Mit "Dressed To Kill" inszenierte Regisseur Brian De Palma sein Meisterwerk und den brillantesten Thriller aller Zeiten.
Die Kamerafahrten sind brillant und zusammen mit einer grandios angepassten Musik kreierte De Palma eine Atmosphäre, die jeden anderen Thriller übertrumpft. In einigen Passagen (vor allem der grandiosen Auftaktsequenz, in der Angie Dickinson ermordet wird und einer fabelhaften Traumsequenz am Ende des Filmes)verzichtet De Palma auf Dialoge und lässt die Geschichte allein vom Bild erzählen.
Dies bedeutet jedoch überhaupt nicht, dass das Drehbuch des Films schlecht ist. Die Geschichte und die Charakterentwicklung sind sicher nicht so gelungen, wie bei vielen Filmen seines vielzitierten Filmemachers Hitchcock (Paradebeispiele: Der unsichtbare Dritte / Vertigo), aber immer noch sehr ausgereift (auf jeden Fall gelungener als bei heutigen Thrillern) und die Aufklärung der Mordserie ist einfach grandios. Jedoch muss man zugeben, dass De Palma´s Film visuell Hitchcock´s Meisterwerken meilenweit überlegen ist. Und De Palma möchte auch bewusst auf einer anderen Ebene Spannung aufbauen. Eher auf die Art wie sie in "Halloween", "Scream" oder Argento-Filmen aufgebaut wird, jedoch dennoch Suspense aufbauen kann und zudem übertrifft "Dressed To Kill" selbst die Spannung der gerade genannten Filme.
Auch die Schauspieler können in diesem Film überzeugen. Angie Dickinson überzeugt in der Rolle der frustrierten Ehefrau, Michael Caine spielt den Psychater einzigartig. (Caine ist für jeden Film eine Bereicherung) und Nancy Allen, die damals sicher noch nicht sehr berühmt war, glänzt nicht so sehr wie Dickinson und Caine, spielt jedoch immer noch sehr gut, ebenso der unbekannte männliche Hauptdarsteller.
(Brian De Palma wiederholt sehr gerne die Zusammenarbeit mit seinen Schauspielern. Mit Ex-Ehefrau Nancy Allen inszeniert De Palma zuvor "Carrie" und danach noch in "Blow Out", Nebendarsteller Dennis Franz war z.B wieder in "Body Double" zu sehen).
"Dressed To Kill" ist vom Stil ähnlich wie alle anderen De Palma Filme. Mit diesem Film hat er jedoch alles, dass auch seine früheren Filme auszeichnete, perfektioniert. Jedoch hat De Palma nach "Die Schwestern des Bösen" die psychologische Ausreigung seiner Hauptfiguren immer weiter ausgefeilt. "Carrie" und vor allem "Schwarzer Engel" können in dieser Hinsicht locker mit Hitchcock´s Werken gleichziehen. Bei "Dressed To Kill" versuchte De Palma weniger Wert auf die Psychologie zu nehmen und vertraute voll auf seine hohe technische Begabung.
In einigen Szenen zitiert De Palma wieder gekonnt aus Werken anderer Regisseure. Für die Duschszene war sicher Hitchcock´s "Psycho" das Vorbild, ebenso ähnelt der Mörder auch ein wenig Norman Bates.
Für die harte Hochglanzmordszene im Aufzug hatte er sicher Argento´s "Suspiria" als Vorbild. Jedoch kann man ja heute auch keinen Film mehr drehen, ohne dass man in irgendeiner Szene an einen Anderen denkt.
"Dresset To Kill" hat sicher auch die Kinogeschichte revolutioniert. Der Film war damals sicher nicht nur wegen seiner, für Hollywoodmaßstäbe, externen Gewalt skandalös, sondern auch wegen mit dem offenen Umgang mit sexuellen Motiven.
Man merkt auch in vielen anderen Filmen den Einflus von "Dressed To Kill". Selbst Argento drehte erst 1982 mit "Tenebrae" den ersten Film, der seinen Ruf als Brutallo-Regiesseur rechtfertigt und man sieht in diesem auch, dass Argento mit seiner Aufklärung der Mordserie, De Palma´s eigenartige, aber dennoch geniale, Idee übertreffen wollte. "Fear City" von Abel Ferrara wollte sicher auch De Palma´s pessimistischen Großstadtthriller übertreffen und ach in De Palma´s späteren Arbeiten versucht er "Dressed To Kill" zu übertreffen.
10/10