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Schauspieler die selber Regie führen kommen in Mode. Und so muss auch George Clooney den aktuellen Modetrend voll und ganz entsprechen, schließlich ist er der letzte des "Oh Brother, where art thou?"-Darstellertrios, der noch keinen eigenen Film abgeliefert hat. Nun soll damit vorbei sein. "Confessions of a Dangerous Mind" ist Clooneys Regiedebüt, und man sieht, dass er viel von seinem Stammregisseur Steven Soderbergh gelernt hat.

In "Confessions of a Dangerous Mind" geht es um den Gameshow-Creator und -Moderator Chuck Barris. Der wird zu Anfang des Films als sexuell verwirrt, aber dennoch höchst aktiv dargestellt. Um noch mehr Damen auf seine Matratze zu locken, möchte er gerne einen wichtigen Managerjob beim Fernsehen. Das beeindruckt. Und schließlich, es kommt wie es kommen muss. Barris entdeckt seine Bestimmung darin, Menschen zum Lachen zu bringen. Er entwickelt eine Menge Gameshows, darunter das bekannte "Dating Game"-Format (das Pendant zum deutschen "Herzblatt"). Persönliches Glück findet er in der süßen Penny (Drew Barrymore), die eine Beziehung ebenso offen lebt und versteht wie Chuck selbst.

Doch plötzlich tritt Jim Byrd (George Clooney) in das Leben Chucks. Der düster gekleidete, kryptische Sätze von sich gebende Mysterioso versucht Chuck für eine anständige Arbeit mit gutem Lohn zu rekrutieren. Schnell findet Chuck heraus, dass Byrd ihn für CIA-Aufträge anwerben will. Doch erst auf einem Trainingscamp in Mexiko geht ihm auf, dass der Moderator zum Killer gemacht werden soll. Aus Neugierde nimmt er seinen ersten Auftrag an. Selbst als Chuck reich durch seine Vielzahl an erfolgreichen Shows geworden ist, lässt er sich noch Aufträge zukommen. Das Töten von Menschen ist für Chuck eine Therapie die ihm von der kalten, gehirnzerfressenden Menagerie des Showbusiness ablenkt.

Dass es mit Chuck Barris nicht gut endet, erfahren wir schon in den ersten Minuten des Films. Auf eine lineare Erzählweise verzichtend sehen wir die Geschehnisse aus den Augen des psychisch kaputten Barris, der nackt vor einem TV-Gerät steht, in einem zerwüsteten Hotelzimmer irgendwo in New York. Von Paranoia und Angstzuständen zerfressen öffnet er nicht einmal die Tür, als die einzige Person an die Tür klopft, die ihn wohl wirklich geliebt hat. In diesen ersten Szenen macht der Film schon deutlich, auf was wir uns gefasst machen müssen: Clooney spielt sehr mit Soderbergh'scher Optik, lässt harte Schatten die Gesichter seiner Protagonisten zerschneiden, und arbeitet mit gleißend kontrastierten Farben. Bei diesen, sehr eigentümlichen Szenen verlassen die ersten Damen das Kino, die "Confessions of a Dangerous Mind", deshalb ausgewählt haben, weil Clooney ja ganz gut aussehen soll.

"Confessions of a Dangerous Mind" ist überraschend stilsicher und reich an Tragikomik. Das bewegende Biopic hätte auch so von Milos Forman kommen können. George Clooney deshalb aber gleich ein überragend großes Regietalent attestieren zu wollen, wäre überhastet. Sicherlich, der Mann scheint ein gewisses Gespür für eine korrekte Ausbalancierung kurioser, komischer, tragischer und spannender Szenen zu haben, und lässt diesen Potpurri auch ständig cool aussehen. Aber dennoch: Hilfe hat er gehabt. Nicht nur, dass das Drehbuch aus der Feder des begabten Charlie Kaufman ("Adaptation.") kam, Soderbergh himself hat es sich sicherlich nicht nehmen lassen in seiner Rolle als Produzent seinen Schützling helfend unter die Arme zu greifen.

Der Film funktioniert als Charakterstudie genauso wie als spannender Krimi. Letzten Endes gibt es genug Erzählebenen, und sogar einen sehr kniffligen "Whodunit"-Aspekt. Doch was noch viel überzeugender ist als jegliche Drehbuchzeile sind in diesem Fall die Darsteller. Drew Barrymore spielt überraschen differenziert, Julia Roberts hat ihre bis dato fieseste und böseste Rolle, und Rutger Hauer als alternder, von Zweifeln geplagter Killer ist auch ein kleines Highlight. Dazwischen gibt es köstliche Cameoauftritt von Brad Pitt und Matt Damon. Doch absolut überragend ist Sam Rockwell. Sam Rockwell hat hier die beste Rolle, die beste Performance seiner bisherigen Karriere. Sein emotionales, intensives Spiel ist einfach überwältigend!

"Confessions of a Dangerous Mind" ist ein fantastischer biographischer Thriller über die Abgründe des menschlichen Daseins, über die Wracks hinter Fernsehunterhaltung. Je länger der Film geht, desto mehr schmilzen Optik und Musik zu einem brillanten Ganzen zusammen, und hauen den Zuschauer letzten Endes vollends aus den Sitzen. Bravo, George. Bitte öfter Abschied vom Hängebauchschwein nehmen, und solch grandiose Filme abliefern!

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