Review

Staffel 2


Die Dämonen der Menschheit 

In der zweiten Staffel von „Mindhunter“ kommt es endlich zum „Interview“ mit Charles Manson, der BTK-Killer wabert durch kurze Snippets weiterhin im Hintergrund und vor allem geht es um eine Serie von Morden an schwarzen Kindern in Atlanta, deren verzweifelte, wütenden Eltern ihre Hoffnungen vor allem in unser FBI-Team stecken, deren System, die Serienmörder ausfindig zu machen, so langsam hoffnungsvolle Formen annimmt...

Welche bisherigen Stärken die zweite Staffel ausbaut und wo man vielleicht einen Schritt zurückgeht - hier meine Meinung. Zu einer der weiterhin feinsten Serien, die man beim großen, roten N finden kann. 

PRO
+ immer noch eine faszinierende, psychologisch wertvolle und oft wahrhaft beängstigende Sichtweise
+ tolles Einfangen der Epoche; sehr authentisch (vielleicht minimal zu sauber/glatt)
+ extrem hochwertig; audiovisuell Serien-Champions League
+ exzellente Darsteller
+ Manson (und auch andere Killer) halten, was sie versprechen
+ clevere, unterschwellige Brücken zwischen einzelnen Storysträngen
+ verstörende Einblicke in die Psyche von (angehenden?) Serienmördern und eigentlich uns allen in Teilen
+ Mörder eher als Menschen denn als Monster
+ Gänsehaut-Score - minimal, passend, effektiv - der schon jetzt ein Klassiker ist 
+ packende Psychoduelle
+ schöne Chemie im Cast
+ realistisch und gerade deswegen maximal eindringlich, nachdenklich machend+ viele neugierig machende Fäden
+ da es um Kinder geht, besonders schmerzhaft und schwer zu handeln
+ einige interessante neue Serienmörder
+ viele Möglichkeiten, in die sich die Serie entwickeln kann
+ für Fans von „Zodiac“ oder „Sieben“ ein Schmankerl 

CONTRA
- gefühlt etwas weniger Einfluss von Fincher
- weniger „Interviews“
- mehr Konzentration auf blassere Nebengeschichten 
- ungewöhnliches, unbefriedigendes Ende des hauptsächlichen Falls (aber eben auch realistisch)
- immer noch nur Getease mit dem BTK-Killer
- durchaus mit Längen; insgesamt wird in vielerlei Hinsicht etwas auf der Stelle getreten
- weniger Folgen
- das unfassbare Potenzial wird meiner Meinung nach nie mehr ganz ausgeschöpft
- zu wenig Montagen, regietechnische Einfälle und Tempo
- Anna Torv hat eine sehr undankbare und wenig fesselnde Rolle bzw. Geschichte bisher; etwas überflüssig wirkt sie
- zu wenig „Sichtbares“ (aber verständlich bei der psychologischen Herangehensweise) und „Schockierendes“, wie etwa die Taten selbst oder zumindest Fotos

Fazit: zwar klar schwächer als die erste Staffel, vor allem mit einem unbefriedigenden Finnish und enttäuschend wenig „Interviews“, aber insgesamt dennoch ein beeindruckender und beängstigender Blick in den Abgrund. Hochwertig und schick, stark gespielt und gruseliger als die meisten Horrorfilme. Um eine der besten Serien auf Netflix zu bleiben, muss meiner Meinung nach in der nächsten Staffel aber wieder mehr kommen... (7,5/10)

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