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Auch George Clooney nahm im letzten Jahr zum ersten Mal hinter der Kamera Platz und gab mit “Geständnisse - Confessions of a dangerous mind” sein Regiedebüt. Die Verfilmung des Stoffes war sicher nicht leicht, denn die Lebensgeschichte des hierzulande völlig unbekannten US-Fernsehstars Chuck Barris (u.a. Erfinder des “Herzblatt”-Vorbilds “Dating Game”) ist derart facettenreich, dass man daraus erst einmal einen ausgewogenen Streifen machen muss.

Zugute kommt dem Mix aus Thriller/Komödie/Drama sicherlich, dass es bis dato noch niemand gewagt hat, Barris’ Leben zu verfilmen, weshalb “Confessions of...” storytechnisch prima unterhält, zumal der gute Chuck nicht nur Host, sondern nach eigenen Angaben nebenbei Auftragskiller für die CIA war. Den Anwerber spielt Clooney höchstpersönlich und war sichtlich mit Spaß bei der Sache.
So kommt Barris, immer zerfressen von Selbstzweifeln und Wahnvorstellungen schließlich zu seinem ungewöhnlichen Doppelleben, das nicht gut enden wird, wie der Zuschauer gleich zu Beginn erfährt, wenn der Hauptdarsteller als seelisches Wrack in einem Hotelzimmer völlig heruntergekommen vor sich hin sinniert. Auch ein Resultat seiner unglücklichen Kindheit, geprägt von der falschen Erziehung mütterlicherseits, wie später erklärt wird.

Die tragischen Elemente des Lebenslaufs geraten jedoch zunächst in den Hintergrund, denn der Film bietet genügend frischen Witz, um stets bei Laune zu halten. Eindeutige Highlights sind die Ausbildung bei der CIA (mit pechschwarzem Humor versehen), der Ausflug nach Westberlin, sowie die selbstironischen Cameos von Brad Pitt und Matt Damon in einer von Barris’ Shows.
Dazu gibt es gleich noch ein Whodunit nach klassischem Agentenfilm-Muster zu lösen, weil sich in den eigenen Reihen ein Maulwurf eingeschlichen hat, den man leider etwas zu früh identifizieren kann. Die Art und Weise, mit der Barris den Spitzel aufdeckt, ist aber wieder einsame Klasse.
Die Figur lebt die ganze Zeit über von Sam Rockwells Spiel, der den Vorteil hat, noch relativ unbekannt und deshalb auf keine Rolle festgelegt zu sein, wodurch seine Darstellung äußerst glaubwürdig wird. Nach dieser Leistung sollte es für ihn Angebote hageln, obwohl (oder gerade weil) sein Aussehen gar nicht den Hollywood-Standards entspricht.

Optisch ging Clooney keinesfalls auf Nummer sicher, sondern baute allerhand technische Spielereien mit ein, die teilweise sehr an die Filme seines Kumpels Steven Soderbergh erinnern, der auch als Produzent tätig war. Die visuellen Kniffe können im Großen und Ganzen überzeugen, sind aber eher schmuckes Beiwerk als zwingend notwendig.

Als locker-leichte Kost für zwischendurch taugt Clooneys Debüt nicht, wer sich jedoch auf unkonventionelle Spielereien mit der Optik und eine ungewöhnliche, bisweilen doppelbödige Story einlässt, dürfte prima unterhalten werden. Potential zum Geschichtenerzählen hat Clooney mit Sicherheit, jetzt gilt es nur noch, einen eigenen Stil zu entwickeln und sich nicht so viel von Soderbergh unter die Arme greifen zu lassen.

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