachefeldzug, einen emotionalen Wechsel zwischen Ablehnung und Zustimmung bezüglich des bedingungslosen Vorgehens auslöste.
So muss sich der Actionfan ein wenig Gedulden, bis es nach ca. 30 Minuten langsam zur Sache geht und auch dann gibt es kein abruptes Feuerwerks Intermezzo, welches auf einmal abgefackelt wird, nein, die Actionmomente erfahren sukzessive eine in der Dauer, sowie vom qualitativen und quantitativen Blickwinkel her gesteigerten Intensivitätsfaktor und konnten mich über weite Strecken prima unterhalten. Die meist bewaffneten Fights, welche vorzüglich mit Messern oder in bleihaltigen Schusswechseln stattfinden, sind dank gelungenen Effekten überaus blutig in Szene gesetzt und in einem überschaubaren Tempo visualisiert, die Vergeltungsorgie Ryans ist teilweise zelebrierend dargestellt und wusste mir größtenteils zu Gefallen.
Wer aber, wie auf seinem eigenen Filmcover offensiv angekündigt, im actionbezogenen Fahrwasser von Filmen wie The Raid mit schwimmen möchte, muss sich dann natürlich auch dementsprechende Vergleiche mit dem durchaus als Referenztitel für Action aus Indonesien geltenden Streifen aus dem Jahr 2011 gefallen lassen und hier zieht Message Man klar den kürzeren, den die oben beschriebene Actionwertigkeit kann leider nicht bis zum Schluss gehalten werden, vor allem das aus meiner Sicht verkorkste Finale in der Discothek und das offensichtliche, billige Imitieren der John Wick Auftragsmörder Unterwelt mit kaufbarer Syndikatsunterstützung sind mir sauer aufgestoßen, darüber hinaus hätte ich mir auch ein paar unbewaffnete Martial Arts Zweikämpfe mehr gewünscht, von dieser Hinsicht gabs bei Kill Vengeance, so der treffende Alternativtitel, offen gesagt viel zu wenig.
Nebenbei können auch die Schauspieler nur in eingeschränktem Maße überzeugen, Message Man Paul O'Brien gelingt es trotz der bemühten Sympathisierung seiner Figur durch den Drehbuchautor nicht, mich komplett auf seine Seite zu ziehen, die Performance ließ mich mehr oder minder kalt und das Casting des Hauptantagonisten Mr. Lee hätte man ebenfalls sorgfältiger durchführen können, Verdi Solaiman fehlt es an Ausstrahlung, um einen filmischen Hauptbösewicht angemessen darzustellen. Gut gefallen hingegen haben mir die schön dreckigen und fies dargestellten Piraten, so genau muss Opferkino 2019 aussehen, außerdem sind mir noch die Besetzung von Doni und seiner Mutter positiv in Erinnerung geblieben.
Rückblickend betrachte ich Message Man mit gemischten Gefühlen, handwerklich einwandfrei realisierte, weitgehendst kurzweilige Action und eine angenehm beschaulich gestaltete Plotentwicklung sorgen dafür, dass man auch mit dem trivialen Schluss, dem Copy & Paste wickischen Gedankenguts sowie den insgesamt profanen Darstellern von einem überdurchschnittlichen Action Vehikel sprechen kann. Freunde von B-Action der etwas härteren Gangart sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren, sofern sie bereit sind, über gewisse Makel hinweg zu sehen, nobody is perfect, 6/10 Punkte halte ich für Tat und Schuld angemessen.