Etwas, was sich die letzten Jahre schon angedeutet hatte, ist diesmal pünktlich zum Chinesischen Neujahrsfest in der Volksrepublik auch wie prophezeit eingetreten und zu einer Art von Überdruss, Verdrängung und Vernichtung kulminiert. Das mit wichtigste feierliche Ereignis in China, eine Art Weihnachten und Ostern zusammen für die ganze Familie, der geplante Urlaub und das zusammen verbrachte Fest ist gleichzeitig auch der Starttermin für die Blockbuster, die getreu wie auch in anderen Regionen und Kontinenten nur dann so richtig erfolgreich sind, wenn auch die ganze Familie, von Klein ausgehend bis über die modernden Jugendlichen und die ältere Generation gleich mit angesprochen, durch die Kommerzialität nicht abgeschreckt, sondern angezogen wird und sich geschlossen den Verlockungen der vielleicht zweistündigen Ablenkung und Unterhaltung von bunten Bildern ergibt:
Als der buddhistische Mönch Tang Sanzang [ William Feng ] zusammen mit seinen Gefährten Sun Wukong, dem Affenknöig [ Aaron Kwok ], dem 'Schwein' Zhu Bajie [ Xiao Shenyang ] und dem 'Wasserbüffel' Sha Wujing [ Him Law ] auf seiner Reise nach Westen aus Versehen und unabsichtlich in das Reich der Frauen, angeführt von der jungen Herrscherin [ Zhao Liying ] und ihrer älteren Beraterin [ Gigi Leung ] gelangen, ahnen sie noch nicht, welches Abenteuer nun vor ihnen liegt. Zwar versuchen nach ersten Anfeindungen der mit Männern gänzlich unvertrauten und diese auch auf ihrer Gefahrenliste führenden Frauen wieder zu entfliehen, ist allerdings eine unsichtbare Mauer um das Königreich gelegen, und öffnet sich nur durch echte romantische Liebe das Tor. Die junge Königin selber scheint dem gegenüber nicht abgeneigt, aber wird durch den Rest der Frauen und ein altes Manuskript über die Untugend der Herren der Gesellschaft gebremst, und auch der Mönch müsste seine eigentliche heilige Mission opfern. Als Alternative winkt die Todesstrafe.
In China macht man derzeit das Geschäft vornehmlich mit (Komödiantischen Dramen und) Fantasy, die den Landsleuten auch gewohnt aus der Belletristik, der jahrelangen Tradition schon für frühere Generationen, dem Fernsehen und mittlerweile auch dem zeitgenössischen Lichtspielkino scheinbar locker von der Hand geht. Multimillionen-Kino, sowohl vom Budget als noch mehr vom Einspiel, starbesetzt auch gerne und voller Effekttechnik, die den Gang in die Fantasie weg von den 'trockenen' Büchern erst möglich macht und mit den Reiz des Ganzen ergibt. Monkey King selber, der nun als Dritter Teil bereits vorliegt, hat diesen Trend ursprünglich vielleicht nicht mit angestoßen, aber doch als 'früher' Wegbereiter von 2014 gefördert und auch davon profitiert; nun allerdings wird der Übermüdung stattgegeben und gegenüber der ähnlich oder genauso gehaltenen und auch noch zeitgleich gestarteten Konkurrenz von u.a. Legend of the Demon Cat und Monster Hunt 2, sowie einigen anderen Fortsetzungen wie den alles übertrumpfenden Operation Red Sea und Detective Chinatown 2 gegenüber klein beigegeben, zumal auch zwischendurch schon der dasselbe Thema bearbeitende Wu Kong und Journey to the West: The Demons Strike Back das Publikum verführte.
Ein Zuviel des Guten, dass zwar immer noch Kasse machte, aber keine Rekorde mehr brach und damit fast schon unauffällig in der Masse an Selben, noch nicht Ewiggleichen verschwindet; wobei interessant zu sehen ist, wie das einheimische Kino Anfang 2019 und man seitens der Produzenten bei der hier am Ende bereits angedeuteten und von der Vorlage her auch logischen weiteren Fortsetzung darauf reagiert.
