Kurz nach dem Sezessionskrieg, Ende des 19. Jahrhunderts, setzt sich spätabends ein Nachtzug nach Atlanta/Georgia in Bewegung - zu den wenigen Passagieren zählen der ehemalige Sklave Jericho Whitfield (Tony Todd), der die ebenfalls an Bord befindliche Tochter seines früheren Peinigers, Annie Hargraves (Jennifer Laporte) in die Finger kriegen möchte, welche als Begleitschutz jedoch den zwielichtigen Kopfgeldjäger Roland Bursley (Michael Eklund) engagiert hat. Eine wohlhabende Weiße samt ihrer schwarzen Kammerzofe und ein Priester bilden den Rest der illustren Reisegesellschaft. Nach einer anfänglichen Schießerei zwischen Jericho und Bursley einigen sich diese jedoch recht schnell, nachdem ersterer einen Deal auf finanzieller Basis vorschlägt, dem der Revolvermann nicht widerstehen kann. Letzterer jedoch schlägt Jericho bei erstbester Gelegenheit nieder und fesselt ihn - doch der smarte Ex-Sklave kann sich befreien. Nach einer erneuten Konfrontation erscheint ein Unbekannter im rollenden Zug - es ist der Teufel höchstpersönlich. Die wenigen Passagiere müssen gegen diesen übermächtigen Gegner nun gezwungenermaßen zusammenhalten, da jeder Einzelne von ihnen eine schwerwiegende Schuld auf sich geladen hat, die der Teufel nur zu gut kennt...
Mit seiner leicht übersinnlich angehauchten Teufels-Thematik inmitten eines nächtlichen Zuges könnte West of Hell – Express zur Hölle durchaus ein spannender Western mit Rache-Motiven aus der amerikanischen post-Sklaven-Epoche sein, zumal mit Tony Todd (Candyman) und Michael Eklund (The Call, BloodRayne) auch zwei bekanntere Darsteller mitspielen - leider jedoch gebricht es dem Drehbuch schon an den grundsätzlichsten Dingen, und besonders in den ersten 20 Minuten reiht sich ein Film-Folgefehler an den nächsten: Bei der anfänglichen kurzen Schießerei läuft Annie in Richtung des Schützen (Jericho) an diesem vorbei, der sie seltsamerweise entkommen läßt, danach versteckt sie sich einmal unbeholfen bei einem Koffer, wird aber (folgenlos) entdeckt, ein anderes Mal unter einem Tisch im Speisewagen, auf den der sie suchende Bursley zielstrebig zugeht (als ob er es wüßte). Letzterer macht, nachdem er Jericho gefesselt und unter der Obhut einer ebenfalls schwarzen ehemaligen Kammerzofe zurückgelassen hat, dann ein entspanntes Nickerchen (wtf?). Schließlich erschießen sich Jericho und Bursley gegenseitig, um gleich wieder unverwundet aufzustehen, ein ominöses Gepäckstück wird auch noch erwähnt (und nie wieder angesprochen) und eine kleine Strohpuppe sieht man auch des Öfteren. Diese - und zahlreiche weitere - Szenen scheinen in keinem unmittelbaren Zusammenhang zueinander zu stehen, möglicherweise wurden sie bei der Post-Produktion durcheinandergemischt oder es fehlen schlicht einige Szenen als Bindeglied zwischen dem Gezeigten - das alles macht das Zusehen sehr beschwerlich. Auch die Dialoge vermögen kaum Licht ins Dunkel dieser ausschließlich in der Nacht spielenden Geschichte zu bringen, zumal manche Sätze in Punkto Dramatik und Akzentuierung dem Geschehen absolut nicht gerecht werden - beispielsweise wenn Jericho, der gerade den Teufel entdeckt hat, ganz beiläufig erwähnt daß man jetzt mit dem gegenseitig-erschießen aufhören solle, da eine unheimliche(re) Macht mit an Bord sei. Daß der durchschnittlich interessierte Zuseher irgendwann entnervt aufgibt und abschaltet, weil man dem Film nur schwer folgen kann, erscheint da nur allzu verständlich.
Während dann ein mäßig getrickster Teufel in verschiedenen Erscheinungsformen auftritt und den Passagieren Aufgaben stellt, in denen sie mit ihren eigenen Dämonen (hier: ihrer Vergangenheit) konfrontiert werden, kommt man dem Grundthema des Films (Rache und Sühne) ein klein wenig näher: Jerichos Tochter wurde vom weißen Sklavenhalter skalpiert, was dieser nun in gleicher Weise an dessen Tochter zu rächen gedenkt; Bursley dagegen hat im Bürgerkrieg jemanden ihm nahestehenden erschossen. Hier kommen dann auch einige Horror-Elemente hinzu, beispielsweise wenn die vom Teufel gestellten Prüfungen, die stets in einer heiklen Aufgabe - alternativ zur Verdammnis - bestehen, nicht erfüllt werden: So muß die schwarze Kammerzofe, die statt des per Los gezogenen Namens eines anderen Mitreisenden ihren eigenen nennt, coram publico verbrennen.
Bemerkenswert sind nebenbei immerhin einige wenige Kamera-Einstellungen, die schon fast künstlerischen Ansprüchen genügen, beispielsweise wenn sich auf fast schwarzem Bildschirm helle Objekte nähern oder diverse close-ups auf Gesichter in der Dunkelheit - ein recht spezielles Stilmittel, das man so sicher nicht in diesem Film erwartet hätte, das aber an der insgesamt hanebüchenen Umsetzung nichts ändert. Die Location selbst gibt neben zweier Ansichten auf die Dampflok (die vorbildwirdrig nur vom Heizer gefahren wird) nicht viel her; die Zug-Innenaufnahmen wurden im Studio gedreht, wobei hier, wie schon so oft, ein deutlich zu breites Wagenkastenprofil auffällt. Auch das unbefestigte Gestühl (Biedermeier-Sessel und Diwan) hat kaum eine Entsprechung in der damaligen Realität, und einen Schaffner gibt es genausowenig wie sonstiges Zugspersonal. West of Hell – Express zur Hölle schließt dann mit derselben Szene, mit der er begonnen hat - mit dem "Einsteigen"-Kommando des grinsenden Stationsvorstehers. Vielleicht war ja alles nur ein böser Traum?
Wirklich nur für hartgesottene Tony-Todd-Fans - mit viel Wohlwollen 2,51 Punkte.