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Mit einem Titel für Fans von Untoten und Freddy Kruger zugleich fand sich für den ehemaligen Bodybuilder und nun als Hardrocker umtriebigen Jon Mikl Thor ein ideales Vehikel. Eine wenig komplexe, tragische Geschichte um Heldentum und Rache ermöglicht seiner baseballspielenden Figur, als voodoo-gestärkter Untoter Jagd auf die Jugendlichen zu machen, die ihn in bester Feierlaune mit ihrem Mercedes über den Haufen gefahren haben.
Nebst dem rühmlichen Namen Adam Wests war Zombie Nightmare auch für die junge Tia Carrere Spielwiese und Eintrittskarte ins Movie Biz. Zu sehen ist außerdem John Fasano, der mit Thor danach noch Rock 'n' Roll Nightmare gedreht hat und sich für den Film Freakshow verantwortlich zeichnet. Kurios aus heutiger Sicht auch der kleine Auftritt von Shawn Levy - Regisseur von Filmen wie Nachts im Museum und Real Steel.
Als grandios hervorzuheben ist der Soundtrack, der mit reichlich schmissigen Heavy Metal und Hard Rock Klängen von Girlschool, Motörhead, Fist, Virgin Steele und Pantera die schlurfige Handlung konterkariert. Mit dabei ist natürlich auch Jon Mikls Band Thor. Mit seinem Thorkestra steuert Thor ferner ergänzende Synthies bei.

[Nachtrag: Die Indizierung des Focus Film Verleihtapes vom 31.12.1987 wurde im November 2012 aufgehoben. Einen breiten Markt konnte der Film in Deutschland nicht erreichen. Die Kassette war außerdem um mehrere Minuten geschnitten, allerdings waren nahezu ausschließlich Handlungsszenen betroffen, zumal in der ungeschnittenen Fassung auch nicht viel graphisches eingesetzt wurde, abgesehen von einer unfreiwillig komischen Pfählung mit dem dicken Ende eines Baseballschlägers.]

Zu den Filmen die mein Interesse am abseitigen Kino prägten gehört eindeutig Zombie Nightmare. Was ich bei meinen verruchten, Streifzügen durch die Videothek so an Schund auftat, war eine etwas schizophrene Mischung aus Früh-90er Horror und Action sowie einer Menge Relikten der auf die 80er-Ästhetik abgestimmten Titel, die im jugendlichen Leichtsinn nach dem Abarbeiten der bekannten Klassiker zwischen Freitag der 13. und A Nightmare on Elm Street mit verheißungsvollen Covern die magische Anziehungskraft des sprichwörtlichen Lichts auf die Motte entwickelten. Von boomenden Werken Peter Jacksons bis zum von Sat.1 ausgestrahlten Black Zombies waren natürlich auch Untote ein Begriff und da sich Zombie Nightmare zwar als geschickt aufgemachte Mogelpackung entpuppte, ich aber trotz qualitativ auf zeitgemäßem Standard vorhandenen Vergleichsmöglichkeiten noch einen Gefallen finden konnte, kann und muß man wohl vom berühmt berüchtigten Guilty Pleasure sprechen.

Ein Grund könnte wohl der Soundtrack mit einer Auswahl von Bands wie Motörhead, Girlschool und Fist sein, der den jungen Hard Rock Freak schon mit dem Opener ‘Ace of Spades’ in Partystimmung versetzt. Mit feinst konstruiertem 80er Kitsch bekommen wir in Zombie Nightmare zunächst eine Rückblende geliefert, die niemand anders als John Fasano als Tony Washingtons (Jon Mikl Thor) Vater vorstellt, der Baseball spielt und auf dem Heimweg eine junge Lady aus den Krallen von zwei Rabauken zu retten versucht, die ihn jedoch nieder stechen.
Blick auf das Gesicht des just um die Ecke gebogenen, jungen Tony, Blende auf Thor himself, der… Baseballspieler geworden ist. In ein nippelfrei ausgefranstes Shirt gewandet, quasi mit jeder Faser seines Körpers David Lee Roth schreiend, macht er sich bei idyllischer Vorstadtstimmung auf den Heimweg, wo sich Mutter zuckersüß über die fehlenden Einkäufe beschwert. Also noch mal hurtig zum Kaufmann Futter besorgen.

Wie der Zufall so will steht Tony just im Laden, da machen sich zwei Ganoven bereit selbigen bewaffnet zu entern. Als selbstloser Held stellt er sich diesen in den Weg und verfrachtet sie mit einem Arschtritt an die frische Luft. Zeitweilig machen sich ein paar Halbstarke mit Papis Benz und dem fetzigen ‘We Rule the Night’ von Virgin Steele auf dem Heimweg aus einer Spelunke. Unter ihnen übrigens auch eine junge Tia Carrere, die nach ein paar Serienauftritten und dem TV-Film Covenant in Zombie Nightmare ihr “echtes Filmdebüt” feiert (immerhin brachten New World Pictures 1986 einige Kopien in die US-Kinos).
Tony packt die Waren in seine Sporttasche (lecker), bemerkt ganz zufällig vor der Ladentür, daß es frisch geworden ist, hüllt sich sogleich in ein Kaputzenshirt, was dem Stuntman ermöglicht unerkannt seiner nun folgenen Tätigkeit nachzugehen. Die Halbstarken haben nämlich die Höhe des Ladens erreicht und treffen in voller Partystimmung schmerzhaft auf den Helden des Tages, was in einem Mercedes anscheinend zum plötzlichen Verstummen des Radios führt.
In völliger Panik treten unsere Teens aufs Gas, während Tony den Aufprall nicht überleben wird. Seine Mutter jedoch kann den Verlust nicht verkraften, ruft eine Voodoopriesterin zur Hilfe und so kehrt ihr Sohnemann zurück – als rachedürstender Zombie, ab jetzt zum Mißgefallen aller Thorfans gespielt vom Stuntman Peewee Piemonte mit einer körperlichen Expression, die etwa Joe Cocker auf 4 Promille entsprechen könnte. Dafür wird the one and only Adam West in Zombie Nightmare noch seinen Auftritt als Police Captain haben.

