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Es fällt recht schnell auf, quasi schon zu Beginn. Thors dritter Solofilm schlägt einen anderen Ton als die Vorgänger an und so kann Film Nr. 17 des MCU schon etwas vor den Kopf stoßen. Hatten die beiden vorigen Teile noch einen ernsthafteren, mitunter theatralischen Vibe, so steckt Taika Waititis Inszenierung alles in ein buntes, flapsiges und mit Retroanleihen versetztes Korsett. Das betrifft nicht nur das Audiovisuelle, auch Thor als Figur gebiert sich spürbar anders.

Es ist ein Bruch, mit dem man erst mal klarkommen muss. Schafft man das nicht, ist der Film wohl schwerlich genießbar. Insbesondere der Wandel der Figur selbst irritiert zunächst, bedenkt man die bisherigen Auftritte, solo oder im Team. Und ich muss zugeben, dass das für mich nicht ganz zündet.
Das liegt nicht an der humorvolleren Ausrichtung an sich, sondern an deren Einsatz. Man wollte wohl jede dritte Szene für irgendeinen Scherz nutzen und die zentrale Frage scheint immer, wie man hier noch was unterbringen kann. Das Hauptproblem dabei ist, dass keine Rücksicht auf die Tonalität der jeweiligen Sequenz genommen wird. Selbst bei dramatischen Szenen (Odin, Asgard) geht’s nicht ohne flapsigen Unterbau, was diese Szenen jeglicher Schwere beraubt. Es wirkt, als habe man nicht den Mut, solche Momente auszuspielen, was dem Gesamtpaket ziemlich schadet.

Dabei gibt es auf der anderen Seite viele zündende Einfälle. Und damit meine ich nicht die vielen sichtbaren Greenscreens.
Der Kurzauftritt von Dr. Strange ist nett, das Design ist teilweise schön retro in Optik und Klang, im Arenakampf grüßt „Planet Hulk“ und manch atmosphärisches Bild (Sakaar, Walküren) hat sich auch auf die Leinwand verirrt. Obwohl sich manchmal das Gefühl einschleicht, man sehe sich gerade die Cutscene eines Videospiels an. Dass Thor, seiner Haare und des Hammers beraubt, die Dinge mal anders angehen muss, ist ein feiner Zug. Nicht auszudenken, wie stimmungsvoll das alles gewirkt hätte, wäre das Werk nicht so von Klamauk durchzogen. Und was ist das eigentlich immer, dass größere Schneidewerkzeuge bei jeder Bewegung ein metallisches Geräusch machen?
Der Soundtrack von Mark Mothersbaugh hebt sich mit seinen Synthieklängen bisweilen vom MCU-Einheitsbrei ab. Ob man den schon in anderen Filmen durchgenudelten „Immigrant Song“ von Led Zeppelin allerdings gleich zweifach unterbringen musste, sei mal dahingestellt.

Die Besetzung ist durch die Bank großartig. Hemsworth meistert die neue Ausrichtung der Figur, Tim Hiddleston, Tessa Thompson, Mark Ruffalo und Jeff Goldblum haben ebenfalls gelungene Auftritte. Anthony Hopkins darf als Odin nochmal kurz ran, doch wird seine Szene nur für eine Exposition genutzt und schon verpufft auch dieser emotionale Moment, dem man keine Zeit zur Entfaltung gibt. Cate Blanchett als Hela scheint sichtlich Spaß am Schurkentum zu haben und sie gibt eine unterhaltsame Antagonistin.
Idris Elba bekommt in seiner Rolle als Heimdall endlich mal etwas mehr zu tun und Stan Lee legt bei den Kämpfern mal Hand an.

Eigentlich hat man hier zwei Filme in einem. Da ist dieser rasante und einfallsreich ausgestattete Fantasyfilm mit toller Besetzung und manch stilvollen Bildern. Und da ist auch dieser alles mit flapsigem Quatsch zukleisternde Film, der jede Gravitas im Keim erstickt und keine dramatische Szene wirken lassen kann.
Einer dieser Filme, die je nach Stimmungslage wirken oder auch nicht. Und das ist ja irgendwie auch eine Leistung.

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