Der Clou der Geschichte und der große Reiz darin besteht natürlich aus der schon im Zusatzitel Kingdom of Women vorgegebenen Prämisse, die Reise nicht bloß nach Westen, sondern in ein Reich der Frauen, dass man hier unerwarteter- und auch verbotenerweise betritt, und wo man als Mann auffällt wie der sprichwörtliche bunte Hund; wobei man allerdings wie oftmals das Fremde und das Unbekannte auch gar nicht so gern gesehen ist und die Gefahr der gefühlten und somit subjektiven Bedrohung allein durch die bloße Anwesenheit und die Unsicherheit auftritt. Das Thema selber wurde auch in dem Sechziger Jahre Vierteiler der dort behandelten The Monkey Goes West, speziell in Land of Many Perfumes (1968) von Shaw Brothers Regisseur Ho Meng-hua behandelt und zuletzt von Gordon Chan in Mural (2011) auf ähnliche Weise erzählt; ein immerwährendes Thema quasi, das ein nur allzu bekanntes und wohl jederzeit gültiges Abenteuer in der Begegnung der beiden unterschiedlichen Geschlechter darstellt und den oftmals zitierten 'Kampf' daraus ergibt.
Hier ist das Mann-Sein gar mit dem Tode bedroht, wird den Herren der Schöpfung doch allerlei Misstrauen entgegengebracht und allerhand Niedertracht zugeschrieben, gar im altertümlichen Buch festgehalten und so als für alle Zeit gültig und als Gesetz quasi zitiert. Schlechte Aussichten für den hiesigen Trupp, wobei die vier Anwesenden in ihrem Verhalten und Ansinnen bisweilen auch alles andere als tadellos und oft durchaus mit Vorsicht zu genießen sind. Auftakt für einen Ausflug in fremde Gefilde, welche auch noch in Unterzahl und in Unkenntnis der Gegend und der Umstände begangen werden, wobei die Begebenheiten selber mit züchtigen Auge und auf etwas verspielt-kindliche Art und Weise, in der Naivität quasi in Augenschein genommen werden.
Nach einem Vorspiel des Filmes, in dem bei einer Verfolgungsjagd bzw. vielmehr einer Flucht auf wildem See durch Zufall die abgeschottete Siedlung der Frauen erreicht wird, fängt sich die Inszenierung auch etwas und verlässt sich nicht rein auf (mäßiges) Effekt- und Spektakelkino; der Einstieg selber ist nach dem (vergleichsweise) bodenständigen Vorgänger ein kleiner Dämpfer, ein Sturz der Erwartungen und Hoffnungen ins buchstäblich Bodenlose, gelangt dann aber wieder zu etwas mehr erzählerische Tiefe über die Stetigkeit und auch die Wechselbarkeit von Emotionen, und hat vor allem auch hier und da beeindruckende Bilder im Panorama und auch im Detail der neuen Welt, ein Biotop im saftigen Grün umgeben von viel Wasser und imposanten Holzbauten zu bieten. Visuell, architektonisch und dekorativ und selbst musikalisch (Score: Xiao Lin-xiong) läuft der Film teilweise auch tatsächlich zur Höchstform auf, zumal man auf realistische Einfügungen von Flora und Fauna nicht verzichtet und Kunst und Natur miteinander verbindet, zudem wurde das hohe Budget für so mancherlei bessere Effektszenen benutzt, die Erschaffung der Spür- und Empfindsamkeit fremder Welten und wirkt die farbenfrohe (am Ende allerdings mit einer Art persönlicher Natur- und Unwetterkatastrophe im großen Stil hantierende) Spektakelproduktion auch tatsächlich so teuer wie sie ist.
Leider hält das Drehbuch da nicht ganz mit, wird von der Liebe selber oftmals nur fabuliert und allerlei diverse Beispiele und Leidenswege davon als Metapher gebracht statt tatsächlich gefühlt. Und ist sowieso jegliche emotionale Regung, ob nun (mehr) positiv oder (weniger) negativ hier häufig nur behauptet und wird dann noch zusätzlich bis zum Exzess mit Mimiken und Gestiken verklausuliert. Der Film tut die ganze Zeit nur so als ob er was zu sagen und was zu bedeuten hätte, und ist zwischendurch zumindest ein außerordentlich hübsches Nichts mit da auch Längen und teilweise ganz schalen Witzen; bevor sich im Showdown nochmal Obsession und unerfüllte Liebe zu Wut und Hass und Orkan und Taifun gleichermaßen entlädt.