Wer bisher schon berechtigterweise der Meinung war, billigsten Video-Schlock vorgesetzt zu bekommen, der wird sich im Verlauf des Films davon überzeugen können, daß die bis ins Undendliche gedehnten Szenen noch mit Teppichen von Synthie-Suspense untermalt, die das sogenannte Thorkestra beigesteuert hat, untertroffen werden können. Ein langsam umherstaksender Zombie-Tony, der eine von vornherein limitierte Opferzahl zu erledigen hat, ist nur eine von vielen subtilen und vermutlich unfreiwilligen Parodien auf das Slashergenre. Glücklicherweise kann Zombie Nightmare immer dann, wenn man wirklich einzuschlafen droht mit einer erquickenden Szene für Abwechslung sorgen, in der z.B. eine Autofahrt unbedingt bis zum Ende eines Songs ausgewalzt werden muß.

Ein wirklicher Hingucker ist dann zwischen den einer Verballhornung des Publikums gleichkommenden unspektakulären Mordszenen, die vorher mit bis zur Unerträglichkeit aufgebauten Spannung gruseliger Kamerafahrten eingeleitet werden, die innovative Idee, einen Menschen mit dem dicksten Ende eines Baseballprügels zu pfählen. Keine Frage, lächerlich, und nicht etwa mit dem Flatschgeräusch auf den Boden sinkender Innereien verbunden.
Wie das belanglose Geschnattere seiner mieserabel agierenden Figuren plätschert die Handlung jedoch genau so dahin, daß man in vollkommenem Delirium noch folgen könnte. Wahlweise bietet sich auch genug Raum, um mit den Kollegen auf der Couch abschweifende Diskussionen zu führen oder das Gesehene wohlwollend zu kommentieren. Diese Qualitäten haben schließlich auch die Macher von Mystery Science Theater 3000 entdeckt und Zombie Nightmare für eben diesen Zweck in ihr Programm aufgenommen.

Doch womit trifft dieses fraglos schlechte Machwerk nun die Wellenlänge meiner Synapsen? Ist es die Leichtigkeit eines offensichtlich für Teenager produzierten Horrorfilms in der kalorienarmen Du Darfst Variante? Ist es der Wille, den eher auf Guts and Gore fixierten Modeslashern mit einer 80er Version klassischen Horrors mit dem Charme eines untot in an den alten Sam Raimi erinnernder Spannungsoptik umherstiefelnden Boris Karloff zu begegnen? Oder ist es doch die Akribie, mit der Zombie Nightmare jeden Fehler und jede Schwäche des Genres zu einem Ganzen zusammenfügt?
Nun, ich kann diese Magie nicht in Worte fassen. Vielleicht ist es diese schier niederträchtige Vermischung verschiedener Akzente, mit der statt einem Hockey-Jason der Baseball-Tony als verquollene Zombiegestalt Jagd auf Teenager macht, während das Nightmare im Titel sich allerhöchstens auf den wirklich aus der Reihe fallenden zweiten Teil der Kinoserie um Freddy Krüger vergleichen dürfte und Jon Mikl Thor optisch nicht unwesentlich an auf der Conan-Welle reitende Barbaren Rip-Offs erinnert.

Aus letzterem Grunde würde ich dann auch zu einem Badmovie Double Feature mit Einer gegen das Imperium raten, in dem sich Reb Brown in einem deutlich wahnwitzigeren Cocktail durch eine Melange von Spaghetti Barbaren, Sauriern, Steinzeitmenschen und Science-Fiction kämpft.
Zombie Nightmare wäre der schlechtere Teil des Abends, denn ihm fehlt schließlich zum Hit noch ein gewisses Etwas, welches vielleicht mir dem schrägen Ende aus Im Angesicht der Hölle vergleichbar wäre.
So begeistert Zombie Nightmare zumeist gefestigte Naturen mit einem bunten Blumenstrauß der Fehler und Mißgeschicke, die in so einem Horrorfilm überhaupt passieren können. Sei es die Hingabe, mit der dieser Käse dargeboten wird oder sei es die Tatsache, daß Zombie Nightmare wie ein verlängertes Musikvideo (vgl. Michael Jacksons Thriller) wirkt, die Mucke animiert zum mitwippen und obwohl das Raum-Zeit-Kontinuum sich zu einer zähen Masse verfestigt, bleibt der Film für mich doch erstaunlich kurzweilig.

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