Gerade angesichts des Buheis, daß um angebliche sensationelle Erkenntnisse beim "Da Vinci Code Sakrileg" gemacht wird und der damit verbundenen Pseudo- Provokation der katholischen Kirche, lohnt es sich nochmals den kleinen englisch-irischen Film "Die unbarmherzigen Schwestern" (Original "The Magdalene Sisters") aus dem Jahr 2002 anzusehen.
Hier fühlte sich die katholische Kirche ebenfalls provoziert als Betreiber der unseligen "Magdalena Orden" und das hatte einen wirklichen realistischen Hintergrund.
Nur hat das damals nur wenige Schlagzeilen produziert und damit ist man auch gleich an dem Punkt, der diese Erziehungsanstalten für jungen Mädchen im abgelaufenen Jahrhundert überhaupt erst ermöglicht hat.
Denn hier waren davon die schwächsten Mitglieder in unserer europäischen Kulturlandschaft betroffen - junge noch minderjährige Frauen im erzkatholischen Irland.
Hätte es irgendein übergeordnetes Interesse an deren Schicksal gegeben (immerhin wurden im letzten Jahrhundert ca. 300.000 Frauen so weg gesperrt), hätte die katholische Kirche kaum so lange dieses Treiben, an dem sie selbst gut verdient hat, aufrecht erhalten können.
Erst dieser Film hat überhaupt auf diese Entrechtung und Ausbeutung aufmerksam gemacht, aber im Vergleich zu irgendwelchen erfundenen Geheimnissen a la "Da Vinci Code" hat dieses Schicksal kaum Jemanden erreicht.
Dabei kann der Film durchgehend unterhalten, indem er an vier Frauenschicksalen beispielhaft die perverse Logik analysiert.
Die Gründe, um in eine solche Anstalt zu kommen, waren schnell erfüllt. Ein Mädchen brauchte nur etwas eitel und hübsch zu sein, schon stand sie unter Verdacht. Ein uneheliches Kind brachte die "Schuldige" dagegen schon zwingend hinein.
Besonders perfide ist daran, daß die eigenen Eltern oder als Zuarbeiter Lehrer oder Priester die eigentlichen Verursacher waren. Das machte die Sache für die Mädchen so aussichtslos. Sie wurden von ihren eigenen Verwandten ausgeliefert und dadurch wurde die Sache sozusagen rechtlich sauber für die "Magdalenen Orden".
Der Film schildert die Situation in der Anstalt äußerst spannend ohne übertrieben zu polarisieren. Auch die Erziehungsmethoden werden nicht sadistisch geschildert, im Gegenteil die Schwestern des Ordens glauben sich im Recht und in der Erfüllung des göttlichen Willens.
Und genau hier wird der Film ganz deutlich. Unter dem Deckmäntelchen der Nächstenliebe, der Reinigung von Sünden und des Schutzes der Gesellschaft werden Menschen im Europa des 20.Jahrhunderts gefangen, entrechtet, erniedrigt und ihre Arbeitkraft ausgebeutet.
Ein äußerst spannender, unterhaltender Film, der wirklich etwas zu sagen hat und wirklich betroffen macht (9/10)